Weekend Karriere Wien 2024 KW38

LEHRE & KARRIERE

sagt der OGH.“ Im Gegenzug: Machen junge Menschen beim Praktikum keine guten Erfahrungen oder werden nicht gut betreut, „fühlen sie sich zu Recht ausgenützt und werden der Branche den Rü cken kehren“, weiß Ginner. Zeitlicher Rahmen. „Über 80 Prozent der PraktikantIn nen machen ihr Praktikum in den Sommermonaten. Es kommt aber auf die jeweilige Branche und Ausbildung an, denn oft ist es auch sinnvoll, begleitend zur Ausbildung Einblicke in die Praxis zu ge winnen“, führt Ginner weiter aus. Für die Dauer eines Prak tikums gibt es keine Vorgaben – es sollte einerseits lange ge nug sein, um einen realisti schen Einblick in den Ar beitsalltag und die Tätigkeiten zu erhalten. „Wir warnen aber auch vor überlangen Praktika, deren Mehrwert in Bezug auf die Ausbildung fraglich er scheint und bei denen das In teresse der Betriebe letztlich

beitsrealitäten“, so Ginner. So ziale und persönliche Kompe tenzen können erkannt, wei terentwickelt und im Betrieb eingesetzt werden. Gut genutzt. Sinnvoll ist ein Praktikum natürlich nur dann, wenn der Praktikant auch um fassende Einblicke in das Un ternehmen und die Tätigkeit erhält sowie seine Fertigkeiten und sein Wissen einbringen kann. Der AK-Experte betont: „Im Praktikum sollte das in der Ausbildung vermittelte Fachwissen durch praktische Erfahrung erweitert werden. Dazu braucht es Ansprech personen und Ausbildungs verantwortliche. Ein echtes Praktikum dient in erster Li nie den Interessen des Auszu bildenden, der sich praktische Kenntnisse aneignen können soll, die der Ausbildung ent sprechen. Arbeiten, die nicht dem Ausbildungszweck die nen, dürfen nur in ,einem zeit lich zu vernachlässigenden Ausmaß‘ verrichtet werden,

PRAXIS-TIPPS

n Praktikumssuche: Je früher, desto besser mit der Suche beginnen. Vor allem in großen Firmen, Banken oder öffentlichen Institutionen beginnt die Bewer bungszeit schon im Herbst des Vorjahres (für z.B. Sommerpraktika). Tipp: Bewerbungsgespräche üben! Für die Suche das persönliche Umfeld und Kontakte nutzen, Betriebe direkt anschreiben oder Praktikums börsen durchstöbern. n Was muss geklärt werden: Genaue Tätigkeit, Beginn und Ende der Beschäftigung, Arbeitszeit, Entlohnung, Kollektivvertrags-Zugehörigkeit des Betriebes abklä ren, eventuell Kost und Quartier (bzw. einen etwaigen Abzug für Kost oder Quartier) in einem Arbeitsver trag schriftlich vereinbaren. Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit vereinbaren – bei unregelmäßiger Arbeitszeit die freien Tage im Vorhinein festlegen. Achtung: Überstunden für Jugendliche unter 18 Jahren sind nicht erlaubt!

n Alle Infos und Tipps zu Praktika z.B. unter: www.arbeiterkammer.at/beratung/bildung/ schule/pflichtpraktikum.html

meist an den jeweils vorgese henen Lehrlingseinkommen“, weiß Boris Ginner. Was bringt’s? Und auch wenn kein Pflichtpraktikum in der Ausbildung vorgesehen ist, ist ein solches generell nie ein Fehler – es macht sich im mer gut im Lebenslauf, wie Ginner abschließend ergänzt: „Durch das Praktikum kann man in verschiedene Bran chen und Berufsfelder ,hin einschnuppern‘. Persönliche Kontakte und Netzwerke ent stehen. Dies eröffnet die Chance, Bereiche kennenzu lernen, in denen man sich weiterentwickeln möchte. Dies kann auch der eigenen beruflichen Karriere dienlich sein. Denn hatte man bereits die Chance, konkrete Einbli cke in die Arbeitsrealitäten zu gewinnen und kann auf Er fahrungswerte in der jeweili gen Branche verweisen, ist das für spätere Bewerbungen sicherlich von Nutzen.“ V

im Ersatz regulär Beschäftig ter durch Billigarbeitskräfte bestehen dürfte“, warnt der Experte und gibt den Tipp, die Arbeitszeit in jedem Fall gut zu dokumentieren und ei gene Arbeitsaufzeichnungen zu machen. „Die Arbeiter kammer checkt gerne die Ab rechnung und überprüft, ob z.B. Überstunden oder die Urlaubsersatzleistung korrekt ausbezahlt wurden – und macht im Notfall Ansprüche geltend“, ergänzt er. Die Frage des Geldes. Bei einem Praktikum handelt es sich meist um ein befristetes Arbeitsverhältnis, weshalb es auch entsprechend entlohnt werden sollte: „Das Einkom men der PraktikantInnen richtet sich nach dem Kollek tivvertrag der jeweiligen Branche. In vielen Branchen gibt es auch eigene Bestim mungen bezüglich des Ent gelts für PflichtpraktikantIn nen. Diese orientieren sich

„Gute Praktikumserfahrungen tragen zur Sicherung des Arbeitskräftebedarfs bei. Nicht zuletzt kann dies auch zur persönlichen Weiterentwicklung und Stärkung des Selbstwerts beitragen.“

Boris Ginner Abteilung für Lehrausbildung und Bildungspolitik, AK Wien

ILLUSTRATION: ISTOCK.COM/YANOTAI KHAMCHAK, FOTO: MIRELA JASIC

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