Weekend Magazin Vorarlberg 2024 KW38
STORYS
W enn Herbert Kickl stolz und glücklich auf sei nem Schaukelpferd thront, die pinke Frontfrau ungehört ihr Mikro umklammert, Grü nen-Chef Werner Kogler ver geblich in ein Windrad pus tet, sich Kanzler Karl Ne hammer beim Burger-Essen selbst anpatzt und SPÖ-Boss Babler einfach nicht vom Fleck kommt – dann läuft zwischen den dutzenden Wahlsendungen wahrschein lich gerade Werbung. XXXLutz hat die politischen Akteure für seinen satiri schen Spot ins Vorschulalter versetzt. Und irgendwie bleibt nach 30 Sekunden der nagende Gedanke: Ist der ak tuelle Wahlkampf vielleicht wirklich ein einziger großer Kindergarten? Man macht sich schmutzig Ob Diskussion, Interview oder Bierzelt-Auftritt: Aktuell wird keine Gelegenheit ausge lassen, dem politischen Geg ner so richtig einzuschenken – und wenn das nicht geht,
„Mit dir spiel ich nicht!” Nicht nur vom Wahlergebnis abhängig ist auch die Zu kunft von FPÖ-Chef Kickl. Selten war das Kanzleramt so greifbar nah – wären da nicht noch die anderen. Fast alle schließen eine Koalition mit der FPÖ aus, zumindest aber alle eine mit Herbert Kickl. Dass man nicht mitspielen darf, stößt naturgemäß sauer auf. Dafür bezichtigt man den wohl realistischsten Ko alitionspartner ÖVP, bereits hinter verschlossenen Türen heimlich an einer Ampelkoa Bastelprojekte anderer Art sind hingegen weitestgehend öffentlich, wenn auch nicht weniger problembehaftet. Die geforderte „Festung Öster reich“ dürfte sich in absehba rer Zeit als Luftschloss ent puppen. Wir erinnern uns: Keinen einzigen Asylantrag will der blaue Chef künftig zu lassen. Die Machbarkeit im Rahmen rechtsstaatlicher Grenzen wird wohl lition zu basteln. Bastelprojekt: Sandburg
ihn zumindest ordentlich an zupatzen. Nicht sonderlich ju gendfrei wird der politische Mitbewerb wahlweise als “Swingerclub der Machthung rigen”, impotent (in Sachen Lösungskompetenz), „Giftmi scher“, „staatsgefährdend“ und fast schon harmlos “Kli makommunist” bezeichnet. Die harten Bandagen waren zwar auch früher keine Samt handschuhe. Selten aber hat man zum Schaufeln trennen der Gräben so tief angesetzt. Parteidisziplin in Kinderschuhen Mit Grabenkämpfen anderer Art ist man derweil bei der SPÖ befasst. Während die Parteien im Wahlkampf- Hickhack stecken, finden die Genossen daneben auch noch Zeit für interne Scharmützel. Da attestiert Doris Bures, ih res Zeichens mächtigste Sozi aldemokratin, dem Pro gramm ihres Parteichefs we nige Tage vor Präsentation „Unernsthaftigkeit“ – freilich hinter verschlossenen Türen. „Zum jetzigen Zeitpunkt die se Kritik zu formulieren, ist
kontraproduktiv, das grenzt an Sabotage”, reiten prompt die Babler-Getreuen aus, um Bures – öffentlich, statt in tern – in die Schranken zu weisen. Wie ihre Mail den Weg aus den Roten Reihen an die Öffentlichkeit gefunden hat, ist noch nicht ganz klar. Seither ist man neben dem Wahlkampf nicht nur weiter mit sich selbst, sondern auch noch mit der Suche nach dem Maulwurf in der eigenen Sandkiste beschäftigt. Wackeliger Klassensprecher Einigkeit zwischen den unter schiedlichen Cliquen sucht man aber auch entlang der meistdiskutierten Themen komplexe vergeblich. Die Zei chen stehen auf Meuterei. Während das Doskozil- Kaiser-Papier einen härteren Kurs in puncto Asyl und Migration formuliert, segelt Partei-Lenker Babler weiter unter humanitärer Flagge. Nach der Wahl geht wohl auch das Spiel „Kapern der Parteiführung” in die nächste Runde.
FOTOS: BAUSTEINE: BRIANAJACKSON/ISTOCK/GETTY IMAGES, WOLKENHINTERGRUND: K CHING CHING/ISTOCK/GETTY IMAGES, PANU WACH/ISTOCK/GETTY IMAGES, JANE_KELLY/ISTOCK/GETTY IMAGES, INVISION FRAME STUDIO/ISTOCK/GETTY IMAGES, VECTOR DESIGNER/ ISTOCK/GETTY IMAGES, ASTRID WAGNER: JOE KLAMAR/AFP/PICTUREDESK.COM
Dominik Wlazny
Astrid Wagner
Am Rand: Sie wollen auch mitspielen
KPÖ Tobias Schweiger: Die KPÖ fühlt sich den regionalen Spielwiesen entwach sen. Mit dem Thema Wohnen will er ins Parlament einziehen.
Bierpartei
Gaza
LMP
KEINE
MFG Joachim Aigner Der Trotzphase nicht entwachsen: Die Anti-Corona- Partei will es national wissen.
Dominik Wlazny Ebenfalls im linken Wählerbecken fischend, dümpelt die Bierpartei pro grammatisch weiter im Trüben.
Astrid Wagner Das Spiel mit der Provokation liegt der prominenten Strafverteidigerin:
Madeleine Petrovic Die Ex-Grüne hat Lust auf eine neue Runde: Umwelt schutz und Tiere
Mulla Fayad Ehemals „Der Wandel“ geht die Links-Partei mit kreativem Listenna men auf Stimmen fang.
Gaza tritt für Palästina ein.
sind ihre Trümpfe.
Made with FlippingBook Ebook Creator