Weekend Karriere Steiermark 2025 KW39
SONDERAUSGABE | HERBST 2025
SCHULE V LEHRE V KARRIERE
STEIERMARK
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SCHULE & BILDUNG
MEINUNG F inanzbildung ist ein Thema, das uns oft erst dann bewusst wird, wenn wir bereits vor ei ner finanziellen Herausforde rung stehen. Als Bildungsdi
ben oder Sparen Konsequenzen haben. Die besondere Aufgabe besteht dar in, Finanzwissen altersgerecht und lebensnah zu vermitteln. So, dass es für die Jüngeren nicht zu abstrakt und für die Älteren nicht zu banal ist. Grundstein. Neben dem Unter richt bieten auch außerschulische Initiativen, Workshops und Projekte wertvolle Lernmöglichkeiten. Expert/innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und gemein nützigen Organisationen bringen zusätzli ches Wissen in die Schulen und machen Finanzbildung an schaulich und prak tisch. Auch das Fi nanznavi-Portal kann dabei eine wichtige Hilfe sein: Eine digita le Plattform für Lehr kräfte und Schüler/innen, um sich über Fi nanzthemen zu informieren. Wichtig ist: Jugendliche sollen nicht nur begreifen, wie der Umgang mit Geld funk tioniert, sondern auch lernen, es sinnvoll auszugeben. Finanzbildung ist ein Prozess, der ein Leben lang andauert. Den Grund stein können wir in der Schule legen. Für eine nachhaltige Wirkung braucht es aber das Zusammenspiel von Eltern, Schule und Politik. Gemeinsam können wir junge Men schen Schritt für Schritt in Richtung Eigen ständigkeit begleiten. V
rektorin der Steiermark ist es mir ein be sonderes Anliegen, dass unsere Schulen nicht nur Wissen in den klassischen Fä chern vermitteln, sondern Kinder und Ju gendliche auch auf das Leben vorbereiten. Dazu gehört ganz klar, einen verantwor tungsvollen Umgang mit Geld zu lernen. Selbstverständlich greift dieses Thema auch in die Verantwortung der Erziehungsbe rechtigten. Mehr als nur Zahlen. Unsere Welt ist komplexer geworden und Bargeld ist längst nicht mehr das einzige Zahlungsmittel. Kredite, Aktien oder Kryptowährungen prägen unseren Alltag. Wer
„FINANZKOMPETENZ BEDEUTET WEIT MEHR, ALS NUR MIT ZAHLEN ZU RECHNEN.”
hier kein Grund verständnis entwi ckelt, läuft Gefahr, Entscheidungen zu treffen, die schwer wiegende Folgen haben können. Finanzkompetenz
Die Aufgabe besteht darin, Finanzwissen altersgerecht und lebensnah zu vermitteln.
bedeutet daher weit mehr, als nur mit Zah len zu rechnen. Sie ist eine wichtige Voraus setzung für Eigenständigkeit, Verantwor tungsbewusstsein und Teilhabe. Wir müs sen deshalb früh ansetzen. Kinder und Ju gendliche sollen verstehen, dass Geld be grenzt ist und Entscheidungen beim Ausge
SONDERAUSGABE | HERBST 2025
SCHULE V LEHRE V KARRIERE
STEIERMARK
MEGA-GUIDE KURS AUF ZUKUNFT
Elisabeth Meixner Bildungsdirektorin Steiermark
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FOTO: TRIMAKS PHOTOGRAPHY COVERFOTOS: KI-GENERIERTES BILD: ADOBE FIREFLY/ADOBE INC.
