CHEFINFO 07_2024 September
Das Magazin der Führungskräfte
DAS MAGAZIN DER FÜHRUNGSKRÄFTE
SEPTEMBER 2024
WISSEN STELLT DER KI-BOOM TRADIERTES LERNEN AUF DEN KOPF?
NEUSTART Dem Linzer Handel fehlt es an Zugkraft und starken Marken
ABVERKAUF WER VON DER PLEITEWELLE PROFITIERT
ABGELAUFEN Startups als Essensretter
WISSENS- STANDORT
Zukunft anpacken Wie wir wieder Spitze werden
Manfred Schauberger Unternehmensberater, WIST-Vorstand
POLITIK DAS SYSTEM SCHULE NEU DENKEN
INDUSTRIE NISCHENSTAR HEBT MEHR POTENZIALE
KANTINE(N) PUNKTEN MIT TOP KULINARIK
ANDREAS KLAUSER
CHRISTINE HABERLANDER
MARKUS MILLIDORFER
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Inhalt
Editorial
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16 Coverstory
Klaus Schobesberger Chefredakteur
Bildungsreise Unser Bildungssystem steht vor vielen Herausforderungen. Aber es gibt Lösungen.
Gesundheit
Sehnsucht nach der GroKo
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A m 29. September wird in Österreich ein neues Parlament gewählt. Hört man sich in der Wirtschaft um, steigt die Sehnsucht nach der GroKo. Das mag verwundern. GroKo steht für „Große Koalition“ und damit für jene Form des Regierens, die in der Zweiten Republik mangels absoluter Mehrheiten lange dominierend war. Die letzte rot-schwarze Ära dauerte von 2007 bis 2017 – und damit ein ganzes Jahrzehnt. Am Ende war sie abge wirtschaftet. Rien ne va plus, nichts ging mehr. Die beiden Partei en blockierten sich auf allen Ebenen, verwalteten den Stillstand – und ebneten damit den Weg für neue Regierungsvarianten. Die mit viel Enthusiasmus begleiteten Polit-Experimente Türkis-Blau und Türkis-Grün, die als das „Beste aus beiden Welten“ präsen tiert wurden, waren überschaubar erfolgreich. Die kommende Regierungsbildung wird spannend. Es warten mutige und ein schneidende Reformen, um den Standort nach vorne zu bringen. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen
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Die Qual mit der Wahl Der Wahlärzteanteil steigt, Kas senstellen sind unbesetzt. Krän kelt unser Gesundheitssystem? Hippe Nahrungsergänzung Der Markt für Nahrungsergänzung boomt. Wer profitiert und worauf sollte man beim Kauf achten?
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Lifestyle
Wirtschaft
Finanzen
Bildung
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Die Marke in der Ausstellung Welche Bedeutung spielen Fir menmuseen für Unternehmen und wie erfolgreich sind sie?
System Schule neu denken Landesrätin Christine Haber lander über Kulturpessimismus und gratis Krabbelstuben. Konsum findet Stadt Die Linzer Innenstadt soll attraktiver werden. Was sagen Geschäftsinhaber dazu? Lebensmittelretter Von Startups und Unterneh men, die gegen Lebensmittel verschwendung kämpfen. Quotenregelung Die Insolvenzwelle rollt. Masse verwalter Robert Golda gibt Einblicke hinter die Kulissen.
Nischenstar Palfinger-CEO Andreas Klauser über Wachstum und Investitionen im Süden. Investieren in der Wüste Warum genau Dubai einer der interessantesten Märkte für Immobilieninvestoren ist.
Künstlicher Instruktor Stellt KI Lernen auf den Kopf und wie können Unternehmen davon profitieren? Catering mit Haube Drei Haubenköche sprechen über ihren „Nebenerwerb“ als Catering-Unternehmen.
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k.schobesberger @ chefinfo.at
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IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamen hofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Christian Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Michael Schwarz BA MA, Andreas Hamedinger. Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigenleitung: Klaus Niederhuber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Roswitha Lang, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Julia Pargfrieder. Grafik: Malina Lahner, Vanessa Morandell, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chef-info. at. Gültig ist die Preisliste 2024. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing
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CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM
FOTOS: DICKCRAFT, EXTRAVAGANTNI, BEPSIMAGE, ANILAKKUS / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, AURENA.AT / APA / PICTUREDESK.COM COVERFOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR, PETERRIGAUD FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, MARTIN BARRAUD / OJO IMAGES / GETTY IMAGES, MERCEDES-BENZ AG
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7/2024 | CHEFINFO | 7
Radar
Nachgefragt
Anonymus
Kunst und Medizin JKU Campus. Der Medizinische Campus der Johan nes Kepler Universität Linz war heuer erstmals einer der Schauplätze des Ars Electronica Festivals – und das genau zum zehnjährigen Jubiläum der Medizinischen Fakultät. Festival-Motto: „Hope – who will turn the tide“. „Egal ob wir an die Klimakrise, die Inflation oder künstli che Intelligenz denken: Neue Ideen und Kreativität sind gefragt, damit wir unsere Zukunft nachhaltig gestalten können. Wissenschaft und Kunst können dafür wichtige Impulse geben“, sagt JKU-Rektor Stefan Koch.
Woran arbeiten Sie gerade? Robert Guschlbauer, Geschäftsfüh rer des Backunternehmens, errichtet für mehr als 30 Mio. Euro die sechs te Produktionslinie in Waizenkirchen. Schon im September starten die Bauar beiten, im vierten Quartal 2025 wird die neue Linie in Produktion gehen. In der neuen Anlage können bis 40.000 Stück Croissants pro Stunde hergestellt werden.
Die Abgehängten
„Croissants sind weltweit bekannt und eignen sich bestens für die internationale Vermarktung. Außerdem ist im heimi schen Handel kein einziges in Österreich hergestelltes Croissant gelistet“, erklärt Robert Guschlbauer – im Bild mit Frau Elisabeth und der nächsten Genera tion Christina und Michael. Der Umsatz beträgt 39 Millionen Euro.
