CHEFINFO Wels Spezial 2024

WELS SPEZIAL

Dopetsberger: Wir matchen uns nicht nur mit anderen Fachmärkten, sondern auch mit dem Lebensmittelhandel, den Diskontern und Baumärkten. Dort wer den Pflanzen vom Container herunter verkauft und sehen nur wenig Licht. Unser großer Vorteil ist, dass wir die Pflanzen behandeln, wie man sie behan deln muss. Wir bringen sie vom Licht ins Licht. Wenn eine Pflanze drei Tage kein Licht sieht, hat sie einen Qualitätsver

wachsen und immer schöner werden. Ich gehe am Sonntag durch meine Gärtnerei, beobachte die Pflanzen und genieße den Duft. Das ist bei vielen Handwerksberufen so, ob Maurer oder Bodenleger, sie alle sehen das Ergebnis ihrer Arbeit. Man produziert etwas Hap tisches. Es gibt ein chinesisches Sprich wort, das lautet: „Willst Du ein Leben lang glücklich sein, werde Gärtner.“ Ich bin auch in meiner Freizeit gerne im Grünen und spiele Golf. Das wollte ich nie. Ich wurde von Freunden auf einen Golfplatz gelockt und als ich dann gese hen habe, welch wunderschöne Park anlagen das sind, war ich überzeugt. Dennoch ist Gärtner ein Mangel beruf. Kann man nicht gerade junge Menschen für einen solchen nach haltigen grünen Beruf begeistern? Dopetsberger: Fachkräfte sind natür lich nach wie vor ein Thema. Wir bilden dennoch immer so zwischen drei und fünf Lehrlinge aus. Ich denke aber schon, dass das goldene Handwerk bei Jungen wieder beliebter wird. Was uns trifft, sind die hohen Energiepreise. Pflanzen produktion ist sehr energieintensiv. Im Gegensatz zu Norddeutschland und den Niederlanden mit ihren milden Wintern, brauchen wir in Österreich zehn bis 15 % mehr Energie. Welche Ziele bzw. Meilensteine haben Sie für Ihr Unternehmen in der Zukunft geplant? Dopetsberger: Der Betrieb steht ein paar Jahre vor der Übergabe an meine Söhne, daher haben wir noch einmal kräftig investiert. Das Ziel, ein möglichst großes Sortiment anzubieten und gut aufgestellt zu sein, habe ich erreicht. Ich bin daher vom Getriebenen zum Zufriedenen ge worden. Wenn meine Söhne überneh men, mische ich mich nicht mehr aktiv ein. Sollten sie jedoch einen Rat von mir brauchen, gebe ich den gerne. Das hat auch mein Vater schon so bei mir gemacht und das hat sich bewährt. n

schauen und Ruhe zu finden, das macht etwas mit einem. Natur und Pflanzen werden daher immer wertvoller. Das sehen wir auch durch die Klimakrise. Das Bewusstsein steigt. Es heißt immer, dass es auch in der Pflanzenwelt Moden gibt. Stimmt das? Dopetsberger: Ja, das stimmt. Die Far ben der Saison sind denen der Damen mode nicht unähnlich, aber auch wir Gärtner und vor allem Architekten bestimmen diese Mode mit. Dazu kommt der Zeitgeist. Kräuter, Gemüse und sogar Kakteen feiern ein Comeback. Kakteen pflege ist sehr einfach und etwas für intel ligente Faule. Auch die Schwiegermutter zunge ist derzeit voll im Trend. Sie war vor 50 Jahren in, ist dann verschwun den und kommt jetzt wieder, genauso wie Zyklamen, die waren Modepflanzen, ver schwanden fast gänzlich und sind wieder da. Natürlich kommen auch neue Sorten auf den Markt. Aus Frankreich kommt eine zünslerresistente Buchs-Art, und auch Sorten, die klimafit – also trocken heitsresistent – sind; so kommen etwa Akazien wieder. Die Pflanzenwelt ver ändert sich dadurch, auch in der Natur. Fichten werden wir bald nur mehr über 700/800 Meter Seehöhe finden. Sie positionieren sich ganz klar als Fachmarkt. Wie punkten Sie gegen über großen Ketten?

Thomas Dopetsberger übernahm die Gärtnerei von seinen Eltern und modernisierte sie. Schon bald werden sie seine Söhne in die dritte Generation führen.

Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das lautet: ‚Willst Du ein Leben lang glücklich sein, werde Gärtner.‘

„Ich habe den schönsten Beruf der Welt“

Thomas Dopetsberger Inhaber Gärtnerei Dopetsberger

lust von 50 Prozent. Das lassen wir nicht zu. Die Qualität bleibt bis zum Endver braucher hoch. Es gibt Umfragen, die besagen, dass Gärtner und Floristen die glücklichs te Berufsgruppe ist. Können Sie das bestätigen? Dopetsberger: Ich habe den schönsten Beruf der Welt, einen echten Traumbe ruf. Man hat mit lebender Ware zu tun. Wir schauen, dass es den Pflanzen gut geht und man sieht schnell den Erfolg. Es ist einfach toll zuzusehen, wie sie

PFLANZEN. Die Gärtnerei Dopetsberger blüht seit 55 Jahren auf. Inhaber Thomas Dopetsberger über Pflanzenmode, Gartenboom und wie er den Betrieb an seine Söhne übergeben wird.

INTERVIEW: Jürgen Philipp

I hr Betrieb ist mittlerweile 55 Jah re alt. Wenn Sie die Gärtnerei Ihrer Eltern mit dem heutigen Unternehmen vergleichen: Was hat sich am markantesten verändert? Thomas Dopetsberger: Die Produk tionstechniken haben sich deutlich ver ändert. Meine Eltern hatten noch Mist beetkasten statt Glashäusern. Das waren Hochbeete mit einem Fenster obendrauf. Mist und Laub bildeten die Grundlage, die se wurde im Herbst eingebracht. Die Ver rottung wirkte wie eine Heizung. Genauso

Dopetsberger: Man merkt, dass Selbst versorgung wieder voll im Trend ist. Obstbäume, Beerensträucher und Gemüsepflanzen werden stark nachge fragt. Das zieht auch junges Publikum an. Der Platz spielt keine Rolle, selbst auf engstem Raum wird gegartelt. Mit der Pandemie ging es richtig los. Aus Gartenarbeit wurde Gartentherapie. Das sehe ich bei mir selbst. Ich habe auch privat ein kleines Glashaus und die Arbeit entspannt mich. Ich kann relaxen und herunterkommen. Der Natur zuzu-

funktionieren heute noch moderne Hoch beete unserer Kunden. Durch die Glashäu ser wurde die Produktion deutlich moder nisiert. Ich habe beide Welten erlebt. Als Jugendlicher musste ich noch liegend arbeiten. Die Arbeit war mit extrem viel Handwerk verbunden. Heute geht das viel schneller und effizienter. Garteln – und ist die Fläche noch so klein – ist zum absoluten Trend geworden und boomt wie selten zuvor. War das so absehbar?

FOTOS: ANDREAS MAHRINGER, DOPETSBERGER

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