CHEFINFO 07_2024 September
GESUNDHEIT
bungen haben die erforderliche Quote geschafft. Nach Auskunft der ÖGK wurden die Verträge bereits unterzeich net. Es wird also auch daran gefeilt, wie man mehr junge Ärzte zum Kassenver trag bewegen kann, teilweise müssen aber auch neue Stellen geschaffen wer den, denn die Bevölkerung in Öster reich wächst.
Beruf ist wichtiger geworden. Hier ist durch die freie Zeiteinteilung das Wahl
macht Kassenverträge nicht gerade attrak tiv.“ Er spricht sich für eine Entbürokrati sierung aus. Die Dokumentation bezeich net er als sinnvoll. Oftmals schießt man aber über das Ziel hinaus. Ein Vorstoß der Ärztekammer ist bei den ärztlichen Haus apotheken zu sehen. Diese würden es für Allgemeinmediziner attraktiv machen, am Land eine Kassenstelle zu übernehmen. Die Ärztekammer sprach sich daher für einen Ausbau dieser Apotheken aus. Nie dermoser wünscht sich auch, dass mehr unterschiedliche Formen der Zusammen arbeit zugelassen werden. „Gerade auf die Wünsche der jungen Kollegen muss mehr eingegangen werden, wie sie sich künftig eine Zusammenarbeit vorstellen.“ Die Wahl zum Wahlarzt Einen fahlen Beigeschmack hinterlässt es, wenn man sich als Patient beim Arztbe such nicht richtig verstanden fühlt. „Die Kollegen wollen wieder mehr Zeit für ihre Patienten haben“, erklärt Niedermoser, „das wäre auch im Sinne der Prävention, die zudem mittelfristig sehr viel Geld spa ren würde.“ Deshalb plädiert er dafür, das Honorarsystem anzupassen und es ent sprechend zu vergelten, wenn sich Ärzte die nötige Zeit für ihre Patienten neh men. Auch Viktoria Nader, Gynäkologin und Wahlärztin in einer Gruppenpraxis in Rohrbach, sieht hier einen entscheidenden Vorteil: „Ich schätze es sehr, mir die Zeit nehmen zu können, um den Patientinnen ausreichend zuzuhören.“ Auch das selbst bestimmte Arbeiten mit freier Zeiteintei lung und Gestaltung der Öffnungszeiten ohne Vorgaben der Kasse nennt sie als Vorteile. Warum gerade in der Gynäkolo gie so viele keinen Kassenvertrag anstre ben, erklärt sie unter anderem auch mit dem hohen Frauenanteil unter Gynäko logen: „Die Vereinbarkeit von Familie und
arztsystem klar im Vorteil.“ Die nächste Mediziner Generation
Auf die Frage nach möglichen Attrak tivierungsmaßnahmen verweist die ÖGK auf vertragliche Maßnahmen,
Ein Besuch am Hubschrauberlandeplatz war das Highlight beim Besuch des Kepler Universitätsklinikums. In der OÖG ist Familie Trumpf!
die bereits gesetzt wur den. So hat man flexible Vertragsmodelle einge führt wie Jobsharing oder erweiterte Stellvertretun gen, um die Kassenarzt Tätigkeit mit dem Pri vatleben vereinbar zu machen. Einen beson deren Fokus setzt man
Die vorherrschende Bürokratie macht Kassenverträge nicht gerade attraktiv.
Peter Niedermoser Präsident der Ärztekammer OÖ
FAMILIENFREUNDLICHKEIT. Eine optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG) groß geschrieben.