Der CHEFINFO-Gastkommen tar über Gefahren des gesell schaftlichen Kollapses. Wir leben in einer sich disruptiv verändernden Lebensumwelt, ähn lich wie vor rund 100 Jahren. Die globalen Treiber heute sind Klima wandel, Blockchain, Energie, Mig ration oder KI. Sie sind in einem Tempo unterwegs, dass es für herr schende Eliten in Parteien und Insti tutionen schwierig ist, Perspektiven zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen. Das primäre Handeln auf Bundes- und Landesebene ist oft nur noch Selbstzweck und nicht auf das Gemeinwohl ausgerichtet. Eskalationsrisiko. Das fördert Bürokratie und schafft mehr Ver lierer. Verstärkt werden diese Ten denzen durch eine unüberschau bare Anzahl an „Experten“, die mit ihren Aussagen weder wis senschaftlich fundiert noch fakten orientiert Entscheidungsträger auf unterschiedlichen Ebenen beein flussen – und das ganz ohne Risi ko. Das reicht in alle Elitenschich ten hinein, die danach trachten, ihre eigenen Interessen in den Mit telpunkt der öffentlichen Diskus sion zu stellen. Dies macht es für die regierenden politischen Partei en teilweise sehr schwierig, nach haltige Entscheidungen zu treffen. Wenn nicht rasch das Verhalten den neuen Anforderungen ange passt wird, ist nicht nur unser Wohlstand in Gefahr, sondern es wird auch zu unkontrollierten Eskalationen kommen. Literatur empfehlung: Josef Tainter – The Collaps of the complex Societies! Ihr Anonymus
Best of
„Reformen fallen leichter, wenn der Handlungsdruck groß ist.“ Dahin gesagt
Familiendramen rund ums Erben
TOP DOWN Wettbewerbsfähigste Länder: Aufsteiger Wettbewerbsfähigste Länder: Absteiger
DEUTSCHLAND
ITALIEN
ÖSTERREICH
Reinhold Messner, 79 Gipfelstürmer Der Everest-Bezwinger bereut, sein Erbe zu früh vergeben zu haben: „Als ich mein materielles Erbe an Kinder und Ehefrau verteilt hatte, zerbrach die Familie.“ Sohn Simon widerspricht öffentlich.
Niki Lauda (†70) Rennfahrer
Artur Fischer (†96) Dübel-Erfinder
In einem dramatischen Streit klagte die Tochter des millionenschweren Unternehmers 2015 das Erbe ein. Der wiederum klagte in einem Beleidi gungsprozess die Tochter und gewann vor Gericht.
2020, ein Jahr nach dem Tod Niki Laudas, brachte dessen Witwe Birgit eine Klage wegen der Höhe ihres Pflichtanteils gegen die Privatstiftung Lauda ein. Das Gericht gab ihr nun recht.
Singapur Platz 1
Vereinigte Staaten Rang 12
Laut „World Competitive Ranking“ ist kein Land wettbewerbsfähiger. Singapur schob sich von Platz vier auf Platz eins.
Die USA sind die größte Volkswirt schaft der Welt, gehören laut der Analyse nicht mehr zu den Top Ten der wettbewerbsfähigsten Länder.
ZAHL
Prozent beträgt der Umsatzrückgang des Kurznachrichtendienstes X (Twitter) seit der Übernahme durch Elon Musk. Der Unternehmer musste seither Tesla-Aktien im Wert von Milliarden verkaufen.
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Österreich Platz 26
Schweiz Platz 2 Auch die Schweiz konnte an der Spitze wieder Meter machen und verbesserte sich vom dritten auf den zweiten Rang.
Auch Österreich fällt weiter zurück und belegt nur noch Rang 26 von 67 bewerteten Ländern. 2020 lag die Alpenrepublik auf Rang 16.
Leonard Birnbaum Vorstandsvorsitzender E.ON SE
Quelle: Fortune
FOTOS: LEUNGCHOPAN / TAWATCHAIPRAKOBKIT / DOUGLAS RISSING / VLADISLAV ZOLOTOV / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, TOM MESIC, BIRNBAUM FOTOS: ULI DECK / DPA / PICTUREDESK.COM, ULRICH PERREY / DPA / PICTUREDESK.COM, FRANKHOERMANN / DPA PICTURE ALLIANCE / PICTUREDESK.COM, ERWIN WIMMER
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Anders gedacht
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von Klaus Schobesberger Chefredakteur
Der Faktenchecker des Landes sollte eine fixe Institution werden
WAHLEN. Politische Parteien müssen endlich aufhören, den Wählern Sand in die Augen zu streuen.
D as Interessante an den ORF Sommergesprächen mit den Spitzenkandidaten der wahl kämpfenden Parteien war weniger die meist im Plauderton vor der Kulisse des Traunsees gehaltene Informations
„Angaben sind krass falsch“ Obwohl Badelt im großväterlichen Stil seine Positionen darlegt, versteht er kei nen Spaß, wenn Parteien versuchen, mit Voodoo-Ökonomie Wählern Sand in die Augen zu streuen. „Ein Großteil der
Realer Wohlstandsverlust Wie wichtig gute und seriöse Poli tik ist, zeigt gerade das Negativbeispiel Deutschland. Das Land steckt in einer selbst gemachten Dauerrezession, aus der es keinen Ausgang zu geben scheint.
sendung, sondern die Analy sen danach. Dabei brillierte der scharfsinnige Ökonom Chris toph Badelt als Partycrasher von den im TV mit Pathos oder im Schnellsprech präsentierten wirtschaftspolitischen Vorschlä gen. Beispiele gefällig? ÖVP Chef Karl Nehammer sagte ORF Moderator Martin Thür, dass es nach der Nationalratswahl mit ihm kein Sparpaket geben werde. Die 2,5 Milliarden Euro, welche die nächste Regierung einsparen muss, um die Maastricht-Krite rien in puncto Budgetdefizit und Verschuldung zu erfüllen, sol len durch Mehrwachstum und
Verantwortung dafür tragen in hohem Maße die Energiewende und der Dirigismus der Ampel regierung, urteilt der Ökonom Hans-Werner Sinn. „Deutsch land richtet seine eigene Indus trie zugrunde. Das werden andere Länder begrüßen, aber nicht kopieren.“ Die Quittung für schlechte Politik reicht der unzu friedene Wähler nach. Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen wurde die Ampel bru tal abgestraft, gewonnen haben mit der AfD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) Par teien am extremen rechten und linken Rand. Auch in Österreich
Ökonom Christoph Badelt
Investitionsanreize möglich werden. „Ich will den Kuchen nicht verteilen, son dern größer machen“, sagte der Kanz ler. Badelt in seiner Funktion als Leiter des Fiskalrats dazu trocken: Ohne Spar paket mit Kürzungen bei den Ausgaben und neuen Steuern werde es nicht gehen.
