HTL Oberösterreich 2025 KW07
Viele im echten Leben gelten den Regeln des Miteinanders scheinen im virtuellen Raum außer Kraft gesetzt zu sein.
Auch handyfreie Schulen empfiehlt der Psychotherapeut. Das zwinge die Kinder dazu, miteinander zu sprechen und gebe ihnen automatisch sechs bis acht Stun den pro Tag ohne digitale Medien. Hier appelliert der Experte vor allem an den Zusammenhalt der Eltern, denn wenn ein Kind ein Smartphone besitzt, müs sen alle eines besitzen. Selbstkontrolle. Darüber hinaus ist es wichtig, sich selbst Grenzen zu setzen. Nicht nur Kinder und Jugendliche ver fallen schnell in eine Abhängigkeit, auch Erwachsene haben damit oft zu kämpfen. Man sollte versuchen, seinen eigenen Konsum einzugrenzen – bei spielsweise eine halbe Stunde Ins tagram pro Tag. Doch jeder, der Soci al Media nutzt, weiß, dass das Einhal ten nicht immer einfach ist. „Kritisch wird es, wenn Menschen beginnen, schwierige Gefühle mit Social Media zu verarbeiten: Wenn ich traurig bin, gehe ich auf TikTok. Wenn mir lang weilig ist, gehe ich auf TikTok. Wenn ich einsam bin, gehe ich auf TikTok“, erläutert der Medien- und Sexualpäda- goge. Daher ist es umso wichtiger, sich selbst und auch schon Kindern klare Grenzen zu setzen, um einen bewuss ten Umgang mit digitalen Medien er lernen zu können. V
Auch Wagner weiß genau, was Social Media mit der menschlichen Psyche machen kann. Er erklärt: „Je mehr Zeit die Jugendlichen mit sozialen Medien verbringen, desto höher ist die Wahr scheinlichkeit, dass sie Angststörungen sowie Essstörungen entwickeln und be ginnen, sich selbst zu verletzen.“ Zu den Hochrisikogruppen zählen vor allem junge Mädchen, die am Beginn ihrer Pubertät stehen. Fehlende Sicherheit. Das Internet ist kein kontrollierbarer Raum. Eine Tatsache, die vielen Eltern zwar be wusst ist, aber die trotzdem immer wieder vernachlässigt wird. „Niemand fährt mehr mit dem Auto und fotogra fiert heimlich Kinder am Spielplatz, sondern die Kinder werden direkt auf Instagram oder TikTok angeschrie ben“, so Wagner. Dadurch ist es fast unvermeidbar, dass bereits 10-Jährige mit Pornografie in Berührung kom men. Auch der US-Soziologe Zach be tont: „Es gibt nur sehr wenige Schutz maßnahmen oder Regulierungen, um Kinder vor den verschiedenen Gefah ren zu schützen, die auf den Plattfor men auftreten können.“ Handyfreie Zonen. Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran und be
sonders die zukünftigen Generationen werden sich noch früher mit den digita len Medien befassen. Die Lösung? Ge nau hier müsste die Handbremse gezo gen werden. „Kinder sollten so spät wie möglich ein eigenes Smartphone be kommen, zumindest sollte die Nutzung von Social Media so lange wie möglich hinausgezögert werden“, betont Wagner.
BUCHTIPP:
Generation Angst: Wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlie ren und ihre psychische Gesund heit aufs Spiel setzen. Jonathan Haidt, Rohwohlt Verlag Preis: 26,– Euro
FOTO: ROHWOHLT BUCHVERLAG, OBEN: ISTOCK.COM/ WOOCAT
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