16.09.25 11:44
Impressum: Medieninhaber: Weekend Magazin Steiermark GmbH, Elisabethstraße 5/2, 8010 Graz. Redaktion Steiermark: Elisabethstraße 5/2, 8010 Graz, Tel.: +43 50 6964-8001, E-Mail: redaktion.stmk@weekend.at. Redaktion Oberösterreich: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel. +43 50 6964-4444, E-Mail: redaktionooe@weekend.at. Redaktion Wien: Gumpendorfer Straße 19, 1060 Wien, Tel. +43 50 6964-2100, E-Mail: redaktionwien@weekend.at. Redaktion Salzburg: Rottweg 66, 5020 Salzburg, Tel. +43 50 6964-5555, E-Mail: redaktion.salzburg@weekend.at. Redaktion Vorarlberg: Tel.: +43 676 896 848 07, E-Mail: s.dueringer@weekend.at. Redaktion Kärnten: Völkermarkter Ring 1, 9020 Klagenfurt, Tel. +43 50 6964-9777, E-Mail: redaktionktn@weekend.at. Redaktion Burgenland: Hauptstraße 33, 7210 Mattersburg, Tel.: +43 2626 636 16, E-Mail: burgenland@weekend.at. Redaktion Tirol: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. +43 512 353 888-0, E-Mail: redaktiontirol@weekend.at. Herausgeber: Christian Lengauer (MBA), Zamenhofstraße 9, 4020 Linz. Geschäftsführung: Mag. Nadja Tanzer, Christian Lengauer (MBA). Chefredaktion Österreich: Werner Christl. Chefredaktion Steiermark: Patrick Deutsch. Vertrieb: Österr. Post AG. Druck: Radin print d.o.o., 10431 Sveta Nedelja, Kroatien. Im redaktionellen Teil stehende entgeltliche Veröffentlichungen sind mit ANZEIGE gekennzeichnet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos sowie Satz- und Druckfehler übernehmen wir keine Haftung. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Derzeit gilt Preisliste 2025. Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter www.weekend.at abgerufen werden. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechterspezifische Bezeichnungen verzich tet. Es sind jeweils alle Geschlechter von geschlechtsneutralen Formulierungen erfasst. Haben Sie einen Fehler in einem Artikel gefunden? Schicken Sie uns bitte Ihr Feedback unter www.weekend.at/verlag/artikel-feedback n
Weekend Magazin erscheint im
VERLAG
WEEKEND KARRIERE | 3
06
32
INHALT
SCHULE:
26 Job-Mythen im Check Die Arbeitswelt ist voller Pflichten und Rechte – für alle Beteiligten. Hier gibt‘s Aufklärung! 32 Arbeitswelt 2050 Wie ist die Rolle des Menschen in einer technisierten Zukunft? 42 Neuland Lebenslauf So präsentierst du deinen Werdegang für die erste Bewerbung. 50 Der Wert der Zahlen Nachgefragt: LEHRE:
06 Voller Fokus
54 Was will ich werden? Die enorme Berufsviel falt erhöht den Druck, die eigene Berufung zu finden. 64 Hinfallen ist erlaubt Rückschläge sind normal – diese prominenten Vorbilder ließen sich nicht entmutigen.
Wie schnell ist man im Unterricht abgelenkt! Mit diesen Tipps bleibst du konzentriert. Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner und Finanzlandesrat Willibald Ehrenhöfer im Interview.
10 Fit für’s Geld
12 Dein Traum, ihr Plan Kinder vs. Eltern: Was tun, wenn der Plan für die Karriere zu einem Konfliktfeld wird? 20 Seitenwechsel Aus der Schule in die Schule: Wer eine Karriere als Lehrer wählt, hat top Jobchancen.
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Sind den Unter- nehmen Noten wichtiger – oder doch die Persönlichkeit?
FOTOS: UNTEN: ISTOCK.COM/ RUDZHAN NAGIEV, BERUFE: ISTOCK.COM/GORODENKOFF, JUNGE: ISTOCK.COM/ DJEDZURA
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SO BLEIBEN SCHÜLER FOKUS IM
AUFMERKSAMKEITS-BOOSTER. Jugendliche lassen sich beim Lernen leicht ablenken. Mentaltrainer Martin Koller aus Salzburg erklärt, wie Konzentration gelingt. Von Yunus Emre Kurt
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ILLUSTRATION: ISTOCK.COM/ ATLAS STUDIO
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SCHULE & BILDUNG
„Jeder Blick aufs Handy reißt Jugendliche aus dem Lernfluss – im Grunde starten sie jedes Mal wieder bei Null.“
D as Gehirn von Jugendli chen befindet sich noch im Umbau. Der präfron tale Cortex – zuständig für Planung, Impulskon- trolle und Konzentration – ist noch nicht vollständig entwickelt. „Das macht Jugendliche impulsiver und anfälliger für Ablenkungen“, erklärt Martin Koller, Mentaltrainer aus Salzburg. Gleichzeitig spielt das Bedürfnis nach kurzfristiger Belohnung eine entscheidende Rolle: Li kes auf Social Media oder ein Level im Computerspiel setzen sofort Dopamin frei – und genau dieses Glücksgefühl macht solche Ablenkungen unwider stehlich. Hinzu kommt fehlende Erfah rung mit Selbstdisziplin. Viele Jugendli che haben noch nicht gelernt, längere Phasen konzentriert durchzuhalten. Langeweile, fehlende Motivation und die ständige Verfügbarkeit digitaler Rei ze verstärken die Tendenz, immer wie der den Fokus zu verlieren.