ist der Abschwung überwiegend haus gemacht, Industrie und Leitbetriebe wandern schleichend ab, gegenüber der Vor-Coronazeit haben wir einen echten Wohlstandsverlust erlitten. Es braucht einen Neustart. Und: Die Wahrheit ist uns Wählern zumutbar. n
Versprechungen, die politische Parteien machen, sind unseriös und nicht realis tisch“, sagt Badelt. Bei der sozialen Wun dertüte von SPÖ-Vorsitzendem Andreas Babler fehlen die Gegenfinanzierungen, außerdem seien seine Angaben zur Kin derarmut „krass falsch“, so Badelt.
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Führungsprofi Johann Hoffelner ist neuer
Finanzprofi Rene Unger verstärkt seit Anfang August das Vorstandsteam der Zurich Österreich als CFO. Bereits seit 2004 ist er in zumeist führenden Positionen im Unternehmen tätig.
Geschäftsführer des Linz Center of Mechatronics. Seit 2014 war er wis senschaftlicher Leiter des LCM, davor war er bei GE Healthcare in Zipf.
Wirtschaft
Terrassenwürfel Fertigteile liegen beim moder nen Bau klar im Trend. Das Schlüßlberger Unternehmen Bangerl hat sich mit Fertigteil garagen aus Beton einen Namen gemacht. Neu ist das innova tive „Cube Terrassenelement“ aus Stahlbeton. Mit seinem minimalistischen Design fügt sich der Cube in verschiedene architektonische Konzepte ein. Er ist eine funktionale Lösung, für alle, die eine Überdachung im Garten oder auf der Ter rasse möchten. So kann man den Außenbereich auch bei Schlechtwetter und im Winter besser nutzbar machen.
Millionen Euro. So hoch schätzt die Hagel versicherung die diesjährigen Dürreschäden für die österreichische Landwirtschaft, 50 Mio. mehr als erwartet. 150
Menschenähnliche Roboter BMW. Im BMW-Werk Spartanburg wur den humanoide Roboter in der Produk tion getestet. In einem mehrwöchigen Testbetrieb hat der Roboter eines kalifor nischen Unternehmens erfolgreich Blech teile in Maschinen eingelegt. BMW nennt die Ergebnisse „vielversprechend“.
FOTOS: LCM, ZURICH, BANGERL, BMW / FIGURE
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Branchen
GEWERBE & DIENSTLEISTUNGEN
redaktion@chefinfo.at
SGS stärkt Marktposition in Deutschland
ERRATUM In der Ausgabe CHEFINFO 06/Sommer hat sich bei einem Bericht über den Auto matisierungsspezialisten Keba ein altes und somit falsches Vorstandsfoto einge schlichen. Wir bedauern diesen Irrtum. Abgebildet sind die beiden Keba-Vor stände Christoph Knogler (CEO) und Finanzchef Andreas Schoberleitner im Rahmen der Bilanzpräsentation.
Die SGS Industrial Services GmbH hat die Kurt Schuhma cher Industriemontagen GmbH mit Sitz in Nordrhein-Westfalen übernommen. Die Übernahme des Unternehmens mit 75 Mit arbeitern stärkt die Präsenz im zentralen deutschen Raum. Die SGS erzielte 2023 einen Gesamt umsatz von 140 Millionen Euro und beschäftigt 800 Mitarbeiter.
AMS mit Multi-Channel-Kampagne Ende 2023 haben die Agenturen Heidlmair Kommunikation und Bacon&Bold eine EU-weite Ausschreibung des AMS Österreich gewonnen. Die AMS Business Tour 2024, bei der Berater in ganz Österreich Unternehmen besuchten, lief unter dem Motto „Nachhaltige Wege am Arbeitsmarkt“. Zwei Kam pagnen sind bereits erfolgreich über die Bühne gegangen.
MANAGEMENT & ERFOLG
redaktion@chefinfo.at
Führungswechsel bei Josko Nach über 8 Jahren als CFO verließ Thomas Litzlbauer die Unternehmensgruppe. CSO Stefan Wagner übernimmt zukünftig zusätzlich die Rolle des CFO. Gerhard Kasbauer , aktuell Bereichsleiter Produktion, wird COO und ver stärkt damit das Trio der Geschäftsführung der Josko-Scheuringer Gruppe rund um CEO und Mehrheitseigentümer Johann Scheuringer .
SunElements-Weltneuheit Die SunElements-Gründer Thomas Lanzerstorfer und Stefan Wagner präsentierten mit dem Designgar tenhaus eine Weltneuheit. Mit ver schiedenen Größen und integrierter Photovoltaikanlage ist es nachhaltig und für jeden Garten geeignet.
Neuer Geschäfts führer bei Egger Klaus Schörghofer bildet seit 1. September gemeinsam mit Reinhard Grießler die Doppel spitze in der Geschäftsführung der Egger Getränke
Gruppe. Schörghofer war davor fast zwei Jahrzehnte bei Brau Union tätig, dreiein halb Jahre als Vor standsvorsitzender.
Jungunternehmen von der WKOÖ prämiert Beim „Jungunternehmer:innenpreis 2024“ wurden von der Jungen Wirt schaft OÖ neun erfolgreiche Unterneh men in drei Kategorien ausgezeichnet. Insgesamt gab es 220 Einreichungen aus verschiedenen Branchen. „Junge Selbstständige sind eine treibende Kraft in der Wirtschaft“, zeigt sich WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer überzeugt. Preisträger sind unter ande rem Patrick Haidinger und Hans-Peter Pichler des Tech-Startups Fivesquare.
Triforêt von Alpin Family übernommen
Die Salzburger Hotelgruppe Alpin Family erweitert ihr Angebot durch die Über nahme der Hospitality Bros aus Saal felden. Mit dieser Übernahme kom men zusätzliche Betriebe, darunter das Triforêtalpin.resort zur Alpin Family hinzu. Die lokale Markfüh rerschaft wird dadurch gestärkt. Damit umfasst Alpin Family rund 3.000 Betten an zehn Standorten und über 400 Mitarbeiter.
