CHEFINFO LIVING Frühjahr 2024

GARTEN&OUTDOOR

D er Garten fasziniert die Mensch heit seit Anbeginn, und das durch aus im wahrsten Sinn des Wortes. Die Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis beschreibt den Gar ten Eden als Paradies und Wiege der Menschheit. Der Garten als Sehnsuchtsort begleitet den Men schen seit dem Altertum, in Sagen und Berichten. Die Hängenden Gärten der Semiramis sollen laut griechi schen Schriften eine aufwendige Gartenan lage in Babylon am Euphrat gewesen sein. Sie zählten zu den sieben Weltwundern der Antike. Die Griechen schufen beeindrucken de Gärten rund um ihre Tempel und Villen. In der römischen Zeit wurden Landschafts elemente wie Terrassen, Pergolen und Wasser spiele in Wohnanlagen integriert. Klöster im Mittelalter legten Gärten geometrisch an und nutzten den Grünraum zur Kontempla

tion. Mönche und Nonnen erarbeiteten sich über die Jahrhunderte ein Wissen über Heil pflanzen. In der Renaissance in Italien und in der Barockzeit erreicht die Landschafts architektur einen Höhepunkt. Schlossgärten, wie der von Versailles in Frankreich, wurden mit strengen geometrischen Formen, Wasser spielen und Skulpturen gestaltet. ÖKOLOGIE STATT VERSIEGELUNG Die moderne Landschaftsarchitektur als eigen ständige Disziplin entwickelte sich jedoch erst im 19. Jahrhundert. Frederick Law Olm sted, bekannt für den Central Park in New York City, gilt oft als einer der Pioniere der modernen Landschaftsarchitektur. In die ser Zeit wurde die Gestaltung von Parks und öffentlichen Grünflächen zu einem wichti gen Bestandteil städtischer Planung. Das Bild privater Gärten ist bis heute von dieser Ord nung königlicher Landschaftsgestaltung aus

England und Frankreich geprägt. Mit all ihren negativen Aspekten eines „leblosen Grün“, wie Nico Wissing, Mitautor von „Gärten des Jah res 2024“, in seinem Vorwort schreibt. Nicht selten liege der Schwerpunkt dabei meist auf der Schaffung eines Außenraums, der frei von allem Lebendigen und auf den Bau über dimensionierter Terrassen, Swimmingpools, steriler Veranden und dekorativer Gartenmö bel konzentriert ist. Das zurzeit hitzig disku tierte Thema der Bodenversiegelung macht auch vor der eigenen Gartengestaltung nicht halt. Neben der Ästhetik zählt auch immer mehr die Ethik im eigenen Grünraum. Wie viel Ökosystem, in dem sich Fauna und Flora entfalten, lasse ich zu? „Wir als Gestalter von Außenräumen müssen das Gleichgewicht zwi schen Ökologie und Garten- bzw. Landschafts architektur herstellen“, sagt Wissing. Gärten sollten nicht „tot“gepflegt, sondern bereits beim Planungsprozess aufgewertet werden.

ABENTEUERLAND Auch wenn der urig-schöne Sauna-Ausblick auf die archai sche Landschaft an Nordskan dinavien erinnert: Dieser Garten liegt mitten in einem Schweizer Dorf im Kanton Bern. Die Natur

ist so in Szene gesetzt, dass sie erlebbar wird. Die Jahreszeiten erhalten in diesem Garten eine andere Ausprägung – das ist einfach überwältigend, urteilen die Gartengestalter.

FOTOS: SAM BOSSHARD/CALLWEY

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