Weekend Magazin Vorarlberg 2025 KW12

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tagelang qualvoll über tau sende Kilometer verschifft werden, gar nicht existieren. Stattdessen werden die Tiere auf lokalen Viehmärkten, auch in entlegenen Wüsten regionen, verkauft oder direkt geschlachtet, ohne dass ihr Verbleib nachvollziehbar ist. „Wir haben vor Ort mit den Menschen gesprochen. Nie mand weiß, wo die Kühe sind“, schildert Tobias. Begegnung mit der Polizei Für die Einheimischen waren diese Gespräche nicht unge fährlich, betont Tobias: „Den Menschen droht Gefängnis, wenn sie mit europäischen Journalisten reden. Deshalb haben wir uns auch sehr zu rückgehalten.“ Dennoch blieb ihre Anwesenheit nicht unbe obachtet: „Man kann in Alge rien nicht einfach ein Auto ausleihen. Also waren wir mit Taxis unterwegs und sagten den Fahrern, wir wollten eine nahe gelegene Moschee be sichtigen. Dort wartete aller dings schon die Polizei und nahm uns vorerst Pässe und Handys ab. Dann wurden wir ins Hotel zurückgeschickt. Die Situation war für uns weniger gefährlich, es wurde aber un ser Vorhaben verhindert. Da konnten wir einfach nichts machen.“ Regierungsprogramm Die Ergebnisse dieser aufwen digen Recherchen wurden nun von der künftigen schwarz-rot pinken Bundesregierung auf gegriffen und waren eine Grundlage für einen Beschluss im Regierungsprogramm. „Wir waren schon zuvor beratend tätig. Vor den Wahlen gab es unter Bundesminister Rauch eine neue Umsetzungsverord nung für Tiertransporte. Das haben die Grünen noch durch

gebracht. Das war unser erster Erfolg. Die beschlossenen Maßnahmen im Regierungs programm sind nun unser zweiter“, freut sich Ann-Kath rin. Wortlaut des Regierungs programms „Jetzt das Richtige tun. Für Österreich.“ (Seite 149) „Die Bundesregierung setzt sich auf europäischer Ebene für eine Harmonisie rung bzw. Anhebung der Tier transport-Standards ein. Um unrechtmäßige Zuchttierex porte in Drittstaaten hintanzu halten, wird ein Monitoring eingeführt, das die Nachvoll ziehbarkeit des Einsatzes der österreichischen Zuchttiere in Drittstaaten ermöglicht und die Sanktionen evaluiert. Zu dem wird der Herdenaufbau in den betreffenden Ländern 2025 evaluiert und in regelmä ßigen Abständen überprüft so wie die Definition und Nach weisführung gestärkt. Insbe sondere soll die Transparenz bei Tiertransporten ausgebaut, die Nachvollziehbarkeit ge währleistet und vermehrte Kontrollen der zollrechtlichen und bilateralen Vereinbarun gen im Rahmen der Abferti gung durchgeführt werden.“ Diesen Maßnahmenbeschluss kann „The Marker“ durchaus als großen Erfolg verbuchen. Doch damit ist die Arbeit nicht zu Ende. Im Gegenteil: Nun gilt es, zu beobachten, wie das Programm in die Tat umge setzt wird: „Wie werden die Kontrollen konkret durchge führt? Welche Konsequenzen gibt es bei Verstößen? Und welche Transporte werden un ter welchen Bedingungen wei terhin genehmigt? Wir bleiben dran“, garantieren Tobias und Ann-Kathrin. V

FAKTEN ZUR ALGERIEN-RECHERCHE

n 50.000 Euro wurden an privaten Ersparnissen in die Recherchen investiert

n 3,5 Mio. Menschen wurden durch Medienberichte zur ersten Algerien-Recherche erreicht (ORF und Krone) n 71 Medienberichte gab es zur ersten Veröffentlichung insgesamt n 21 Telefonstunden n 42 schlaflose Nächte n 408 Energy Drinks (Ann-Kathrin: „Das war heftig, aber wie willst du sonst 42 Nächte durchmachen?“) n 8 Flugstunden mit der Drohne n 20.000 Reisekilometer n 120 Stunden Videomaterial

Video zur Algerien- Recherche.

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