FOTOS: GREGOR HARTL PHOTOGRAPHY, SGS INDUSTRIAL SERVICES, JOSKO, CITYFOTO n WIENER STÄDTISCHE. Die Wiener Städtische Ver sicherung Oberösterreich konnte im 1. Quartal 2024 mit einem Marktanteil von 15,8 Prozent den zweiten Platz unter Versicherungen festigen und verzeichnete in allen Sparten ein Prämienwachstum. Um weiter zu wachsen, werden 40 Mitarbeiter gesucht.
n PENEDER. Peneder Bogendach erhielt einen Groß auftrag in einstelliger Millionenhöhe für ein neues Ser vice- und Logistikzentrum des Fahrradfachhändlers Denfeld aus Bad Homburg. Das Peneder Team zeich net bei dem Bauprojekt für das Bogendach, das Stahl tragwerk und die Fassade verantwortlich.
n FACC. Das Luftfahrttechnik konnte im ersten Halb jahr 2024 den Umsatz um 23,6 Prozent auf 438,3 Mio. Euro steigern. Und auch die FACC-Belegschaft wuchs im ersten Halbjahr 2024 um 265 Mitarbeiter. Wachs tumstreiber sind laut FACC langfristige Partnerschaf ten, unter anderem mit Airbus und Boeing.
n DACHSER. Der Logistikdienstleister Dachser ver größert seine Niederlassung in Hörsching mit der Erweiterung seiner Umschlagfläche. 6 Mio. Euro wer den in den neuen Hallenbau des Logistikzentrums Linz investiert, um laut Dachser dem wachsenden Sendungsaufkommen weiterhin gerecht zu werden.
FOTOS: MARTIN SKOPAL, SUNELEMENTS, PAUL SIMPSON, MARIOS HÖFINGER FOTOGRAFIE
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COVERSTORY
COVERSTORY
BILD UNGS
WISSENSSTANDORT. Vor exakt 250 Jahren hat Maria Theresia die Schulpflicht eingeführt und damit den Grundstein für unser Bildungssystem gelegt. Seitdem steht es in der Dauerkritik. Es würde zu viel Durchschnitt produziert, Leistung würde nicht honoriert und überhaupt sei das System noch nicht in der Wissensgesellschaft angekommen. Tatsächlich gibt es viele Heraus forderungen, von geringen Deutschkenntnissen, über Helikopter-Eltern bis hin zu fehlendem Wohnraum für Studierende. Doch es gibt Lösun gen, Visionen und Blicke über den Tellerrand. REISE
Maria Theresia 1717; / 1780
TEXT: Jürgen Philipp
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FOTOS: DICKCRAFT / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, ZU_09 / DIGITALVISION VECTORS/ GETTY IMAGES
Milliarden Euro gibt Österreich jähr lich für Bildung aus. 11,52
COVERSTORY
COVERSTORY
Vor 250 Jahren führte Maria Theresia die Schulpflicht ein. Seitdem besteht ein System, das ständig im Wandel ist und ebenso ständig im Kreuz- feuer der Kritik steht.
wir als kleines Land haben. Dafür ist ein neues Set-up notwendig. Wir müs sen anfangen, starre Systeme durch ler nende, lebendige Systeme zu ersetzen.“ Skepsis gegenüber Hochbegabung Jene Starre, welche die Sir Karl Pop per Schule durchbricht. Sie fokussiert sich auf die Talente von jungen Men schen und auf Begabungen. „Der gene tische Unterschied zwischen Menschen beträgt 0,1 bis maximal 0,5 Prozent. Der Nobelpreisträger unterscheidet sich bei den Leistungsvoraussetzungen gene tisch vom Sonderschüler daher nur im Promillebereich.“ Ein scheinbar kleiner Unterschied mit großer Auswirkung, „weil ungemein viel Information in der DNA gespeichert ist. Die ungleichen genetischen Veranlagungen zeigen sich aber nur dann in Leistungsunterschie den, wenn sie auch genutzt werden, vor allem durch individuelle Anstrengung und durch das soziale Umfeld zum Bei spiel fördernder Eltern und motivieren der Lehrer.“ Salcher sieht in Österreich eine gewisse Skepsis gegenüber kogni tiver Hochbegabung. Während sportli che und künstlerische Veranlagungen in Fußballakademien, Skigymnasien oder Musikschulen gefördert sind, hal ten sich hartnäckige Vorurteile gegen kognitiv Hochbegabte, etwa wie, dass sich Hochbegabte im Leben ohnehin durchsetzen würden. „Das ist wissen Den Grundstein für eine gute Bildungs karriere sieht der 63-Jährige in der Ele mentarpädagogik: „Wenn wir heute die besten Kindergärten der Welt schaffen, dann werden wir in zehn Jahren eines der besten Bildungssysteme der Welt haben“, verrät er im Interview. Salcher sieht darin den großen Vorsprung der führenden Bildungsnationen. „Sie bil den ihre Elementarpädagogen aka- Ô schaftlich eindeutig falsch.“ Elementare Pädagogik
– nur mehr Freude“ oder „Der talen tierte Schüler und seine ewigen Fein de“. Er kennt die Stolpersteine die gro ßen Reformen im Weg stehen: „Mit wenigen Ausnahmen hat sich in den meisten OECD-Ländern gezeigt, wie schwierig es ist, nationale Schulsyste me trotz wachsender Herausforderun gen grundlegend zu reformieren, um den veränderten Rahmenbedingun gen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden.“ Salcher sieht auch in Öster reich hervorragende Schulen, die aber „weitgehend isoliert bleiben“, den noch reicht ein Blick über den Tel lerrand, um besonderes gute Bil dungssysteme zu identifizieren. Etwa im viel zitierten „Pisa-Serienmeister“ Finnland: „Finnland hat das ,pheno menon based learning‘ eingeführt, um aus der ,Stoff-Falle‘ herauszukommen und stärker Skills-orientiert zu arbei ten. Das bekannt innovative finnische
Schulsystem beschreitet damit einen Weg, indem es die Schulfächer zwar nicht abgeschafft hat, aber die Gren zen zwischen den Gebieten großflä chiger gestaltet wurden.“ Im Gegensatz zu Österreich genießt Lehrpersonal höchstes gesellschaftliches Ansehen. Der Lehrerjob ist begehrt und die Fin nen können sich die Besten aus den zahlreichen Bewerbern aussuchen. Für Salcher kein Zufall: „Funktioniert hat die Skalierung von Innovationen in Bil dungssystemen vor allem dann, wenn diese massiv von der Regierung initi iert und durchgesetzt wurde.“ Auch in Österreich sieht der Bildungsexperte große Potenziale, „die es gilt, zukunfts freudig und innovativ zu nutzen. Bil dung ist dafür der größte Hebel, den
Die Esten sind die Besten: 5 Prozent leistungsschwache Schüler stehen 20 Prozent leistungsstarken Lernenden gegenüber, dabei ist das System um 30 Prozent günstiger als der OECD-Schnitt.
