HTL Oberösterreich 2025 KW07
Folgende Kriterien kennzeichnen Mobbing: n Schädigungsabsicht: aggressives Ver halten mit der Absicht, den anderen zu schädigen n Wiederholungsaspekt: Verhalten wird wiederholt – systematisch und über einen längeren Zeitraum NUR KONFLIKT ODER SCHON MOBBING?
S ich harmlos-lustige Bildchen mit Snapchat-Filter zu schi cken, ist das eine. Gerade in den letzten paar Jahren ist das Cyber-Mobbing – also jenes im virtuellen Raum des Internets bzw. über Social Media – deutlich häu figer geworden. Fast die Hälfte der Ju gendlichen in Österreich wurden schon Ziel von Beschimpfungen und Beleidi gungen im Internet, über ein Fünftel der Unterstufen-Schüler hat schon direkte Mobbing-Erfahrungen gemacht. Damit liegt Österreich im internationalen Ver gleich im traurigen Spitzenfeld. Wut und Aggression. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Motive für Mobbing und auch tatsächliche körper liche Gewaltausübung werden in Macht demonstrationen, Hang zum Rassismus und Langeweile gesucht. Auch das De monstrieren von Gruppenzugehörigkeit wird von Schülerinnen und Schülern selbst als Grund angesehen. Für Ge waltpsychologe Roland Schwaninger kommt aber noch etwas anderes hin zu: „Viele können nicht mehr mit Wut und Aggression umgehen!“ Warum? „Etwa wegen Gewaltvideos und dem Umstand, dass vielen Eltern die Zeit für ihren Nachwuchs fehlt!“ Die Folge: Knapp ein Drittel der Kinder würden schon im Volksschulalter die sozialen Fähigkeiten nicht in ausreichendem n Machtungleichgewicht: es gibt ein Un gleichgewicht im Kräfteverhältnis (phy sisch und / oder psychisch) zwischen TäterIn und Opfer n Hilflosigkeit: die Betroffenen fühlen sich der Situation hilflos ausgesetzt FOTOS: RIDOFRANZ/ISTOCK.COM, FEDRELENA/ISTOCK.COM, LINKS: ISTOCK.COM/ ILYALIREN
Lösungen finden. Das Bildungsmi nisterium hat einen Leitfaden erstellt, wie mit Mobbing unzugehen ist, dar in sind Beispiele aus der Praxis ange führt und Handlungsanleitungen. Welche Anti-Mobbing-Methoden gibt es? Man darf sich nichts vormachen, ganz wird man Mobbing nicht ausrot ten können. Sehr wohl gibt es aber in der Praxis erprobte lösungsorientierte Ansätze – etwa durch Aufhebung des Machtungleichgewichts und Stärkung des Verantwortungsgefühls. Kurz: Menschen können ihr Verhalten in der Gruppe ändern, wenn sich die Dy namik in der Gruppe ändert. Eine wei tere Möglichkeit ist die „Farsta-Me thode“, bei der die Täter unmittelbar und direkt mit ihren Taten konfron tiert werden. Wichtig ist hier wie überall: Unterstützung von Profis su chen! Gemeinsame Linie. Eine wichtige gewaltpräventative Maßnahme ist die gemeinsame Erarbeitung von Regeln für den Umgang miteinander. Psycho loge Roland Schwaninger gibt einen plakativen Vergleich: „Gewaltpräventi on ist wie Zähneputzen. Je früher ich damit beginne, um so wahrscheinli cher ist es, dass keine größeren Schä den entstehen.“ Und was ist das Schlechteste, was man bei Mobbing tun
Maße erlernen, so Schwaninger. Was der Experte empfielt? Prävention! „Kommt es zur Eskalation, dann können Gespräche zwischen Eltern, Lehrern und Schülern helfen. Und man sollte die Hilfe von Experten in Anspruch neh men. Wichtig ist, sich möglichst früh mit Konfliktbewältigung auseinander zusetzen.“ Strafrechtlich relevant. Es kann auch absolut vorkommen, dass strafrechtlich relevante Tatbestände wie Körperverlet zung und Beleidigung, aber auch Nöti gung, Verleumdung, üble Nachrede oder Datenbeschädigung vorliegen –die Schulleitung ist in diesem Fall grundsätz lich zu einer Anzeige verpflichtet. Bei Cyber-Mobbing droht im Extremfall eine Freiheitsstrafe von bis zu zwölf Monaten.
V WEEKEND HTL-MAGAZIN | 57
kann? Es zu ignorieren!
Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online