Weekend Magazin Tirol 2024 KW35

TIROL INSIDE

EXKLUSIV: JAKOB SCHUBERT Nervenstark im Olympiafinale

ZWEITES OLYMPIA-EDELMETALL. Jakob Schubert hat schon viel in seiner Karriere erreicht – nun hat der sechsfache Kletterweltmeister seine zweite olympische Medaille errungen. Zeit für ein Gespräch über Erfolgsdruck, mentale Stärke und Zukunftspläne. Von Alexandra Nagiller

D u warst ein heißer Kandidat für Edel metall in Paris. Zu rückgekommen bist Du mit Bronze. Überwiegt die Freu de oder der Gedanke, dass vielleicht mehr möglich ge wesen wäre? Schubert: Beim Bouldern hab ich definitiv Gold und Silber verloren. In der Isolationszone war der Frust dann schon da – ich hab doch einige Chancen liegen gelassen. Aber ich wusste, dass ich noch die Möglichkeit auf eine Medaille habe. Im Vorstieg bin ich gut drauf – und mit dem Gefühl bin ich dann 45 Minuten spä ter die Route geklettert und hab doch noch Bronze ge schafft. Natürlich ist die Ent täuschung noch nicht ganz weg, wenn man sich monate lang im Training mit der po tentiellen Goldmedaille pusht. Aber das Feld bei den Män nern war einfach extrem stark, die Abstände sehr knapp. 17 Männer sind ohne Medaille heimgefahren – insofern bin ich über Bronze schon sehr glücklich.

Mental war die Aufholjagd sicher nicht leicht. Schubert: Frust abzuschalten und sich neu zu motivieren und zu konzentrieren gehört im Wettkampf dazu, ist aber sicher nicht leicht. High-Pres sure-Situationen wie Olympia sind immer speziell. Aber Er fahrung hilft – und auch das entsprechende Umfeld. Es ist ja nicht nur der Bewerb men tal fordernd, sondern bereits die ein, zwei Monate davor. Erwartungen, der Druck von außen, aber auch der Druck, den man sich selbst macht – da ist es wichtig, Leute um sich zu haben, die einen ver stehen und bei denen man den Kopf auch freibekommt. Warst Du seit Paris schon wieder am Fels bzw. an der Kletterwand? Schubert: Gut eine Woche Pause wollte ich mir sowieso gönnen, aber ich hab mir bei der Boulderrunde auch die Schulter beleidigt, also hat ein bisschen Ruhe nicht gescha det. Jetzt habe ich wieder lo cker gestartet. Im Septem-

fixiert – das wichtigste Projekt für heuer liegt in der Verdon schlucht: ich will die DNA- Route klettern, das ist eine von nur drei 9c-Routen welt weit. Im Winter werde ich mich auf Bouldern konzent rieren. Langfristig ist noch vieles offen. Nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall noch an Wettkämpfen teilnehmen und werde mich auf die WM konzentrieren. Wie wahrscheinlich ist eine dritte Olympiateilnahme? Schubert: Das halte ich mir of fen – meine Entscheidung hängt auch davon ab, wie sich der Klettersport bei den Olym pischen Spielen entwickelt.

ber geht es nach Mallorca zum Deepwater Soloing, so wie auch letztes Mal nach To kio (siehe Bild rechts oben). Die Olympischen Spiele sind vorbei – was sind Deine nächsten Pläne bzw. Projekte? Schubert: Kurzfristige Ziele habe ich schon vor Olympia

Du sprichst davon, ob Bouldern und Vorstieg

„Der Wettkampf ist nur eine Momentaufnahme. Mental sind auch die Monate davor eine Herausforderung.“ Jakob Schubert über den Druck bei Großereignissen

FOTO: SIMON RAINER

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