Ausatmen beruhigt das Nervensystem und schafft sofort mehr innere Klarheit“, so Koller. Drei bis fünf Wiederholungen genügen, um Stress zu senken und eine Lernphase fokussiert zu beginnen – auch vor Prüfungen. Darüber hinaus lässt sich die Technik leicht in den Alltag integrie ren. Ob auf dem Weg zur Schule, in der Pause oder unmittelbar vor einer Schular beit – Jugendliche benötigen weder Hilfs mittel noch viel Zeit. „Gerade weil sie so unkompliziert ist, hat die 1:2-Atemtech nik ein enormes Potenzial, den Grund stein für bessere Konzentration zu legen“, unterstreicht Koller. Manche Schüler:in nen berichten sogar, dass sie nach der Übung nicht nur ruhiger, sondern auch selbstbewusster in die Prüfung gehen. Größter Konzentrationskiller. Kaum eine Ablenkung ist so verlockend wie das Smartphone. Doch jeder Blick aufs Dis play unterbricht den Lernfluss. „Im Grun de startet man jedes Mal wieder bei Null“,
Martin Koller Dipl. Mentaltrainer
Erste Hilfe für den Kopf: Eine beson ders einfache, aber effektive Methode für mehr Ruhe und Konzentration ist die „1:2-Atemtechnik“. Dabei wird die Ausat mung bewusst doppelt so lange gestaltet wie die Einatmung. „Dieses verlängerte
FOTO UNTEN: ISTOCK.COM/ OLHA ROMANIUK
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DIE 5 BESTEN KONZENTRATIONSTIPPS
1) Kurze Lerneinheiten: 25–30 Minuten konzentriert arbeiten, dann kurze Pausen. 2) Der richtige Lernort: ruhig, ordentlich, ohne Handy und Ablenkungen. 3) Aktives Lernen: Notizen, Fragen, Diskussionen – statt passivem Lesen. 4) Struktur durch Lernplan: feste Zeiten, klare Ziele, kleine Belohnungen. 5) Bewegungspausen: kurze Dehnübungen oder ein Sprint im Stiegenhaus erfrischen den Kopf. und sorgen für bessere Lernergebnisse. Entscheidend sei, die Pausen bewusst zu gestalten: Ein paar Schritte gehen, Wasser trinken oder einfache Dehnübungen durchführen. „Wer die Pausen aktiv nutzt, anstatt sofort wieder aufs Handy zu schauen, hat danach deutlich mehr Ener gie für die nächste Lerneinheit“, betont der Mentaltrainer. So wird der Lerneffekt nicht nur verstärkt, sondern auch nach haltiger im Gedächtnis verankert. Darü ber hinaus können Jugendliche die Tech nik variieren: Fortgeschrittene verlängern die Arbeitsphase auf 40 Minuten und gönnen sich danach 10 Minuten Pause – je nach persönlichem Rhythmus. Feynman-Technik statt sturem Aus wendiglernen. Wer ein Thema wirklich verstehen will, sollte es möglichst einfach erklären können – so, als würde man es einem Freund erklären. „Die Feyn man-Technik deckt Wissenslücken auf und zwingt dazu, Inhalte klar zu struktu rieren“, sagt Koller. Visualisierung mit Mindmaps oder Diagrammen verstärkt den Effekt zusätzlich. Wichtig: Ausrei chend Schlaf, damit das Gelernte im Ge hirn verankert wird. V
FOTO: ISTOCK.COM/ DJEDZURA
warnt Koller. Sein Rat: Das Handy konse quent in einem anderen Raum aufbewah ren und fixe Zeiten für die Nutzung ein planen – etwa während Pausen. So bleibt der Fokus beim Lernen. Auch Eltern kön nen hier eine wichtige Rolle spielen. Wenn Handyzeiten gemeinsam festgelegt und konsequent eingehalten werden, ent steht ein klarer Rahmen. „Jugendliche brauchen manchmal einen sanften Schubs, um zu erkennen, wie viel produk tiver sie ohne ständige Unterbrechungen arbeiten können“, sagt Koller. Zudem sei es sinnvoll, das Handy nicht als Beloh nung, sondern bewusst als Erholungsins trument einzusetzen – nach einer erledig ten Aufgabe oder einer abgeschlossenen Lerneinheit. Wer diese Gewohnheit trai niert, merkt schnell, dass Lernen weniger anstrengend wirkt und die freie Zeit da nach entspannter genutzt werden kann. Lernzeit in Portionen: Stundenlanges Durchpauken bringt wenig. Besser ist kurzes, konzentriertes Arbeiten. Koller empfiehlt die Pomodoro-Technik: 25 Mi nuten fokussiert lernen, dann 5 Minuten Pause. Mehrere Wiederholungen erhöhen die Motivation, verhindern Überlastung
