Weekend Magazin Steiermark Blickpunkt Weiz 2025 KW08

SOCIETY

Klaus Eckel im großen Weekend-Talk – mehr unter weekend.at/interview-eckel

EXKLUSIV: KLAUS ECKEL Im Salon

der guten Hoffnung HUMOR HILFT. Warum Perfektion unsympathisch macht und die Spaltung der Gesellschaft Unfug ist: Kabarettist Klaus Eckel im Gespräch über sein neues Buch, die Baustelle Bildung und das Recht auf Wurschtigkeit. Von Stefanie Hermann W ie fühlt es sich an, das Buch fer tig zu haben? Sie schreiben auch über das „Weiterwursteln“. Wo sollte damit Schluss sein? schicken ihre Kinder in Schu len, die das Gehirn adäquater befüllen. Da spaltet es sich gesellschaftlich.

gen und Distanz zum eigenen Schicksal zu schaffen. Humor versucht, den Leuten Gelas senheit ins Gehirn zu zau bern. Kein Thema, wo er un angebracht ist? Eckel: Dass Satire oder Humor alles dürfen, finde ich nicht. Ich versuche, niemanden zu kränken. Und das Thema Missbrauch: Das erschließt sich mir nicht, ich habe selbst Kinder. Man kennt die Zu stände, wo keine Transparenz stattfindet. Menschen sind generell misstrauischer geworden. Woran liegt das? Eckel: Wir Menschen haben einen unglaublichen Mit teilungsdrang, wenn wir Ne gatives erfahren. Wenn ein Flugzeug abstürzt, siehst du das im Fernsehen. Wir sehen nur Ausnahmefälle und da durch glauben wir, die Aus nahme sei die Regel. Wenn ich mir jede positive Begegnung so merken würde wie die ne gativen, ich wäre so dankbar über das eigene Gehirn.

Eckel: Ich warte auf die Leere nach dem Fertigwerden. Aber da es ein Nebenprodukt zu ei nem Kabarett ist, ist es jetzt nicht ganz so. Es sind Texte, die nicht ins Programm rein finden. Bevor ich sie auf der Ersatzbank verharren lasse, packe ich sie lieber in ein Buch. Wenn Sie wählen müssten, Kabarett oder Buch? Eckel: Eindeutig Kabarett. Ka barett ist der ehrlichste Beruf, den es gibt. Ich habe alle drei Sätze ein Feedbackgespräch mit meinen Chefs, nämlich den Zuschauern. Worüber können Sie privat lachen? Eckel: Ich schaue mir gerne Stand-up-Sachen an, lese ger ne. Und Tragikomödien. Das ist mein Lieblingsgenre. Brauchen gerade tragische Situationen Humor? Eckel: Ja. Humor ist zwei Sachen: Leichtigkeit reinbrin

Eckel: Das Allerschlimmste ist die Bildung. Die komplet te Welt dreht sich, aber das antiquierte Schulsystem bleibt. Egal welches Talent Kinder haben, es wird wie mit einem Rasenmäher über sie drübergefahren. Wir unter richten allen das Gleiche zur gleichen Zeit und schauen dauernd auf die Schwä chen, damit sie dann

Generell sagt man, wir sind so gespalten wie nie zuvor. Empfinden Sie das auch so? Eckel: Nein, finde ich über haupt nicht. Beim Thema Lie be finden fast alle Menschen berührend, wenn man ein neunzigjähriges Ehepaar sieht, das sich die Hand gibt. Es

gibt ganz viele Sachen, Musik, Empathie, wo es egal ist, wo du politisch stehst. Der Mensch ist viel mehr als eine politische Stoß richtung.

einen Vierer in et was haben, das sie hassen. Das ist alles pervers. Manche Eltern, die das erken nen und es sich leisten können,

FOTOS: ALEX FELTEN/ WEEKEND; BUCHCOVER: JOHANNES ZINNER/UEBERREUTER VERLAG

„Der Mensch ist viel mehr als eine politische Stoßrichtung.“ Klaus Eckel glaubt nicht an eine Spaltung der Gesellschaft .

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