Initiative +100 Und da kommt die Initiative +100 ins Spiel. Im Vorjahr hat die Bundesregierung angekündigt, 100 neue Kassenstellen zu schaffen. Dringend benötigten Ärzten aus den Fächern Allgemeinmedizin, Gynäko logie und Kinderheilkunde möchte man den Kassenvertrag mit einem Startbo nus von 100.000 Euro noch schmackhaf ter machen. Die Besetzung läuft allerdings schleppender als von der Politik ursprüng lich erhofft. Laut ÖGK wurden bisher 70 der 100 Stellen ausgeschrieben. Für 63 Stellen gab es insgesamt 195 Bewer bungen. Ein Großteil der bereits verge benen Planstellen soll im Herbst eröff net werden. Grund dafür ist, dass viele Bewerber erst Praxisräume und Perso nal suchen müssen, sodass ein unmittel barer Start nach der Vergabe nicht mög lich ist. Die restlichen Stellen sollen noch dieses Jahr ausgeschrieben werden. Für Hausarztpraxen wie in Blumau-Neurißhof bringen neue Kassenstellen derzeit jedoch leider wenig und Initiativen, um Studen ten und Ärzte in Ausbildung für Kassen verträge zu begeistern, tragen erst in ein paar Jahren Früchte. Bis dahin bleibt den Gemeindebewohnern wohl nur die Wahl, in welchen Nachbarort sie fahren. Und ob sie bereit sind, ein paar Euro für den Wahlarzt draufzulegen. n
auch darauf, junge Ärzte für den Weg zum niedergelassenen Kassenarzt zu begeistern. So fördert man die Lehr praxisausbildung für Allgemeinmedi zin und regional auch in verschiedenen Fachrichtungen, um Turnusärzte mit der Versorgung im Kassenvertragssystem vertraut zu machen. In der Praxis erhö hen laut ÖGK Lehrpraktikanten sogar die Versorgungswirksamkeit der Praxis durch ihre Mitarbeit. Und auch im Stu dium setzt man bereits an. So wurden 50 Stipendien für Medizinstudierende in bestimmten Fächern ausgeschrieben, von denen 48 vergeben werden konn
J ede Einzelne der fünf OÖG-Regi onalkliniken und das Kepler Uni versitätsklinikum (KUK) sind als familienfreundlicher Arbeitgeber zer tifiziert. So gab es auch heuer in den Ferien – parallel zu den ganzjährigen Angeboten – wieder an allen neun Kli nikstandorten eine Sommerkinderbe treuung zur Unterstützung für alle Mit arbeiterInnen, die zugleich Eltern sind. „Wir wissen um die Herausforderung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbei ter, Familie und Beruf bestmöglich unter einen Hut zu bringen. Daher bieten wir an fast all unseren Klinik-Standorten nicht nur ganzjährig eine möglichst fle xible Kinderbetreuung an, sondern spe ziell auch in den Sommerferien. Hier ist der Bedarf besonders groß. Dem entsprechend war das heurige Angebot sowohl ein abwechslungsreiches Ferien programm für die Kinder als auch eine Entlastung für unsere Mitarbeitenden, die sich voll auf ihre wertvolle Arbeit für die Gesundheit der Menschen kon zentrieren können, weil sie sich darauf verlassen durften, dass ihre Kinder gut betreut sind“, sagt Mag. Dr. Franz Har noncourt, Vorsitzender der Geschäfts führung in der OÖG.
Spiel, Spaß und gute Laune Mehr als 330 Kinder genossen heuer das abwechslungsreiche OÖG-Ferienpro gramm. In allen Kliniken wurde gebas telt, gespielt, gelesen oder auch mal eine Zaubershow geplant. Ebenso versüßten Ausflüge dem Nachwuchs die Zeit, wenn Mama und Papa arbeiten waren: z. B. Lama-Wanderungen, Besuche am Fuß ballplatz, bei der Feuerwehr, im Wald, beim Minigolf, im Freibad, beim Roten Kreuz oder, wie in Freistadt, bei den Tie ren des Rinderzuchtverbandes. Zu den Highlights gehörten zudem Erkundun gen im jeweiligen Klinikum (Unfallam bulanz, Gipszimmer, Physiotherapie etc.). Ferienaktion im KUK Die OÖG engagiert sich jedoch nicht nur für MitarbeiterInnenkinder, sondern bringt auch anderen Heranwachsenden die Welt eines Spitals näher. Im August schauten rund 70 Kinder aus Altenberg bei Linz im Rahmen einer Ferienaktion im KUK vorbei. Sie besuchten die Not aufnahme, die Unfallambulanz und die Mund,- Gesichts- und Kieferchirurgie. Sie lernten u. a., wie ein EKG geschrie ben wird, was beim Blutdruckmessen zu beachten ist, wie Zähne lange gesund
ten. Außerdem sollen ab dem Studienjahr 2024/2025 13 Medi zinstudienplätze
Die Sommerkinderbetreuung am Klinikum Freistadt führte u. a. zum Rinderzuchtverband.
bleiben, und bekamen Tipps, was bei einem Notfall zu tun ist. Highlight war eine Begehung des Hubschrauberlande platzes. „Wir verfolgen damit auch das Ziel, den Kindern die Angst vor einem Spitalsbesuch zu nehmen, Gesundheits berufe kennenzulernen und Bewusst sein für Gesundheit zu schaffen“, erklärt Geschäftsführer Harnoncourt.
bevorzugt an Stu dierende vergeben werden. Sechs der 156 Bewer
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Andreas Huss, stellvertretender Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse, hinterfragte im Juni, inwieweit Krankenhaus ärzte daneben noch Wahlarzt praxen führen sollten.
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