CHEFINFO Wels Spezial 2024

PRÄSENTIERT „ WELS SPEZIAL“

„SCHNELLE ENTSCHEI DUNGEN WERDEN VON KUNDEN GESCHÄTZT“

be nicht, dass wir sie benötigen werden. Insgesamt zeichnet sich Wels durch viele Unternehmen aus, die eine her vorragende Position am Weltmarkt ein nehmen. Doch auch der Außenhandel hat seine Risiken, wie das Beispiel China zeigt, das Europa mit billigen Produk ten in den Bereichen Solarenergie und E-Mobilität überschwemmt. Energiewende und Transformation sind riesige Themen für die Finanz wirtschaft – auch für die Raiffeisen bank Wels? Stadlberger: Wir erzeugen dank eige ner Photovoltaik-Anlagen 260.000 Kilo watt Strom und decken damit mehr als 50 Prozent unseres eigenen Strombedarfs ab. Ziel sind hundert Prozent. Wir haben jetzt schon keine einzige Bankstelle mehr, die fossile Brennstoffe verbraucht. Wir haben als Klimabündnis-Partner auch mit unseren Mitarbeitern Agreements für die Nutzung von E-Bikes, die günstig für den Weg zur Arbeit angemietet und nach vier Jahren gekauft werden kön nen. Dasselbe Prinzip gilt nun auch für die Nutzung von Elektroautos. Zudem hat die Politik Banken eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der Transformati on zugedacht. Künftig zählen bei der Kreditvergabe nicht mehr nur betriebs wirtschaftliche Kriterien, sondern auch ESG-Faktoren. Diese Kriterien umfassen die Bereiche Ökologie, Soziales sowie Führung und Verwaltung.

INTERVIEW. Günter Stadlberger, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Wels, über Erfolg, starkes Kunden wachstum, die Zukunft des Bargelds und die Rolle der Banken bei der Transformation der Wirtschaft. C HEFINFO: Herr Direktor Stadlberger, die Raiffeisen bank Wels konnte im Vor

Sie werden Ende des Jahres 65 Jah re alt und gehen in den Ruhestand. Wie hat sich die Bank unter Ihrer Ägide verändert? Stadlberger: Die Raiffeisenbank Wels hat – wie viele andere Unternehmen auch – ihre Hausaufgaben in dieser Zeit gemacht. Wir sind deutlich effi zienter geworden und konnten selbst in der Negativzinsphase ab 2015 ver gleichsweise gute Ergebnisse erwirt schaften. In den vergangenen 20 Jah ren konnten wir unsere Bilanzsumme verfünffachen – und das mit einem Personalaufwand, der heute nur um rund ein Viertel höher ist als 2004. Wir haben auch unseren Fokus ver ändert. Ursprünglich eine Spezialbank für die Landwirtschaft, öffnete sich die Bank zunehmend mit Erfolg in Rich tung Wirtschaft und unselbstständig Erwerbstätige. Was bringt die digitale Zukunft? Stadlberger: Das Thema der künst lichen Intelligenz wird auch das Bank geschäft weiter verändern. Algorithmen werden Kunden helfen, je nach Benut zerprofil die passende Spar- oder Finan zierungsstrategie zu finden. KI bietet riesige Chancen, aber auch Heraus forderungen. Berater in einer von KI unterstützten Finanz- und Bankenwelt müssen wirklich gut sein. Hat das Bargeld noch Zukunft? Stadlberger: Natürlich. Obwohl über wiegend bargeldlose Zahlungsmethoden

genutzt werden, möchten die meisten Menschen dennoch nicht auf Bargeld verzichten. Ich verstehe jene Leute in Frankfurt oder Brüssel nicht, die ein Ende des Bargelds fordern. Die Mehr heit der Bürger möchte weiterhin die Freiheit haben, auch bar zu bezahlen, und die Kosten für die Bereitstellung von Bargeld werden ja ohnehin von den Ban ken übernommen. Personen, die sofort an Geldwäsche denken, wenn sie jeman den sehen, der Bargeld benutzt, sollten vielleicht weniger Krimis lesen.

Sie sind stark im Firmenkunden geschäft unterwegs. Was macht den Erfolg Ihrer Bank aus? Stadlberger: Wir haben das große Glück, in einer der wirtschaftlich stärks ten Regionen Österreichs tätig zu sein. Das bedeutet mehr Möglichkeiten, aber auch mehr Mitbewerber. Kundenorien tierung ist daher das Allerwichtigste für uns. Dazu zählen Handschlagqualität, Fairness, Konditionen und vor allem Geschwindigkeit. Im Vergleich zu ande ren zeichnen wir uns durch schnelle Entscheidungen aus, was bei Firmen kunden besonders geschätzt wird. Der Vorstand der Raiffeisenbank Wels trifft sich jeden Montagnachmittag, 52 Mal im Jahr zu einer Vorstandssitzung. Darüber hinaus gibt es alle 14 Tage eine Kreditausschuss-Sitzung des Aufsichts rats, wo auch über größere Fälle bera ten wird. Sie haben den starken Wirtschafts raum erwähnt: Wie schätzen Sie die Risiken für 2024 ein? Stadlberger: Steigende Insolvenz- und Kreditausfallsraten werden auch an der Region und an der Raiffeisenbank Wels nicht spurlos vorübergehen. Wir sind aber mit unseren Einschätzungen für die Risikovorsorge 2023 und in den ers ten Monaten 2024 sehr gut gelegen. Für heuer haben wir die Risikobudgets wie der großzügig bemessen – und ich glau-

jahr bei fast allen Kennzahlen deut lich zulegen. Was hervorsticht, ist der Anstieg der Neukunden um zehn Prozent. Woher kommt dieses star ke Wachstum? Günter Stadlberger: Zufriedene Stamm kunden sind uns wichtig, aber auch ein wachsender Kundenstamm. So ein Plus passiert nicht von selbst, sondern ist Teil unserer Marketingstrategie. Als die Europäische Zentralbank die Zinsen im Euroraum 2022 und 2023 massiv ange hoben hat, zogen die Kreditzinsen im Unterschied zu den Sparzinsen rasch an. Die Raiffeisenbank Wels zählte zu den First Movern bei den Habenzinsen. Wir waren in den Top-Rankings für Sparzin sen auf den wichtigsten Vergleichsplatt formen vertreten. Das hat uns nicht nur Bekanntheit, sondern auch viele neue Online-Sparkunden beschert.

ERFOLGREICHES GESCHÄFTSJAHR Mit einer Bilanzsumme von

rund 1,9 Milliarden Euro (+6,3%) und einem Betriebsergebnis von über 41 Millionen Euro (+73,7%) blickt die Raiffeisenbank Wels auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 zurück. Die 1882 gegründete Genossenschaftsbank – die größte innerhalb des Raiffeisensektors in Oberösterreich – betreibt elf Bankstellen, beschäftigt 117 MitarbeiterInnen und betreut circa 40.000 KundInnen. Mit Jahresende geht der langjährige Vorstandschef Günter Stadlberger in Pension und übergibt an Roland Hechenberger, einen erfahrenen Banker und wohnhaft in der Region Wels.

Wir haben das große Glück, in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Österreichs tätig zu sein.

Dir. Günter Stadlberger CFP Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Wels

FOTO: WAKOLBINGER

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