Weekend Magazin Vorarlberg 2025 KW19

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350 Jahre lang war der Biber im Ländle ver schollen. 2006 kehrte er zurück. Heute wird sein Bestand auf rund 300 Tiere geschätzt.

D as Ländle. Neben seiner kulturellen und landschaftli chen Schönheit bietet Öster reichs westlichstes Bundes land eine atemberaubende Artenvielfalt. Doch Flora und Fauna unterliegen einem Wandel. Denn durch diverse – nicht zuletzt menschge machte – Faktoren geraten sie zunehmend unter Druck. Verlust an Lebensräumen In der Abteilung Umwelt- und Klimaschutz des Landes Vorarl- berg weiß man ob der Proble me, mit denen heimische Arten zu kämpfen haben. Simone Summer, Fachbereichsleiterin Naturschutz, fasst zusammen: „Flächenverbrauch, Zerschnei dung und Störung der Lebens räume, intensive Nutzungsfor men der Landflächen, fehlende Rückzugsgebiete für Tiere und, als neueres Phänomen, der Kli mawandel“. „Besonderer Druck entsteht vor allem durch den immer stärker werdenden Ver lust an Lebensräumen“, betont

Verschollene Arten Wie viele Arten im Ländle zu hause sind, ist unklar. „Eine Gesamtartenzahl für Vorarl berg anzugeben, wäre eine gro be Schätzung ohne jede Aussa gekraft“, stellt Friebe klar. Ebenso ist unbekannt, wie vie le Arten gar vom Aussterben bedroht sind. Es ist aber auch weniger der Verlust an Arten, der Friebe und seinen Kolle gInnen Sorge bereitet, sondern der Rückgang der Biomasse im Gesamten: „Dem Vogel ist es weitgehend egal, welche Insek ten er frisst bzw. an seinen Nachwuchs verfüttert, solange sie ausreichend vorhanden sind. Der Rückgang der Indivi duenzahl trifft ihn aber direkt.“ Schwierige Datenerhebung Bei der Erfassung aussagekräf tiger Daten spricht Friebe zwei große Probleme an: den Man gel an Fachpersonal sowie den Mangel an Geld für fundierte fachliche Erhebungen. „Da es auch in der Vergangenheit kei ne quantitativen Erhebungen gegeben hat, fehlt meist die Vergleichsbasis. So lässt sich der Rückgang der Biodiversität aber nicht in Zahlen fas sen.“ Und was nicht in Zahlen ausgedrückt wer den könne, werde laut

auch inatura-Experte Georg Friebe. Manche Gemeinden haben dieses Problem bereits erkannt und stellen Insekten neue Lebensräume zur Verfü gung: So werden etwa Grün streifen nicht mehr gemäht oder den Tieren auf gemeinde eigenen Grundstücken ein neues Zuhause geboten. Klimawandel: „Gewin ner und Verlierer“ Die Auswirkungen des Klima wandels sind schwieriger zu fassen. Dass eine Verschiebung von Vegetationsgrenzen Aus wirkungen auf die Tierwelt hat, ist unbestreitbar. So fanden etwa wärmeliebende Nachtfal ter, die noch vor wenigen Jahr zehnten im Adriaraum verortet wurden, ihren Weg zu uns. Die se Arten überstehen die mitt lerweile recht milden Winter problemlos und können sich er folgreich fortpflanzen. Gleiches beobachten Forscher bei ande ren Insektengruppen und – schlechte Nachrichten für Arachnophobiker – auch Spin nentieren. Laut Summer führe

der Klimawandel in einer Regi on „immer zu Verlierern und Gewinnern in der Tier- und Pflanzenwelt“. Autochthone und an das bisherige Klima an gepasste Arten mit Sensibilität gegenüber den Auswirkungen der Erhitzung müssen in kühle re Regionen auswandern oder sind den Bedingungen ausgelie fert, etwa Arten im Hochgebir ge. Summer: „Oben wird es wärmer, aber die Arten können nicht weiter in die Höhe. Ande rerseits gibt es Arten, die sich in wärmer werdenden Regionen ausbreiten können und so wie derum profitieren.“ Insgesamt setze der Klimawandel die hei mische Fauna und Flora unter zusätzlichen Stress. Inwieweit die Arten sich in der nötigen Zeit an die Veränderungen an passen können, lässt sich nur schwer prognostizieren.

„Eine Gesamtartenzahl für Vorarlberg anzugeben, wäre eine Schätzung ohne Aussagekraft.“ Dr. Georg Friebe , inatura Dornbirn

FOTOS: HARALD KÜNG, INATURA/NADINE ROSSKOPF

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