Kurze Pausen und Bewegungseinheiten erfrischen den Geist und halten die Auf merksamkeit wach.
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FINANZKOMPETENZ FÜR ALLE
FIT FÜRS GELD. Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner und Finanzlandesrat Willibald Ehrenhöfer über neue Lehrpläne, innovative Projekte und ihre gemeinsame Vision einer „finanzkompetenten Steiermark“.
I st eine gute finanzielle Grund bildung der Steirer ein wirt schaftspolitisches Anliegen für den Finanzlandesrat und das Land Steiermark? Willibald Ehrenhöfer: Ja, ganz klar. Fi nanzielle Bildung ist nicht nur eine Fra ge der persönlichen Lebensgestaltung, sondern auch ein Standortfaktor. Wer früh lernt, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen, stärkt damit nicht nur die eigene Zukunft, sondern auch die Wirt schaft. Verschuldung und finanzielle Probleme können Existenzen gefährden – und dem wollen wir vorbeugen. Man könnte sagen: Finanzbildung ist wichti ger Teil der Lebensbildung. Wie wird Finanzbildung derzeit im steirischen Schulunterricht integriert? Elisabeth Meixner: Seit dem Schuljahr 2023/24 wird Finanzbildung an steiri schen Schulen systematisch umgesetzt. Über die neuen Lehrpläne für Volksschu le, Mittelschule und AHS-Unterstufe werden Wirtschafts-, Finanz- und Ver braucherInnenbildung fächerübergrei fend vermittelt. Ab 2025/26 stärkt das Wirtschaftskundliche Realgymnasium (WIKU) mit dem neuen Fach „Wirt schaft, Innovation und Nachhaltigkeit“ die finanzielle Kompetenz der Schülerin nen und Schüler. Parallel werden auch die Lehrpläne im berufsbildenden Bereich angepasst, um Finanz- und Wirtschafts bildung weiter zu fördern. Jugendliche verschulden sich zuneh mend durch Onlinekäufe oder Abos – wie kann die Politik hier gegensteuern? Willibald Ehrenhöfer: Wir setzen auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung. Die Realität ist: Verträge sind heute oft
Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner
Welche Rolle kann das neue Finanz navi-Portal spielen? Elisabeth Meixner: Das Finanznavi- Portal kann einen wichtigen Beitrag zur Finanzbildung unserer Schülerinnen und Schüler leisten, weil es praxisnah, verständlich und lebensphasenorientiert aufgebaut ist. Die Jugendlichen werden je nach Wissensstand abgeholt, und fin den mit wenigen Klicks relevante Inhal te und Tipps. Für Lehrkräfte bietet das Portal leicht zugängliche Materialien, um Finanzthemen gezielt und praxisnah in den Unterricht zu integrieren.
nur einen Klick entfernt. Deshalb müs sen Jugendliche rechtzeitig lernen, was hinter Abos, Krediten oder Ratenkäufen steckt. Genau hier setzen die Work shops in Schulen und Berufsschulen der Steirischen Arbeitsförderungsgesell schaft StAF an. Dort vermitteln Exper tinnen und Experten praxisnah, wie man Kosten überblickt und Fallen ver meidet. Aus meiner Sicht sollte es aber selbstverständlich sein, dass Kinder und Jugendliche in der Schule auf das späte re Leben vorbereitet werden und da ge hört Finanzbildung unbedingt dazu.
