Weekend Style 2025 KW13
Balance
N aturerlebnis, körperliche Herausforde rung und mentale Entschleunigung: Wer zum Weitwandern aufbricht, er lebt Höhen und Tiefen – und das nicht nur buchstäblich. Doch wie bereitet man sich auf die Tour in XXL richtig vor? Günter Mussnig, seines Zeichens ausgebildeter Diplomgeograf und aus gesprochener Bergfreund, rät, mit dem Naheliegendsten zu beginnen: dem Wandern! Wichtig sei die entsprechende „ G rundlagenausdauer, also eine moderate Belastung über einen langen Zeitraum“. Zum Start „sechs Gehstunden und zumindest 800 Höhenmeter – rauf und runter“. W enn das ohne Mühe gelinge, stehe dem Vergnügen nichts im Wege. Doch dabei nicht die Bodenhaftung verlieren, denn: Die Natur ist und bleibt unberechenbar. Mussnig: „Es ist nicht immer schönes Wetter und viel leicht fehlt auch einmal ein Schild für die Orientierung.“ Da hilft es sehr, auch bei stundenlangem Regen die Route genau im Kopf zu haben.
Einsteiger-Tipps
ä PROFI-BEGLEITUNG
Die erste Weitwanderung sollte in jedem Fall von einem spezialisier ten Reiseveranstalter organisiert werden. So können sich Anfänger ganz auf den Weg konzentrieren. Im Notfall wird schnell Unterstüt zung geleistet. Gehzeitangaben von fünf Stunden wirken im Zuge der Planung nicht lange, laufen aber in Realität auf ein tagesfüllendes Programm hin aus: Mit Pausen und dem vielleicht einen oder Umweg sammeln sich leicht sieben Stunden an. Drosselt man (völlig legitim) das Tempo, sind schnell acht Stunden erreicht. Deshalb wäre es ratsam, moderat ins eigene Bewegungsabenteuer einzusteigen. Auch technischer Übermut ist ein falscher Wegbe gleiter: Die erste „Tour de force“ sollte maximal auf roten, das heißt moderaten Bergwegen erfolgen. empfiehlt sich die Buchung eines Gepäckservices. Der kleine Luxus erlaubt, mit leichtem Tagesgepäck wandern zu gehen, während der Rest vom Hab und Gut schon in der nächsten Unterkunft wartet. Vorteil: Auf dem Weg lernt man Schritt für Schritt – und Tag für Tag –, Wesentliches vom Unwe sentlichen zu trennen. So wird der eigene Rucksack mit der Zeit garantiert immer leichter. Körper – und Beine! – schonen: Schon bei der Planung mindestens alle vier Tage einen Ruhetag ein bauen. Wer nicht stillhalten will, sollte sich unterwegs aber maxi mal mit einer kurzen, einfachen Tagestour zufriedengeben. Wer viele Kilometer machen will, braucht nicht zum Lastesel zu mutieren. Für alle Greenhorns
ä EASYGOING
MUSSNIGS TRAININGSTIPP. „Geh ein fach zwei Tageswanderungen hintereinan der. Die Länge der beiden Tagesetappen sollte sich nach der längsten Etappe deines geplanten Weitwanderweges richten.“
Mit Maß zum Ziel . „Der größte Fehler ist, weiter zu gehen, als es Erfahrung, Können oder die Verhältnisse zulassen“, mahnt der Profi. „Checke unterwegs immer, ob du noch im Zeitplan bist.“ Für den Notfall sollte man laut Mussnig auch immer einen Plan B im Ruck sack haben: am besten zurückgehen oder die Etappe gar nicht erst in Angriff nehmen. Für ein sicheres Fortkommen sind energiereiche, leichte Marschkost (Nüsse oder Trockenfrüchte) und stabile, einge laufene Wanderschuhe ein weiteres Muss. Kombiniert mit passenden, nahtlosen Wandersocken. Kleidung nach dem Zwiebelschichtprinzip, atmungsaktive Funktionswäsche, eine wärmende Schicht und eine wind- und wasserdichte Jacke sorgen für optimalen Schutz. Wer im Freien übernachtet, sollte auf einen leichten, aber warmen Schlafsack sowie eine bequeme Isomatte setzen. Ins leichte Marschgepäck gehö ren auch Navigationshilfen wie Karten, Kompass, GPS oder Wander Apps mit Offlinekarten, die die Orientierung erleichtern. Auch eine Stirnlampe, ein Erste-Hilfe-Set und eine Sicherheitspfeife dürfen nicht fehlen. Top-Strecken . Die beliebtesten Routen verlaufen wenig überra schend in den Alpen. Aber auch der Westbalkan mausert sich zur auf strebenden Weitwanderdestination. Beliebt sind etwa die „Peaks of the Balkans“ oder der „High Scardus Trail“. Auch die Weitwander wege in den Mittelgebirgen Deutschlands – Stichwort: Rothaarsteig – locken Naturfreunde an. In den USA sind Hikers am „Pacific Ocean Trail“ und „Appalachian Trail“ unterwegs. Als ganz großes Kaliber in Asien gilt der weltberühmte „Great Himalaya Trail“. Der Profi: „Weitwandern gelingt fast überall!“ v
ä GEPÄCK-FRAGE
ä PAUSE
FOTOS: HIMALAYA: MOTION LOOP/ISTOCK.COM, APPALACHIAN TRAIL: FRANK DEBONIS/ISTOCCK.COM, HIGH SCARDUS TRAIL: TRAIL-ANGELS, MUSSNIG, SYMBOLE BERGE: TULPAHN/ISTOCK.COM
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