Weekend Karriere Kärnten 2024 KW01

SCHULE & BILDUNG

E s ist eine Situation, wie es sie immer wieder gibt: Fan ny ist 13 und geht in die 3. Klasse einer AHS. Sie ist eine gute Schülerin und seit der ersten Klasse mit Anna befreundet. Aber jetzt hat Anna Fanny verraten, sie ist nämlich in Benjamin verliebt. Der wiederum kann Fanny nicht leiden. Aus seiner WhatsApp-Gruppe hat Benja min, ein Anführer-Typ, Fanny rausge worfen und übt Druck auf die anderen aus, Fanny ebenfalls zu meiden. Die Si tuation wird täglich schlimmer. Fanny wird mit Kreide beworfen, ihre Schulsa chen werden versteckt, Mitschüler ste cken ihr Zettel zu: „Du Schlampe!“ oder „Du hast hier keine Freunde.“ Voller Verzweiflung wendet sie sich an ihre El tern. Die nehmen Kontakt mit dem Klassenvorstand auf.

Ernst nehmen. Fanny, Anna und Benjamin heißen in Wirklichkeit an ders, den Fall aber gab es wirklich. Er dient als eines von mehreren Beispie len des „Leitfaden für die Schulge meinschaft im Umgang mit Mobbing“, herausgegeben vom Bundesministeri um für Bildung. Im Vorwort heißt es: „Mobbing in der Schule ist ein ernstzu nehmendes Gruppenphänomen.“ Das Leiden der vielen. Traurig, aber wahr, wie folgende Zahlen belegen: Über ein Drittel (35 Prozent) der öster reichischen SchülerInnen gibt an, am Mobbing von MitschülerInnen betei ligt gewesen zu sein. Fast ein Drittel (32 Prozent) berichtet, Opfer von Mobbing geworden zu sein. Diese Zah len stammen aus 2014 und dürften heute sogar noch höher sein.

Was nun geschieht. Was sagt der Leitfaden im Fall Fanny? Wie vorge hen? Schließlich sieht er sich als „An leitung zur Beurteilung von Mob bing-Situationen“ und will „Hand lungssicherheit im Umgang mit Mob bing“ erzielen. Zunächst wird geprüft, ob tatsächlich Mobbing vorliegt. Dazu dienen die Kriterien oben. Kur zer Check: Ja, die Geschehnisse erfül len alle Mobbing-Kriterien. Die Schu le sollte nun prüfen, ob das Verhalten der SchülerInnen rund um Benjamin womöglich auch strafrechtliche Rele vanz haben könnte. Dazu zählen etwa die Tatbestände Sachbeschädigung, Beleidigung oder Verleumdung. Gibt es einen entsprechenden schwerwie genden Verdacht, ist die Schulleitung grundsätzlich zu einer Anzeige ver pflichtet.

ANONYME BEFRAGUNG

Um herauszufinden, wie stark Mobbing in einer Klasse vorkommt und ob Maßnahmen Wirkung zeigen, empfeh len die Experten das EvaluierungsTool AVEO-S. LehrerIn nen erhalten damit unmittelbar Rückmeldung über das Ausmaß und die Verteilung von aggressivem Verhalten unter SchülerInnen. www.gemeinsam-gegen-gewalt.at

Wie oft haben dich andere Mitschülerinnen oder Mitschüler in den letzten Monaten bewusst gekränkt oder verletzt ...

... durch gemeine Worte

60% manchmal

40% oft

... dadurch, dass sie dich nicht haben mitmachen lassen

20% oft

40% nie

40% manchmal

... durch körperliche Angriffe

40% oft

20% manchmal

40% nie

... mit gemeinen SMS, E-Mail, Video oder Fotos

20% oft

40% manchmal

40% nie

QUELLE: HTTP://AVEO.SCHULPSYCHOLOGIE.AT

FOTOS: FIZKES/ISTOCK/GETTY IMAGES, FEDRELENA/ISTOCK.COM

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