FOTOS: TRIMAKS, LUNGHAMMER
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UMFASSENDE INFORMATIONEN FINDEN SIE UNTER FINANZNAVI.GV.AT
Gibt es Überlegungen zu breitenwirk samen Initiativen zur Förderung der Finanzkompetenz? Willibald Ehrenhöfer: Ja, die gibt es. Neben den bestehenden Angeboten denken wir etwa über einen Finanzfüh rerschein an Polytechnischen Schulen nach. Damit wollen wir Jugendliche ge zielt in dem Alter erreichen, in dem sie bald ihr erstes Geld verdienen. Auch eine Ausweitung auf Berufsschulen ist angedacht. Wie werden Lehrkräfte in der Steier mark auf das Thema Finanzbildung vorbereitet? Gibt es gezielte Weiterbil dungsangebote? Elisabeth Meixner: In der Steiermark haben Lehrkräfte vielfältige Möglichkei ten, sich im Bereich Finanzbildung wei terzubilden. Dazu zählen Fortbildungen der Pädagogischen Hochschulen, Ange bote von NGOs sowie digitale Plattfor men wie das Finanznavi-Portal. Diese Programme vermitteln nicht nur fachli che Finanzkompetenz, sondern auch praxisnahe didaktische Methoden, so dass Finanzthemen gezielt und anschau lich in den verschiedenen Unterrichtsfä chern behandelt werden können. Wie eng arbeiten Ihr Ressort und die Bildungsdirektion bei der Umsetzung der Finanzbildungsstrategie zusam men? Willibald Ehrenhöfer: Selbstverständ lich sehr eng, denn Finanzbildung ist ein Querschnittsthema. Unsere Kooperati on mit der Bildungsdirektion stellt si cher, dass Angebote wie die Workshops direkt in den Schulen ankommen. Dazu kommen weitere Partner, die mit gro ßem Know-how daran arbeiten. Nur ge meinsam können wir eine breite Wir kung erzielen. Welche Herausforderungen sehen Sie bei der altersgerechten Vermittlung von Finanzwissen?
Elisabeth Meixner: Die größte Heraus forderung ist, Finanzwissen so zu vermit teln, dass es konkret, lebensnah, motivie rend und altersgerecht ist. Es sollte weder zu abstrakt für Kinder noch zu banal für ältere Jugendliche sein. Wie sieht Ihre Vision für eine „finanz kompetente Steiermark“ im Jahr 2030 aus – und welche Schritte sind dorthin entscheidend? Willibald Ehrenhöfer: Meine Vision ist eine Steiermark, in der Finanzkompetenz
so selbstverständlich ist wie Lesen und Schreiben. 2030 soll jede Schülerin und jeder Schüler im Land ein Basiswissen über Geld, Verträge und Konsumverhal ten mitbekommen haben. Entscheidend sind drei Schritte: Erstens, die bestehen den Angebote weiter auszubauen. Zwei tens, Finanzbildung fest im Schulalltag zu verankern. Und drittens, auch Erwachse ne mit leicht zugänglichen Angeboten zu erreichen – etwa durch digitale Tools wie die App Schotterlotte, die bei der Planung der finanziellen Situation unterstützt. V
Finanzlandesrat Willibald Ehrenhöfer
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KONFLIKTFELD KARRIERE
DEIN TRAUM, IHR PLAN. Wenn es um die schulische oder berufliche Zukunft geht, prallen Welten aufeinander. So entscheidet sich, ob darüber geredet wird – oder gestritten. Von Rudolf Grüner
SCHULE & BILDUNG
FOTOS: ISTOCK.COM/VALERIY_G
