CHEFINFO 07_2024 September

Christoph Hikes CFO und Vorstand Invest Unternehmensbeteiligungs AG

Innovation trifft Kapital – mit Private Equity von der Idee zum Marktführer

Welche Kriterien sind für Sie beson ders relevant bei der Beurteilung von Startups? Hikes: Als Erstes versuchen wir, die Geschäftsmodelle auf deren „Zukunfts fähigkeit“ zu beurteilen. Also die Frage zu stellen, welches Potenzial eine Idee bzw. ein Produkt mit sich bringt. Die ses Wachstumspotenzial abzuleiten und greifbar zu machen ist, gemeinsam mit den Gründer*innen, eine besonders schwierige Aufgabe. Insbesondere dann, wenn Geschäftsmodelle zu einer positi ven Disruption in einer Branche führen können, erfordert diese Analyse viel Auf wand und Zeit. Das zweitwichtigste Argu ment ist aber mit Sicherheit das Grün derteam bzw. das Management. Wir suchen nach Gründern, die eine beson dere Leidenschaft für die Entwicklung ihres Geschäftsmodells an den Tag legen und auch das Durchhaltevermögen besit zen, diese Idee umzusetzen. Als passiver Finanzinvestor sind wir letztlich abhän gig von der Umsetzungskraft und dem -willen des Managements. Natürlich steht am Ende einer Investitionsentscheidung aber auch die ökonomische Nachhaltig keit. Jeder institutionelle Investor erwar tet für den Eingang des Risikos eine ent sprechende Rendite auf das eingesetzte Kapital. Sie haben in der Vergangenheit in einige frühphasige Unternehmen investiert. Was waren bzw. sind Ihre größten Learnings daraus? Hikes: Unsere Investitionen in Startups haben uns gezeigt, dass am Ende des Tages das Team und die Unternehmens kultur die entscheidenden Erfolgsfaktoren sind. Eine visionäre Führung und ein star kes Team mit einem klaren Umsetzungs willen ist von essenzieller Bedeutung. Wir haben gelernt, dass selbst die besten Ideen scheitern können, wenn das Team nicht funktioniert. Deshalb auch unser starker Fokus in der Analyse auf das Management und die handelnden Personen. Ein zweites Learning ist definitiv, dass die Fokussie rung auf ein Produkt bzw. eine Produkt

GRÜNDERBOOM. Die Anzahl an Startup-Gründungen nimmt beinahe jährlich zu. Als Standortinvestor begleitet die Invest AG nicht nur etablierte Unternehmen, sondern auch eine Handvoll junger Unternehmen. Was dabei besonders wichtig ist und wie solche Unternehmen begleitet werden – ein Interview mit Christoph Hikes, CFO der Invest AG.

H err Hikes, Sie sind 2011 zur Invest AG gekommen und betreuen seitdem, unter anderem, frühphasige Unternehmen, also Startups. Können Sie uns einen Einblick geben, was sich in den ver gangenen 13 Jahren verändert hat? Christoph Hikes: Die „Landschaft“ der Neugründungen hat sich in den letzten Jahren sehr stark verändert. Waren es früher vor allem Startups, die stark aus dem IT-Umfeld gekommen sind, sehen wir heute eine zunehmende Zahl von Gründungen in vielen verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel Biotechnolo gie, MedTech, Nachhaltigkeit und künst liche Intelligenz. Besonders erfreulich ist für uns zudem, dass sich Neugründungen nicht nur auf Metropolen beschränken, sondern zunehmend auch aus ruralen Gebieten kommen. Als Standortinvestor sind wir daran interessiert, dass Neu gründungen breitflächig stattfinden, und unterstützen innovative Ideen unabhän gig vom Standort. Ein weiterer wichti ger Trend ist die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und sozialer Verant wortung. Immer mehr Menschen legen Wert darauf, mit ihrer Arbeit und ihren Ideen einen positiven Beitrag zur Gesell