dergarten und es gibt flächendeckend echte Ganztagesschulen mit intensiver individueller Förderung. Nur 5 Pro zent der estnischen Lernenden fallen in die Kategorie der leistungsschwa chen Schülerinnen und Schüler. Dem stehen in Estland mehr als 20 Prozent leistungsstarke Lernende gegenüber.“ Mittelmaß aller Dinge? Salcher ist Mitbegründer der „Sir Karl Popper Schule“ für besonders begabte Kinder und initiierte 2004 die „Wald zell Meetings“ im Stift Melk, an denen sieben Nobelpreisträger und der Dalai Lama teilgenommen haben. Seit 2008 engagiert sich Andreas Salcher mit sei nem „CURRICULUM PROJECT“ für bessere Schulen. Er gilt als echter Ken ner und Vordenker des Bildungssys tems und schrieb neun Nummer-eins Bestseller, darunter „Nie mehr Schule
sia die Schulpflicht eingeführt. Damals saßen bis zu 100 Schüler in einer Klas se, mussten kilometerlange Schulwege auf sich nehmen und wurden von Leh rern unterrichtet, die mit ihrem Brot job kaum über die Runden kamen. Es hat sich also vieles verändert und doch scheint das System mit dem großen Wandel in der Gesellschaft nicht mehr mitzukommen. Wir haben eines der teuersten Bildungssysteme der Welt, bleiben aber beim Output unter dem Schnitt. Estland hingegen hat sich bei den Leistungen an die OECD-Spitze katapultiert, und das, obwohl das Land ein um ein Drittel geringeres Bildungs budget im OECD-Schnitt hat. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Best sellerautor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen. Er weiß warum: „Fast alle Kinder in Estland besuchen ab dem dritten Lebensjahr den Kin
Ein alter Witz beschreibt das Grund dilemma der Kritik am Bildungssys tem: „Was tut man mit einem Men schen, der 100 Jahre lang im Eis verschollen war und wieder aufge taut ist, um ihn vorsichtig an die neu en Zeiten zu gewöhnen?“ „Man setzt ihn in eine Schule, denn da hat sich nur sehr wenig verändert“. Vor exakt 250 Jahren hat Kaiserin Maria There
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INTERVIEW. Andreas Salcher ist Bestseller autor und Visionär, wenn es ums Thema Bildung geht. Was braucht es aus seiner Sicht, um das Bildungssystem in Österreich wieder an die Spitze zu bringen? „Wir benötigen einen Grund konsens“
Sie leitet den Businesszweig des BG WRG Körnerstraße, ist leidenschaft liche Lehrerin und für die Linzer VP im Gemeinderat für Bildung, Frauen und Familien tätig. „Schule war noch nie nur ein Ort von Wissensvermitt lung, sondern dient seit jeher auch der sozialen und persönlichen Entwick lung.“ Sie sieht überbordende Schul bürokratie als eines der Hemmnisse im Schulbetrieb. „In manchen Klas sen kommt man kaum zu Stoff, viel weniger noch zu fächerübergreifen den Projekten.“ Dazu fokussiere man sich „im hektischen Schulalltag viel zu sehr auf die Schwächen der Kinder, anstatt lebensnahe Inhalte zu vermit teln.“ Lebensnahe Inhalte wie das von ihr geforderte Schulfach „Finanz Ô
Laufe der Jahre wurde das Curricu lum erweitert, Schulzweige etablierten sich. Das System wurde an den Zeit
demisch aus. Die Gruppengrößen sind vier im Kleinkinderbereich bis acht für größere Kinder. In Österreich bekom men Elementarpädagogen keine akade mische Ausbildung und wissen daher wenig über neue frühkindliche wissen schaftliche Erkenntnisse. Die Gruppen größen liegen bei uns bei 20 pro ausge bildeter Elementarpädagogin und einer Hilfskraft.“ Salcher sieht darin Start nachteile, die durch „unser veraltetes Schulsystem nicht kompensiert“ wer den. Die Zahlen sind alarmierend: Jeder fünfte 15-Jährige kann nach neun Jahren Pflichtschule nicht sinnerfassend lesen und scheitert an einfachsten mathema tischen Aufgaben. „Hier werden sys tematisch Lebenschancen vernichtet, und wirtschaftlich ist das eine nationale Katastrophe, die immer deutlicher beim Fachkräftemangel erkennbar wird.“ Integrative Schulsysteme Die Ausrede, dass unser Bildungssys tem durch hohen Migrationsanteil in den Schulen auf die Probe gestellt werde, lässt der Experte nicht gelten. „In Kanada liegen die Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund im englischsprachigen Teil weit über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Entscheidend dafür ist die an klaren Kriterien orientierte Einwanderungs politik, aber sicher ebenso das integra tive Schulsystem Kanadas mit seinen leistungsorientierten Gesamtschulen und Ganztagsstrukturen. Mit konse quenten Strategien wurde eine lern seitige Kultur in den Schulen etab liert.“ Salcher sieht die Lösungen am Tisch liegen. Sein Optimismus spiegelt sich im Titel seines neuesten Buches wider: „Unsere neue beste Freundin, die Zukunft.“ Mehr Praxisnähe Zu Maria Theresias Zeiten bestan den die Schulfächer im Wesentlichen in Lesen, Rechnen und Religion. Im
Wir müssen anfangen, starre Systeme durch lernende, lebendige Systeme zu ersetzen.
