CHEFINFO 07_2024 September
GESUNDHEIT
Die
WAHL QUAL mit der
A ls im niederösterreichischen Blumau-Neurißhof 2019 der Gemeindearzt den Ruhestand antrat, suchte man monatelang nach einem Nachfolger. Letztlich richtete dort eine Ärztegruppe ihre Zweitordination ein. Im Sommer dieses Jahres wurde die Praxis ein weiteres Mal vakant. Der Arzt, der die Ordination hauptsächlich betreut hatte, ging nun ebenfalls in Pension. Mit Redak tionsschluss war die Stelle noch unbesetzt. Ein ähnliches Schicksal trifft bereits jetzt zahlreiche Gemeinden in ganz Österreich. Und viele anstehende Pensionierungen schweben wie ein Damoklesschwert über den Landpraxen. Warum sind die Kassen
schaffen. Andere, beispielsweise die Stan desvertreter der Ärzte, plädieren dafür, Kassenverträge attraktiver zu gestalten.
chen deutlich erhöht, das geht aus einer Anfragenbeantwortung des Gesund heitsministers Johannes Rauch hervor.
Die Entwicklung bei den Dermatologen ist besonders besorgnis erregend. 2017 gab es 90 Kassen- und 83 Wahl-Hautärzte in Oberösterreich. Heu te sind es nur noch 32 Kassen- und 51 Wahlärzte. In ande ren Bereichen findet
Ein großer Vorteil ist, dass man sich für die einzelnen Patientinnen deutlich mehr Zeit nehmen kann als im Kassensystem.
Viktoria Nader Gynäkologin & Wahlärztin, Rohrbach
Unattraktiver Kassenvertrag Für Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer Oberösterreich, sind es die Rahmenbedingungen, die es für öster reichische Ärzte nicht attraktiv genug machen, sich für einen Kassenvertrag zu bewerben: „Mit ein Grund sind sicher die starren Regelungen, die vorgegeben wer den. Die vorherrschende Bürokratie Ô
sich zwar glücklicherweise dieser enorme Rückgang an Medizinern nicht, eine Ver schiebung von Vertragsärzten hin zu den Privatpraxen ist dennoch feststellbar. Poli tisch führt das Wahlarztsystem schon seit Jahren zu hitzigen Debatten. Einige, wie der oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende Michael Lindner, haben in der Vergangen heit gefordert, das Wahlarztsystem abzu
stellen so schwer zu besetzen? Hoher Wahlarztanteil
In Oberösterreich gibt es rund 1.130 Kassenärzte. Darauf kommen circa 1.600 Wahlärzte. In den letzten Jahren hat sich der Anteil an Wahlärzten in vielen Berei
GESUNDHEITSSYSTEM. Kassenärzte gehen in Pensi on und finden keine Nachfolger. Alternativen sind oft spärlich, da viele Vertragsärzte keine neuen Patien ten mehr aufnehmen können. Die Zahl der Wahlärzte steigt hingegen. Kränkelt unser Gesundheitssystem?
TEXT: Michael Schwarz
FOTOS: MARTIN BARRAUD / OJO IMAGES / GETTY IMAGES, FOTO KIRSCHNER
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