SCHULE & BILDUNG W arum willst du denn jetzt das machen...? – Mama versteht plötz lich die Welt und ihr Kind nicht mehr. Papa sitzt daneben und schüttelt nur noch den Kopf. Schullaufbahn, späterer Berufs wunsch, erste Weichenstellungen am Kar riereweg: Themen, die in vielen Familien die Wogen hochgehen lassen. Teenager, die mit ihren Ideen und Wünschen auf Verständnis und Unterstützung gehofft haben, finden sich plötzlich zwischen den Fronten. Freude weicht Frust – und Unsi cherheit. Umso mehr, wenn der Vertrau enslehrer womöglich auch noch mit wei teren Ratschlägen der Diskussion eine zu sätzliche Dynamik verleiht. „Eltern, Lehr kräfte und Kinder nehmen Fähigkeiten und Potenziale aus unterschiedlichen Per spektiven wahr“, erklärt Julia Holzer, Bil dungspsychologin an der Universität Wien. Lehrkräfte sehen Leistungen im Unterricht, Eltern das Verhalten zuhause. Jugendliche selbst orientieren sich an Ido len und entwickeln eigene Interessen. In solchen Situationen sei es wichtig, die ver schiedenen Perspektiven ernst zu neh men, so der Appell der Expertin. Gerade
junge Menschen profitieren davon, wenn sie erleben, dass Erwachsene sich Gedan ken machen. Die Vertrauensbasis bildet die „Grundlage für gemeinsam überlegte nächste Schritte“. Reden, bevor es kracht. Entscheidend sei, Konflikte früh anzusprechen. „Kom munikation darf nicht erst dann stattfin den, wenn es schon ein Problem gibt“, so Holzer. Regelmäßiger Austausch zwischen Eltern und Schule schafft Vertrauen und verhindert, dass Spannungen entstehen. Schwierige Gespräche sollten gut vorbe
reitet sein, mit klarem Fokus auf das Wohl des Kindes. „Schulpsychologen oder Bera tungsstellen können zusätzlich helfen.“ Mitreden statt schweigen. Vor allem aber sollten Jugendliche selbst einbezogen werden. „Wenn Gespräche das Kind be treffen, sollten sie auch mit ihm geführt werden“, so Holzer. Das stärke das Selbst wertgefühl und zeige: Die eigene Meinung zählt. Für Schülerinnen und Schüler heißt das: Klar sagen, was einem wichtig ist, und keine Angst haben, Fragen zu stellen. Laut Expertin helfen auch spezielle Fak
TEAMSACHE n Berufsorientierung: Es ist wichtig, gemein sam mit Kindern und Jugendlichen ihre Interessen und Stärken zu entdecken. So lässt sich erkennen, was ihnen Freude macht. Ziel ist es, viele verschiedene Bildungswege sichtbar zu machen. Prakti sche Erfahrungen helfen dabei, herauszu finden, was wirklich zu ihnen passt. n Famile einbeziehen: Eltern prägen den Bildungsweg ihrer Kinder. Damit sie unter stützen können, brauchen auch sie Infos über das Bildungssystem, Ausbildungs wege und Berufsmöglichkeiten. Vorurteile, etwa gegenüber der Lehre, gilt es abzu bauen. Es führen viele Wege zu Karriere, Studium oder Selbstständigkeit. n Nachbarschaft und lokale Unternehmen ein binden: Vorbilder, Praktika und Einblicke in Berufe aus dem Umfeld bereichern. Loka le Betriebe können zusätzlich Know-how einbringen und Jugendliche gezielt beim Einstieg ins Berufsleben unterstützen.