Andreas Salcher Bestsellerautor und Bildungsexperte
geist und die Bedürfnisse der Wirt schaft angepasst. 250 Jahren nach Einführung der Schulpflicht will eben falls eine Theresa – Theresa Ganhör – den Lehrplan lebensnäher machen.
C HEFINFO: Die von Ihnen mitgegründete Sir Karl Popper Schule geht seit 25 Jahren neue Wege. Was unter scheidet sie von anderen Schulen? Andreas Salcher: Das Wichtigste, das die Sir Karl Popper Schule von vielen anderen Schulen unterscheidet, ist, dass sie ihre Schülerinnen und Schüler vom ersten Tag an dabei unterstützt, heraus zufinden, worin sie wirklich gut sind. Die Einführung des Maturagegenstands „Kommunikation und Sozialkompetenz“ ist ein zentrales Element für den Erfolg dieser Schule. Leider ist sie, trotz aller Bemühungen von uns Gründern, noch immer die einzige derartige Schule in Österreich. Dabei hätten alle Schüler und Schülerinnen ein Recht auf einen Gegenstand „Kommunikation und Sozialkompetenz“, einen persönlichen Coach, auf selbstbestimmtes Lernen in Lern-Labs, auf individuelle Lernziele zusätzlich zum Zeugnis und vor allem auf exzellente Pädagoginnen und Päda gogen. All das ließe sich auch im Regel schulsystem umsetzen. Was bräuchte es, um unser Bildungs system effektiver zu gestalten? Wel che Prioritäten würden Sie setzen?
Salcher: Als Voraussetzung dafür, damit Österreich in der Champions League der Bildungsnationen mitspielt, benötigen wir einen Grundkonsens, dass Bildung eine nationale Top-Priorität erhält. Das bedeutet: Die Elementarpädagogik wird ausgebaut, weiter professionalisiert und konsequent als erste und fundamentale Stufe in das Bildungssystem integriert. Wenn wir heute die besten Kindergärten der Welt schaffen, dann werden wir in
von der Abschaffung der 50-Minuten Stunde, Auflösung der starren Klassen strukturen. 10 Prozent der Unterrichts zeit sollten von Personen von außerhalb des Schulsystems gestaltet werden. Wie müsste man da die Schulen strukturell verändern? Salcher: Die wichtige strukturelle Ver änderung wäre die flächendeckende Umsetzung der verschränkten Ganzta gesschule. Die meisten innovativen Schu len sind echte Ganztagsschulen: Die teu ersten Privatschulen in Großbritannien und den USA sind genauso wie fast alle erfolgreichen Brennpunktschulen ech te verschränkte Ganztagesschulen. Die Vorteile sind eindeutig: Die Zeiteintei lung zwischen Lernbüros, Lehrvortrag, echtem Projektunterricht, Sport, Rei sen und Exkursionen, selbstbestimmtem Lernen sowie Erholungs-, Essens- und Reflexionszeiten wird vom Lehrkräfte team in Absprache mit der Schulleitung autonom festgelegt. Dadurch wird indivi duelles Eingehen auf jede Schülerin und jeden Schüler strukturell überhaupt erst möglich. Die Hausaufgaben fallen zum Großteil weg. Für Schüler, Lehrkräfte und ganz wichtig die Eltern endet die Schule im Normalfall zwischen 15 und 16 Uhr.
Kanada weist die besten Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund auf. Das integrative Schulsystem setzt auf leistungsorientierte Gesamt- schulen und Ganztagsstrukturen.
Wenn wir heute die besten Kindergär ten der Welt schaffen, dann werden wir in zehn Jahren eines der besten Bildungssysteme der Welt haben.
Andreas Salcher Bestsellerautor und Bildungsexperte
zehn Jahren eines der besten Bildungs systeme der Welt haben. Das Schulauto nomiepaket 2017 war ein Schritt in die richtige Richtung, es ist nur heute, sieben Jahre danach, den meisten Schulen nicht bekannt, geschweige denn umgesetzt, obwohl es den Schulen viel pädagogi sche Autonomie ermöglichen würde,
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Bildung kostet Geld. Auch wenn 1972 Studiengebühren abgeschafft und das System für alle geöffnet wurden, müssen 56 Prozent aller Studieren den in Österreich nebenbei arbeiten.
INTERVIEW. Theresa Ganhör leitet den Businesszweig des BG WRG Körnerstraße. Warum sie für ein neues Fach „Finanz- bildung“ plädiert und man neue Fächer offen diskutieren sollte. „Hin zum Hands on-Unterricht“
C HEFINFO: Immer mehr jun ge Menschen verschulden sich. Kann das von Ihnen geforderte Unterrichtsfach „Finanz bildung“ dem entgegenwirken? Theresa Ganhör: Davon bin ich überzeugt. Wenn man sich die Zah len anschaut, sprechen diese nämlich eine sehr deutliche Sprache: 192 Men schen unter 24 mussten im Jahr 2023 Privatinsolvenz anmelden. Das sind 22 Prozent mehr als noch im Jahr davor, wie der AKV in seiner jährli chen Insolvenzstatistik veröffentlichte. Bei jungen Frauen betrug der Anstieg sogar 45 Prozent und auch die Ver schuldungshöhe ist um ganze 41 Pro zent gestiegen: Diese ist von durch schnittlich 35.700 Euro Schulden auf 50.500 Euro im Jahr 2023 gestie gen. Jeder fünfte 14- bis 20-Jährige in Österreich hat keinen Überblick, wie viel Geld er oder sie in einem Monat ausgibt. Gleichzeitig gibt fast die Hälf te der jungen Menschen an, sich eher nicht oder gar nicht mit den Themen Geld und Finanzen auszukennen. For schungsergebnisse zeigen auch, dass der Umgang mit Geld hauptsächlich im familiären Umfeld gelernt wird. Wenn schlechte Voraussetzungen gegeben sind, so entsteht auch beim kompetenten Umgang mit Geld Chan cenungleichheit, der wir in der Schule entgegensteuern wollen.
