moments OÖ 07_2024 September

E D I T O R I A L

SAMMELWUT KOMMT Plastikpfand ab 2025

N och vier Monate – dann ist der sorglose Umgang mit der Kunststoffflasche und der Getränkedose gezählt. Ab Jänner ist nämlich beides je 25 Cent wert. Aber nur, wenn diese nicht gequetscht oder beschädigt sind! Gleich vorweg: Das System ist sehr umstritten. Der Konsument darf die Flaschen und Dosen vorab nicht beschädigen, aber danach werden diese ohnehin eingestampft. Man könnte meinen, der Irrsinn bekommt Methode. Aber da Europa derzeit sowieso schon in einer Verordnungs- und Regulierungsflut versinkt, reiht

Volkswirtschaftlicher Unfug. Kritiker sehen den Auf bau eines zweiten Sammelsystems zu den bestehenden gelben Tonnen und Säcken als Irrsinn an, da Österreich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern bereits über eine hohe Sammelquote von 70 Prozent verfügt. Zur Erreichung der weiteren 20 Prozent müssen Unsummen investiert werden, die letztendlich erst wieder der Kon sument zu zahlen hat. Da aber ab 2025 alle Produzenten der EU 25 Prozent recycelten Kunststoff verarbeiten müssen, gilt das Sammelsystem als große Hoffnung, die se Quote zu erreichen. Und das zahlt sich auch aus: Etwa 500 Euro ist die Tonne gesammeltes PET aktuell wert und damit teurer als neuer Kunststoff. Für die gleiche Menge sortiertes Alu sind sogar 1.200 Euro zu berappen. Schwäche im System. Leider hat die Idee jedoch auch ihre Schwächen. Etliche Flaschen kehren nie ins Recyc ling zurück, andere gehen bei der chemischen Reini gung durch Abrieb verloren, ein Teil des Materials ermüdet. Ein Teil wandert in andere Industrien ab, wird zu Fasern, Vlies, Tennisbällen, Folien oder Autozube hör und ist damit für die Kreislaufwirtschaft verloren. Aber vor allem eine Komponente ist entscheidend: Tragen Frau und Herr Konsument das neue System überhaupt mit? Mit einem Blick auf die Müllberge bei Großveranstaltungen und den Abfall auf den Straßen wäre dies sicherlich begrüßenswert. Vielleicht findet sich ja zukünftig jemand, der weggeworfene Verpa ckungen aufhebt und korrekt entsorgt, wenn diese etwas wert sind.

sich die Pfandregelung in die Kategorie „Unnötiges Groscherlgeschäft“ bzw. „Bürokratie-Keule für kleine Betriebe“ ein. Fehlendes Heizmaterial. Während sich schon länger zahlreiche Energieanbieter Sorgen machen, woher künftig das fehlende Mate rial für die Erzeugung von Wärme kommen soll –

WIR FEIERN DIE MENSCHEN.

Plastik verzeichnet ausgezeichnete Brennwerte –, spielten sich Politik, Industrie, Handel und Entsorger in den vergangenen Jahren so lange den Ball zu, bis der EU schließlich der Kragen platzte. Letztere schreibt jetzt vor, dass 90 Prozent aller PET-Flaschen bis 2029 getrennt zu sammeln sind.

Und das Zusammensein. Wir feiern 175 Jahre Lenz Moser.

Johanna Lengauer Geschäftsführende Gesellschafterin & Herausgeberin herausgeberin@momentsmagazin.at

FOTOS: FOTOSTUDIO EDER LINZ, TEVARAK/ISTOCK/GETTY IMAGES PLUS

lenzmoser.at #feierlenzmoser

6 moments 7/2024

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