FOTOS: ISTOCK.COM/VALERIY_G, ISTOCK.COM/VIKTORIA KURPAS
14 | WEEKEND KARRIERE
SCHULE & BILDUNG
ten-Checks durch möglichst objektive, eignungsdiagnostische Tests, um im dich ten Bildungs- und Job-Dschungel nicht die Orientierung zu verlieren. Ein wichtiger Indikator ist dabei der „Person-Job-Fit“. Dieser beschreibt, ob und wie die Fähig keiten und Wünsche eines Berufseinstei gers zu den Herausforderungen und Auf gabenstellungen eines Jobs passen. Ein ho her Grad der Übereinstimmung führt meist zu besserer Leistung, höherer Zu friedenheit und geringerer Fluktuation. Ein schlechter „Person-Job-Fit“ kann da gegen später nicht nur über- , sondern durchaus auch unterfordern. Wissen als Wegweiser. Für Barbara Walenta, Insiderin bei „Teach For Aus- tria“ (Organisation und Netzwerk für Bil dungsfairness) lassen neben persönlichen Perspektiven vor allem „wirtschaftliche Notwendigkeiten, aber auch die Komplexi tät des Bildungssystems“ Konfliktlinien entstehen. Denn fehlendes Wissen im El ternhaus über Bildungswege, Berufsmög lichkeiten und den Arbeitsmarkt verstär
der aus bildungsbenachteiligten Familien sich Stereotypen schon früh bewusst sind – und sich selbst weniger zutrauen. „Umso wichtiger ist es, diese Stereotypen zu hin terfragen und Potenziale gezielt zu för dern.“ Der kulturelle Background kann die Erwartungen auch hochschrauben. Walen ta: „Gerade Familien, die einen schwierigen Start in Österreich hatten, wünschen sich oft ein besseres Leben für ihre Kinder und streben daher Berufe an, die in ihren Her kunftsländern hohes Ansehen genießen. „Hier ist es wichtig, verschiedene Wege aufzuzeigen, wie junge Menschen ein gu tes, erfolgreiches Leben führen können.“ Praxistest. Praktika oder Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Berufs feldern seien für alle Jugendlichen wert voll. Walenta: „Gerade solche Er- fahrungen öffnen neue Perspektiven und zeigen, dass es viele Wege zum Erfolg gibt.“ Ein Plan B könne eben- falls sinnvoll sein. In manchen Ausbil dungswegen gibt es eben nur sehr be grenzte Plätze. V
„Wichtig ist, gemeinsam offen über Erwartungen, Wünsche und Möglichkeiten zu sprechen, bevor Missverständnisse entstehen.“
Julia Holzer Bildungspsychologin, Uni Wien
ken Unstimmigkeiten. Bildungsbiografien in der Familie oder das Geschlecht haben zudem großen Einfluss darauf, welche Po tenziale Kindern zugeschrieben werden. Studien zeigten, so Holzer, dass gerade Kin
FOTO: STEFAN KNITTEL
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AUSBILDUNG
ABER ANDERS
KINDER- UND JUGENDANWALTSCHAFT. Ina ist 14 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Mama und den zwei jüngeren Geschwistern in einer kleinen Wohnung.
S ie besucht die vierte Klasse einer Mittelschule. In ihrer Freizeit fotografiert und zeichnet sie gerne. Ihre Freundin besucht eine Schu le, in der man alles über das Fotografie ren lernen kann. Ina möchte auch gerne in diese Schule gehen, aber ihre Mama ist damit nicht einverstanden. Ina soll sich etwas anderes aussuchen. Weißt du schon, was du nach der Schule machen möchtest? Möchtest du weiter in die Schule gehen oder möch test du nun beginnen, dein eigenes Geld zu verdienen? Kannst du dir aussuchen, was du machen möchtest? Oder hast du andere Wünsche als deine Eltern und ihr streitet deshalb? Wenn deine Eltern an dere Vorstellungen haben als du, dann kann es schwierig werden. Deine Eltern wollen dich aber nicht ärgern und sie wollen dir auch nicht schaden.