Welche Inhalte bzw. welche Form wünschen Sie sich für ein solches Fach? Ganhör: Ziel ist es, in diesem Fach Kin der und Jugendliche bestmöglich für die Zukunft vorzubereiten und wertvolle Tools mitzugeben. Neue, innovative Fächer schaffen die Möglichkeit, Schule in ein neues Licht zu rücken. Weg vom Unterricht nur in der Schule und hin zum Hands-on-Unterricht. Gehen wir
anlagung. Ich selbst zeige meinen Lohn zettel her und wir schauen, wohin das Geld geht, warum wir Steuern zahlen, wofür unser Budget verwendet wird und, noch viel wichtiger, wie man selbst mit Geld umgeht. Man muss mit der Finanz bildung schon viel früher anfangen. Ich ermutige alle Eltern, Taschengeld schon ab der Volksschule herzugeben und mit den Kindern zu besprechen, was es heißt, Geld zu verdienen, und vor allem wie lange man arbeiten muss, um sich etwas zu erarbeiten oder kaufen zu können. Oft wird über die Abschaffung von Schulfächern zugunsten anderer diskutiert, etwa Coding statt Latein, oder generellen Ethikunterricht. Ist die Schule in der Wissensgesell schaft angekommen? Ganhör: Wir müssen offen und ehr lich diskutieren, welche Inhalte wir mit geben wollen. Die soziale und ethni sche Struktur in unseren Schulen hat sich verändert. Es ist nicht alles schlecht in unserem System, allerdings wäre es schön, wenn wir zu einem System fin den, wo Schüler gefördert werden und Kurse nach ihren Stärken besuchen könnten. Bildung ermöglicht Kindern und Jugendlichen eine gute Grundla ge für ein schönes und aussichtsreiches Leben, wo sie sich selbst Meinungen bilden können, kritisch hinterfragen und Inhalte vernetzen können.
Kreisky schaffte 1972 die Studienge bühren ab. Die Zahl der Studierenden in Österreich verdoppelte sich zwi schen 1969/70 und 1978/79 auf über 100.000. Heute sind 390.000 Studie rende an Unis, Fachhochschulen und Akademien inskribiert. Damit stieg auch der Bedarf an Wohnraum. Man fred Schauberger hat als Unterneh mensberater das Ohr an der Wirt schaft und kennt die Ansprüche der Unternehmen an das Bildungssystem. Er ist aber auch WIST-Vorstand und hat einen etwas anderen Zugang zum universitären bzw. Hochschulbetrieb. „Mit den Fachhochschulen und der neuen IT:U ist Oberösterreichs akade mische Bildungslandschaft in den letz ten Jahrzehnten stark gewachsen. Die Infrastruktur rundherum hinkt die sen Ansprüchen allerdings hinterher.“ Der Studierendenträger WIST stellt Studierenden seit 1960 Wohnraum zu leistungsgerechten Preisen zur Verfü gung. Wohnraum, der künftig drin gend nötig sein könnte. „Wenn Ô
Marokko. Fatima al-Fihri war deren Stifterin. Ihr ganzes Erbe floss in die Al-Qarawiyyin-Universität. Der heute noch für Universitäten gebräuch liche Name „Alma Mater“ – „Die nährende Mutter“ – geht auf al-Fihri zurück. Universitäten blieben jahr hundertelang ein Ort der Privile gierten, des Adels und des Klerus – und der Männer. Erst 1897 durften Frauen in Österreich studieren. Ein
bildung“. „Finanz- und Wirtschafts bildung ist essenziell, um fundierte finanzielle und gesellschaftliche Ent scheidungen zu treffen. Dabei geht es nicht nur um Theorie, sondern es soll junge Menschen befähigen, Gelern tes im täglichen Leben anzuwenden und bestmöglich für die Zukunft vor zubereiten.“ Um diese Themen inter essant und praxisnahe zu vermitteln, wünscht sich Ganhör mehr Zusam menarbeit mit der Wirtschaft und den Betrieben. Wirtschaft-Wissen- Wohnen
Jeder fünfte 14- bis 20-Jährige in Österreich hat keinen Über blick, wie viel Geld er oder sie in einem Monat ausgibt.
Theresa Ganhör Gemeinderätin und Lehrerin
raus, besuchen wir Unternehmen, Ban ken und vieles mehr – machen wir Wirt schaft und das Leben greifbar. In der Finanzbildung sollen die unterschiedli chen Rollen der alltäglichen Welt wie Konsument, Arbeitgeber oder -nehmer, Steuerzahler, wählende Menschen ein genommen werden und verständlich gemacht werden, um dann die Schüler zu kritischen, mündigen, selbstständi gen und verantwortlichen jungen Men schen zu erziehen. Themen wie Steuern, Lohnzettel, Unternehmertum und Ver
Finanz- und Wirtschaftsbildung ist essenziell, um fundierte finanzielle und gesellschaftliche Entscheidungen zu treffen.
Lange bevor die Schul pflicht eingeführt wur de, gab es Universitä ten. 1365 die erste in Österreich –
Theresa Ganhör Gemeinderätin und Lehrerin
die Universi tät Wien. Die erste ihrer Art weltweit ent stand 859 in
Studium, das viel Geld kostete und den bürgerlichen Eliten vorbehalten war. Das änderte sich erst in der Ära Kreisky.
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Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Österreich haben keinen Schul- oder Lehrabschluss (EU: 9,8 %).
