Weekend Magazin Steiermark 2025 KW10
STEIERMARK INSIDE
Harter Arbeiter. Geboren am 7.8.1960 in Knittelfeld, legte Herk 1979 die Matura mit Schwerpunkt Kraftfahrzeug- und Maschinenbau ab. 1988 übernahm er den elterlichen Betrieb. Seine politische Karriere begann 1995 beim Wirtschafts bund Knittelfeld. 2006 wurde er Landes gruppen-Stellvertreter, seit 2012 ist er Vizepräsident des Österreichischen Wirtschaftsbundes. 2011 wurde er zum Präsidenten der WKO Steiermark gewählt.
Sind wir als Gesellschaft leistungsfeindlich? Herk: Ja! Das fängt schon bei den Kindern an, die in Watte gepackt aufwachsen. Bei Kin derskirennen gibt es nur noch Sieger, beim Fußball werden die Tore nicht ge zählt, und wenn im Kinder garten ein Kind umfällt und sich verletzt, droht eine Kla ge. Wir haben den Menschen Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit abgewöhnt. Christopher Drexler musste seinen Sessel räumen. Hat auch er zu wenig von dieser Haltung ausgestrahlt? Herk: Das ist wie in jedem Unternehmen. Wenn der Chef nicht erfolgreich ist, wird er infrage gestellt. Bei aller persönlicher Wertschät zung muss man sagen, dass die Marke Drexler beim Wähler offensichtlich nicht gut angekommen ist. Der Wirtschaftsflügel der ÖVP scheint derzeit eine entscheidende Rolle zu spie len. Auch im Bund hat er in der Koalitionsfrage immer wieder Stellung bezogen … Herk: Das ist dem Ernst der Situation geschuldet. Der Druck auf die Unternehmen ist enorm hoch und das über trägt sich in die Politik. In gu ten Zeiten leistet man sich
von der AVL zitieren, der ge sagt hat, dass es technisch möglich ist, einen emissions freien Verbrennungsmotor zu entwickeln. Es ist legitim, dass die Politik Ziele vorgibt, sie sollte sich aber nicht in die technologische Umsetzung
Herk: Die Wirtschaft ist nicht das Problem, sondern die Lö sung. Das erlebe ich täglich in den Unternehmen. Die Maß nahmen, die in der Wirtschaft für mehr Klimaschutz gesetzt werden, würde ich mir auch im privaten Bereich wün schen. Unternehmer wissen genau, wie wichtig Energie effizienz ist. Wagen wir einen Blick nach Amerika. Freut man sich als Unternehmer, dass der reichste Mann der Welt eine so dominante Rolle spielt? Herk: Nein, das macht mir Angst. Leute wie Elon Musk glauben, dass Stimmen nicht gezählt, sondern gewogen werden sollten. Das bedroht unser demokratisches System. Nehmen Sie die Wirtschafts kammer her. Jeder Unterneh mer hat bei uns die gleiche Stimme, egal wie groß der Be trieb ist. Zum Schluss eine persönli che Frage. Sie werden heuer 65 Jahre alt. Die meisten Menschen denken in diesem Alter an die Pension. Was treibt Sie an, weiterzu machen? Herk: (lacht) Leidenschaft und Begeisterung. Künstler gehen schließlich auch nicht in Pen sion, sondern sterben irgend wann. V
Dinge, auf die man in schlechten Zeiten verzichten muss. Die Wirtschaft befindet sich in verschiedenen Branchen im Wandel. Stark betroffen ist der Automotiv-Sektor
„Leute wie Elon Musk glauben, dass Stimmen nicht gezählt, sondern gewogen werden sollten. Das bedroht unser demokratisches System.“ Josef Herk über Elon Musk
und damit auch die Steier mark. Treten Sie für ein Kippen des Verbrennerver bots ein? Herk: Grundsätzlich bin ich für Technologieoffenheit und gegen Verbote. Ich möchte an dieser Stelle Professor List
einmischen. Natürlich trifft diese Entwicklung die steiri sche Autozuliefer-Industrie massiv. Sind Klimaschutz und Wirt schaft überhaupt miteinan der vereinbar?
Josef Herk kritisiert die Work-Life-Balance: „Wir nutzen den Sozialstaat Vollzeit, wollen aber nur Teilzeit arbeiten.“
FOTOS: OLIVER WOLF FOTO GMBH
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