ausforderungen ergeben sich in der Gründung und wie kann ein externer Investor dazu beitragen, diese Her ausforderungen zu bewältigen? Hikes: Eine der größten Herausforde rungen ist der nachhaltige Zugang zu externem Kapital. In frühen Phasen ist es oft schwierig, den passenden Inves tor für das Geschäftsmodell zu finden. Als Invest AG versuchen wir, ein prag matischer Partner auf der Kapitalseite und gleichzeitig mit unserem Netzwerk ein wertvoller Sparringspartner zu sein. Neben der Kapitalbeschaffung sind aber junge Unternehmen auch von den „klas sischen“ Herausforderungen betroffen. Fachkräftemangel, Digitalisierung und Regulatorik sind dabei nur ein klei ner Teil, der insbesondere Startups, die meist mit einer dünnen Personaldecke ausgestattet sind, beschäftigen. Ein ins titutioneller Investor kann hier mit sei nem Netzwerk, aber auch seinem Wis sen aus anderen Transaktionen und Unternehmen unterstützend mitwirken. Als Invest AG sind Sie nicht nur für etablierte Geschäftsmodelle ein nachhaltiger Investor, sondern auch für frühphasige Unternehmen.

gedacht. Wichtig sind auch die Vor bereitung und das Netzwerk bzw. die Unterstützung. Eine gründliche Vor bereitung ist nicht nur die Grundlage für die Gründung eines Unterneh mens, sondern auch unerlässlich, wenn es um die Einwerbung von finanzieller Unterstützung geht. Investoren werden immer wissen wollen, welche Zielgrup pen bzw. Märkte bedient und wie Busi nesspläne in der Zukunft erfüllt werden sollen – hier brauchen Gründerteams gute Antworten, um langfristiges Kapi tal einwerben zu können. Sehr hilfreich ist außerdem ein starkes Netzwerk zu erfahrenen Unternehmer*innen, Mentor*innen, Investor*innen und Kund*innen – der Aufbau und das Knüpfen von Kontakten ist essenziell. Prägnant zusammengefasst sind meine Empfehlungen daher: 1. Nütze deine Leidenschaft, um ein reales Problem zu lösen. 2. Bereite deine Idee gründlich auf und erstelle einen belastbaren Businessplan. 3. Baue dir ein starkes Netzwerk auf und nutze die Unterstützung anderer. 4. Sei flexibel und lass dich von Rückschlägen nicht entmutigen.

familie insbesondere am Anfang beson ders wichtig ist. Viele Startups „verzetteln“ sich in der Entwicklung weiterer artver wandter Produkte, obwohl das Kernpro dukt noch nicht marktreif ist. Der klare Fokus auf die Marktreife ist wichtig. Aber Investitionen in Startups sind immer mit einem höheren Risiko verbunden. Jede Analyse ist sinnlos, wenn das Quäntchen Glück und Timing nicht mithelfen. Wenn sich Rahmenbedingungen ändern, ist es daher wichtig, flexibel zu bleiben und bereit zu sein, die Strategie auch kurz fristig zu ändern. Welchen Ratschlag würden Sie Men schen geben, die mit der Idee spie len, ein Unternehmen zu gründen? Hikes: Der wohl wichtigste Aspekt ist die Frage: Was ist meine Leidenschaft und kann ich diese in einem Startup verwirklichen? Eine erfolgreiche Grün dung braucht nicht nur eine gute Idee, sondern auch das Durchhaltevermö gen, diese Idee umzusetzen. Außerdem sollte man sich gut überlegen, welches Problem man mit seiner Idee tatsäch lich lösen kann. Oftmals entwickeln sich Produkte und Dienstleistungen in eine ganz andere Richtung als ursprünglich

schaft zu leisten. Diese Selbstverwirkli chung ist in eigenen Unternehmen meist einfacher möglich als in einem klassi schen Angestelltenverhältnis. Besonders erfreulich ist auch das durchschnittliche Alter der Unternehmensgründer. Dieses sinkt beinahe jährlich und zeigt damit, dass in Österreich der Unternehmergeist auch jüngerer Menschen immer mehr geweckt wurde. Durch entsprechende Initiativen auf vielen Ebenen, insbeson dere Schulen und Universitäten, erhof fen wir uns einen noch stärkeren Unter nehmergeist junger Menschen.

Wir suchen nach Gründern, die eine besondere Leidenschaft für die Entwicklung ihres Geschäfts modells an den Tag legen. Christoph Hikes CFO und Vorstand Invest Unternehmensbeteiligungs AG

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