Weekend Magazin Wien 2025 KW40

STORYS

dafür fehlen. Und ich finde auch dazu gehört viel Selbstreflexion“, so die Wie nerin. Und ergänzt: „Lieber bereue ich es, kein Kind be kommen zu haben, als eines bekommen zu haben.“ Sinkende Geburtenrate Fakt ist, dass die Geburtenra te in Österreich nach wie vor stark rückläufig ist. Laut Sta tistik Austria wurden 2024 76.873 Kinder in Österreich geboren – so wenig wie noch nie. Laut einer Parship-Um frage* wünschen sich 20 Pro zent der Frauen unter 40 kei ne Kinder. In Ländern wie Südkorea wird sogar schon von einem „Geburtenstreik“ gesprochen: Die Zahl der Neugeborenen liegt auf einem historischen Tiefstand, was natürlich auch zu Schwierig keiten führt. Die Gesellschaft wird immer älter, die Arbeits kräfte fehlen, das Sozialsystem steht unter enormem Druck. Die südkoreanische Regierung

BUCHTIPPS

Orna Donath. „Regretting Motherhood“ Penguin Verlag Preis: 15,– Euro 34,99.

Nadine Pungs. „Nichtmuttersein“ Piper Paperback Preis: 19,– Euro

Sarah Diehl. „Die Uhr, die nicht tickt“ Arche Verlag Preis: 13,– Euro

ganze 30 % wollen sich lieber auf ihre Karriere fokussieren. Würde die Zahl der Geburten wieder steigen, wenn auch hierzulande politische Verbes serungen stattfinden würden? Das wird sich wohl erst zei gen. Mutterwerden sollte je doch nicht als Pflicht, sondern immer als Option verstanden werden. V

versucht dem seit Jahren ent gegenzuwirken und hat be reits Milliardensummen in vestiert, um die Menschen zum Kinderkriegen zu ani mieren. Doch der größte Fak tor wurde dabei übersehen: die Geschlechterungleichheit. Care-Arbeit und Kindererzie hung sind nach wie vor Frau en-Themen und werdende

Mütter werden am Arbeits platz so stark diskriminiert, dass sie kündigen. Noch ist das Problem in Österreich nicht so ausgeprägt, doch die Parship-Umfrage zeigt: Frau en haben beim Thema Kin derkriegen deutlich größere Bedenken als Männer. 24 % der Befragten fürchten sich vor Einkommenseinbußen,

SHORT TALK

Der Druck auf Frauen ist enorm

Was waren Ihre großen Learnings, als Sie das Buch „Die Uhr, die nicht tickt“ geschrieben haben? Unser Frauenbild ist noch immer stark davon geprägt, dass Frauen für andere da sein sollen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen und so eine fast schon die nende Rolle in der Gesell schaft einnehmen. Umso ir ritierender wirkt es auf viele, wenn Frauen bewusst für sich selbst einstehen. Doch gerade die Distanz zur Idea lisierung und Romantisie rung der Mutterschaft eröff net neue Chancen, die eige

und Familienmodelle gibt. Das Konzept der Kleinfami lie funktioniert nicht für je den. Ist die Frage nach dem Kin derwunsch eine intuitive? Um herauszufinden, ob man ein Kind möchte, braucht es Intuition und Reflexion: Zuerst sollte man sich die Frage unab hängig von den äußeren Umständen stellen und dann mit Blick auf Part nerschaft und Finanzen. Ergibt sich daraus ein stimmiges Bild, kennt man die Antwort.

nen Wünsche und Ressour cen klarer zu erkennen.

Sie haben das Buch vor 11 Jahren veröffentlicht: Was hat sich seitdem getan? Der Anspruch an Mütter ist enorm gestiegen. Sie sind quasi ein Teil der Leis tungsgesellschaft und müs sen alles perfekt machen. Leider auch oft durch den Druck anderer Frauen. Für kinderlose Frauen gibt es mittlerweile mehr Akzep tanz als noch vor 10 Jah ren. Aber ich würde mir wünschen, dass es auch mehr alternative Lebens-

Sarah Diehl Autorin, Aktivistin & Seminarleiterin www.sarah- diehl.com

FOTOS: VERLAG, IVO MAYER *LAUT EINER PARSHIP-UMFRAGE AUS DEM MÄRZ 2025

8 | WEEKEND MAGAZIN

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online