CHEFINFO Wels Spezial 2024

WELS SPEZIAL

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Der Papst mag Streichfähiges aus Österreich: „Schärdinger“-Butter wird seit Jahren in den Vatikan geliefert. Rund 37 Prozent der Produkte von Berglandmilch gehen in den Export.

Millionen Euro wurden in den letzten beiden Jahren in zusätzliche Produk tionslinien vorwiegend am Standort Sattledt investiert. Doch jetzt herrscht trotz des PV-Booms Flaute bei Froni us – und interne Kurzarbeit bis Jahres ende. Laut Schätzungen der Internati onalen Energieagentur sollen zwischen 80 und 95 Prozent der Anlagen, die in Europa verbaut werden, aus China kom men. Fronius-Chefin Elisabeth Engelb rechtsmüller-Strauß fordert faire Rah menbedingungen und Maßnahmen, um den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit zu stoppen. „Die Amerikaner machen eine ganz starke Industriepolitik, was die Erneuerbaren betrifft, die Chine sen auch. Aber wir sind offen für alle und werden dann überrannt.“ Die Poli tik ist im Superwahljahr alarmiert. Mit te März wurde kurzfristig von Bundes kanzler Karl Nehammer (ÖVP) ein Ô

heimische Hersteller wie Fronius hart. Das Familienunternehmen kann den vom chinesischen Staat gestützten Prei sen, die zum Teil unter den Produkti onskosten liegen, nichts entgegenhalten. Kommt der „Made in Europe“-Bonus? Fronius, 1945 vom Erfinder Günter Fronius in Wels gegründet, ist ein „GreenTech“-Pionier. Das Technologie unternehmen zählt mit 8.100 Mitarbei tern zu den großen Playern der Branche und ist einer der wenigen Wechselrich ter-Hersteller, die noch in Europa entwi ckeln und produzieren. Die Exportquote beträgt 89 Prozent, geliefert wird über wiegend in den europäischen Markt. Das Geschäft lief die vergangenen Jah re auch sehr gut. Der PV-Boom, sat te Förderungen und Lieferengpässe lös ten eine enorme Nachfrage aus. 420

zweieinhalb Mal bedienen könnten. Das führt zu Überangeboten und lässt Preise kollabieren. Solarmodule, Stromspeicher und Wechselrichter kosten teilweise nur noch halb so viel wie vor einigen Mona ten. Was gut für Konsumenten ist, trifft RANKING Die 10 größten Export- unternehmen der Region 1 Pierer Mobility AG Wels (Konzernsitz) 2.437* 2 BRP-Rotax GmbH & Co KG Gunskirchen 1.253 3 Fronius International GmbH Sattledt 1.228 4 Berglandmilch eGen Wels 1.200 5 TGW Logistics Group GmbH Marchtrenk 955,8 6 Richter Pharma Wels 682,3 7 Teufelberger Holding AG Wels 349,3 8 Tiger Coatings GmbH & Co KG Wels 326,9 9 TroGroup GmbH Wels 311,6 Starlim Sterner Gruppe Marchtrenk 242 *Umsatz in Mio. Euro (2022/23) 10

Clemens Steiner, CEO Tiger Coatings, Wels.

Fassade am neuen Bürogebäude von Tiger Coatings in Wels.

TIGER COATINGS. Der Welser Pulverlack-Spezialist hat acht Produktions stätten und liefert in rund 50 Länder. CEO Clemens Steiner über die aktuelle Auftragslage und die Unterschiede zwischen Europa, den USA und China. „In Europa ist der Film gerissen“

INTERVIEW: Klaus Schobesberger

C HEFINFO: Im Jahr 2021 ver zeichnete die Tiger Gruppe zweistellige Zuwächse. Wie ist die Lage 2024? Clemens Steiner: Von den drei Regio nen, in denen wir tätig sind, läuft Nord amerika am besten. In China wachsen wir doppelt so stark wie die chinesische Volkswirtschaft. Europa entwickelte sich bis Mitte 2022 überdurchschnittlich gut, dann ist der Film gerissen. Was ist passiert? Steiner: Wir profitierten während der Coronakrise vom Boom bei Küchen, Wintergärten oder Sonnenschutz. Uns war klar, dass dieses Wachstum nicht nachhaltig sein konnte. Wir rechne ten aber auch nicht mit dieser tiefgrei fenden Rezession sowie der Krise am Bau- und Architektursektor, von dem die Tiger Group zu 50 Prozent abhän gig ist. Wir haben in Europa enorm zu kämpfen. Die Probleme sind bekannt:

kapazitäten aufzubauen, ist unglaublich beeindruckend. Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht gesehen hat. Mit den aktuellen Fabriken könn te der zweieinhalbfache Weltbedarf an PV-Modulen oder Elektroautos produ ziert werden. China ist schneller, billi ger und technologisch vielfach besser. Punkto Digitalisierung haben sie gegen über Europa einen enormen Vorsprung. Sie kennen keine „Fear of Failure“. Das alles sollte uns in Europa zu denken geben. Wir haben viele Entwicklungen verschlafen. Wie schätzen Sie die konjunkturellen Aussichten in diesem Jahr ein? Steiner: Ich denke, dass wir in den ersten beiden Monaten des Jahres die Talsohle durchschritten haben und es nun sehr langsam besser wird. Die Amerikaner stehen besser da. Die haben die Inflation besser gemanagt und pumpen enorm viel Geld in die Wirtschaft.

Überregulierung, Ukraine-Krieg, Ener giekrise und der stotternde deutsche Zwölfzylinder. Gleichzeitig erleben wir das Paradoxon eines sehr angespannten Arbeitsmarkts: Die Leute, die wir brau chen, finden wir nicht.

Die Fähigkeit der Chinesen, in Lichtgeschwindigkeit Produktionskapazitäten aufzubauen, ist unglaublich beeindruckend.

Clemens Steiner CEO Tiger Coatings, Wels

Sie kommen gerade aus China zurück, wo Sie drei Fabriken betreiben. Welche Erkenntnisse nehmen Sie mit? Steiner: Die Fähigkeit der Chinesen, in Lichtgeschwindigkeit Produktions

Der Can-Am Spyder ist eines von vielen Freizeitfahrzeugen der kanadischen BRP-Gruppe. Die Motoren kommen von Rotax aus Gunskirchen.

FOTOS: BRP, SCHÄRDINGER, PPS.AT / PICTUREDESK.COM

FOTOS: TIGER COATINGS / HARTWIG ZÖGL, TIGER COATINGS

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