„Wir vergeuden Talente“
mir leisten kann, an einem anderen Ort zu studieren.“ Für Schauberger ist dieser Ortswechsel Teil der Persön lichkeitsentwicklung. „Von zu Hause weg zu sein und sein Leben selbst zu organisieren ist eine unschätzba re Erfahrung. Man muss sich sein Leben und seine Ausbildung orga nisieren. Man ist selbstverantwort lich.“ Daher ist es für Schauberger in einer digitalen Gesellschaft geradezu anachronistisch, dass Studien heute immer verschulter werden. „Selbstor ganisation tritt in den Hintergrund. Dazu kommt, dass man bei zu wenig Anwesenheit oder zu wenigen ECTS Punkten schnell ein Semester verliert.“ Wie ein perfektes Bildungssystem vom Kleinkind bis zum jungen Erwachse nen aussieht, ist seit Maria Theresia ein ewiger Streitpunkt. Fakt ist, es muss immer in Bewegung bleiben – und das ist es, seit 250 Jahren. n
die IT:U einmal im Vollbetrieb 5.000 bis 9.000 Studierende zählt und nur 10 Prozent davon einen Studenten heimplatz brauchen, benötigen wir 500 bis 900 neue Wohneinheiten.“ Derzeit hält die WIST OÖ in ihren Häusern rund 1.100 Plätze für Studie rende bereit. High-Potentials halten Wohnen wird für den Finanz- und Wirtschaftsexperten zur Wissens standortfrage und damit zur Frage, wie man hochqualifizierte Absolven ten und Lehrpersonal im Land hal ten kann. „In meiner tagtäglichen Arbeit als Berater für KMU habe ich die Hand am Puls der Wirtschaft und kenne die brennendsten Themen. Jede wirtschaftliche Entwicklung schlägt zu meinen Kunden durch. Wenn wir den Standort sichern wollen, dann brauchen wir High-Potentials. Wirt schafts- und Wissensstandort bedin gen einander.“ Der Schlüssel dazu sei passender, mit den Bedürfnissen und der Nachfrage dieser High-Potenti als, mitwachsender Wohnraum. Das verlangt auch Wachstum seitens der WIST. Das „Haus Barbara“ der WIST wird daher zum Leuchtturmprojekt. Gemeinsam mit Projektpartner LINZ AG entsteht eine riesige PV-Fassade mit einer Leistung von 327 kWp und einer Gesamtjahresleistung von etwa 280.000 kWh. „Die Fassade dämmt und senkt die Heizkosten, gleichzeitig sinkt der Strompreis. Diese Einsparun gen wollen wir unseren Mietern wie der solidarisch zukommen lassen.“ Mit der „WIST-Strategie 2030“ sieht sich Schauberger „bereit für die Zukunft“. Selbstorganisation Leistbares Wohnen ist für den Managementberater daher mehr denn je zur Karrierefrage geworden. Rund 56 Prozent aller Studierenden müs
sen in Österreich nebenbei arbeiten, um sich ihre Ausbildung leisten zu können – der höchste Wert in den OECD-Ländern. „In den 1970er-Jah ren gelang es, dass auch Kinder aus ärmeren Familien studieren konnten. Heute geht es oft darum, ob ich es
INTERVIEW. Manfred Schauberger ist Unternehmensberater und Vorstand des Studierendenträgers WIST. Schauberger über Herausforderungen, Visionen und Reformen rund um das Thema Bildung.
Wenn wir den Standort sichern wollen, dann brauchen wir High Potentials. Wirtschafts- und Wis sensstandort bedingen einander.
C HEFINFO: Sie sind Unter nehmensberater. Aus der Sicht des Unternehmens beraters: Was braucht das Bildungs system? Manfred Schauberger: Ich gehe davon aus, dass die überwiegende Anzahl der Beteiligten nur das Beste will. Wir sehen aber, dass man andere Wege gehen muss. Aus meiner externen Beratersicht und dem Feedback, das ich von meinen Kunden aus der Wirt schaft bekomme, braucht es zuerst den Blick auf den Arbeitsmarkt. Ich bin Jahrgang 1963, komme also aus der Babyboomer-Generation. In unserer Zeit war es nicht nur gut, dass Arbei terkinder studieren durften. Sie waren vor allem einmal weg vom Arbeits markt und haben diesen nicht belastet. Jetzt ist das komplett anders. Die Zahl der Schüler in den höher- und weiter bildenden Schulen wird immer höher, während unsere Wirtschaft dringend geschickte Leute bräuchte, die eine Lehre absolvieren. Rund die Hälfte aller Kinder in unseren höher- und weiterbildenden Schulen benötigen private Nachhilfe. Das schafft Frus tration: Frustrierte Schüler, Eltern und
ich in einer Mannschaft drei von zehn Menschen habe, die kein Talent besit zen, zieht das die gesamte Gruppe run ter, weil man viel Zeit in diese drei investiert, und das frustriert alle. Global betrachtet hat Österreich eines der teuersten Bildungssys teme. Wie können wir das System wieder effizienter machen? Schauberger: Ich glaube nicht, dass das eine Frage des Geldes ist. Es ist eher eine Frage der Organisation. Wir müs sen die Durchlässigkeit erhöhen und die Ströme besser lenken. Das würde einige Effekte haben und eine Verbesserung herbeiführen. Wir sollten die jeweils beste Ausbildung für jeden finden und nicht bloß Lehrpläne erfüllen, welche die Schüler nicht dort abholen, wo sie gerade stehen. Dazu würde ich den Leh rern mehr Freiheiten beim Unterrich ten geben. Sie brauchen mehr Rückhalt. Das ist keine von innen fundierte Ana lyse, sondern nur meine externe Beob achtung, die mir auch von meinen Kun den aus der Wirtschaft zurückgespiegelt wird. Generell glaube ich aber nicht, dass unser Schulsystem so schlecht ist, wie man es oft macht.
Lehrer. Die größte Bildungsreform aus meiner – und aus Sicht vieler meiner Kunden – wäre es, wenn Lehrlinge – egal welchen Beruf sie lernen – bei sehr guten Leistungen später studie ren gehen könnten. Vielen geht erst später der Knopf auf und sie brauchen ein wenig länger, um zu reifen. Wir vergeuden daher Talente, die in wei terbildenden Schulen Plätze versitzen,
Manfred Schauberger Unternehmensberater und WIST-Vorstand
Der Wissensstandort Oberöster reich bekommt mit der IT:U einen neuen „Leuchtturm“. Dennoch hinkt die Infrastruktur wie stu dentischer Wohnraum hinterher.
Die größte Bildungsreform aus meiner Sicht wäre es, wenn Lehr linge – egal welchen Beruf sie lernen – bei sehr guten Leistun gen später studieren gehen.
Manfred Schauberger Unternehmensberater und WIST-Vorstand
anstatt auf eigenen Beinen zu stehen. Das alles verlangt nach einem Para digmenwechsel. Wir brauchen mehr junge Menschen, die einen Beruf erler nen mit mehr Durchlässigkeit in Rich tung eines späteren Studiums. In der Schule ist das wie im Sport. Wenn
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