Recht auf Bildung. Kinder und Jugend liche haben das Recht auf bestmögliche Bildung und bestmögliche Unterstüt zung. Mädchen und Burschen sollen die gleichen Chancen haben. Die Interessen der Kinder und Jugendlichen sollen be achtet werden. Im Fall von Ina bedeutet das, dass ihr Interesse an der Fotografie unterstützt werden soll. Das erklärten wir Inas Mama. Sie erzählte dann, dass sie al leine für Ina und ihre beiden Geschwister sorgen muss. Eine Schule zu besuchen, kostet aber sehr viel Geld. Recht auf Nahrung und Gesundheit. Kinder und Jugendliche haben das Recht auf bestmögliche Gesundheit. Sie brau chen sauberes Trinkwasser und vollwer tige Nahrungsmittel in ausreichender Menge. Falsche Ernährung schadet der Gesundheit von Kindern und von Er wachsenen. Im Fall von Ina fehlt der Mama das Geld für den teuren Schulbe
In der Schule entdeckt Ina einen Zettel von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark: eine Information über die Kinderrechte. Sie interessiert sich beson ders für das Recht auf Bildung und ruft an: „Ich verstehe mich zurzeit nicht so gut mit meiner Mama. Wir streiten oft. Es ist schwierig. Ich möchte die Schule besuchen, in der man alles über das Foto grafieren lernen kann. Meine Mama ver steht nicht, dass mich das so sehr interes siert. Sie möchte, dass ich eine Lehre be ginne.“ Wir können helfen. In diesem Artikel erfährst du, wie wir von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark, auch kija genannt, Ina und ihrer Mama helfen konnten. Wichtig war für uns dabei, den Wunsch von Ina ernstzunehmen. Es war aber auch wichtig zu verstehen, warum ihre Mama nicht wollte, dass Ina die glei che Schule besucht wie ihre Freundin.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG FOTOS: ISTOCK.COM/DIMA BERLIN, ISTOCK.COM/SHIRONOSOV, ISTOCK.COM/ANTONIO DIAZ
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such. Sie muss nicht nur für Ina, sondern auch für ihre beiden Geschwister gesun des Essen, also Obst und Gemüse kaufen. Darauf müssen wir von der kija Rücksicht nehmen. Es ist nämlich wichtig, dass alle Kinder genug zu essen haben und immer satt werden. Nur dann können sie gesund bleiben und sich gut entwickeln. Trotz dem muss sie Ina dabei unterstützen, statt der Schule etwas anderes zu finden. Wir fragen Ina, ob sie weiß, dass sie auch eine Lehre als Fotografin machen kann. Ina überlegt. Eigentlich wollte sie Matura ma chen. Recht auf freie Meinung, Information und Beteiligung. Kinder und Jugendli che haben das Recht, entsprechend ihrem Alter und ihrer Entwicklung alles zu erfah ren, was sie betrifft. Sie dürfen sagen, was sie sich denken und haben das Recht, dass man ihnen zuhört und ihre Meinung be rücksichtigt. Im Fall von Ina überlegen wir nun gemeinsam mit Ina und ihrer Mama, wie Inas Wunsch nach der Matura erfüllt werden kann. Wir erzählen, dass es mög lich ist, eine „Lehre mit Matura“ zu ma chen. Ina würde dabei schon Geld verdie nen. Die beiden überlegen kurz und Ina interessiert sich dann dafür. Auch ihre Mama ist damit einverstanden. Wir von der kija sagen den beiden, wo sie sich ge nauer darüber informieren können. Kinder- und Jugendanwaltschaft. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft, auch kija genannt, ist eine Beratungsstelle für Kin der, Jugendliche und junge Erwachsene.
Nur wenn wir Bescheid wissen, kann es gelingen, einen anderen aber guten Weg zu finden. Wir nehmen dich und deine Proble me sehr ernst. Es ist uns wichtig eine Lösung zu finden, die für dich und für dei ne Eltern passt. Bei uns gibt es keine Ge winner und keine Verlierer. Uns ist es wichtig, dass sich alle gehört und verstan den fühlen. Im Fall von Ina haben wir vom Recht auf bestmögliche Bildung erzählt und dass dabei ihre Interessen eine große Rolle spielen. Von ihrer Mama haben wir gehört, dass Ina noch zwei Geschwister hat, für die sie sorgen muss. Daher haben wir mit Ina das Recht auf Nahrung und Gesundheit, nicht nur für sie, sondern auch für ihre Geschwister, besprochen. Trotzdem hat Ina natürlich ein Mitspra cherecht, weil es sie selbst betrifft. Mit un serem Vorschlag einer „Lehre mit Matura“ ist es gelungen, auch diesen Wunsch zu berücksichtigen, was uns sehr wichtig war. Am Ende haben sich Ina und ihre Mama verstanden und gehört gefühlt. Die Mama hat auch eingesehen, dass es ihre Aufgabe ist, Ina auf ihrem Weg zu begleiten. V
Wenn du nicht älter als 21 Jahre bist, kannst du dich gerne an uns wenden. Wir beraten dich kostenlos, vertraulich und wenn du möchtest auch anonym. Das heißt, dass du uns nicht einmal deinen Na men sagen musst. Wenn du mit uns spre chen möchtest, kannst du uns einfach an rufen. Du kannst uns aber auch schreiben oder du kommst selbst in die kija. Gerne kann dich ein Freund oder eine Freundin begleiten. Bestmögliche Unterstützung. In der kija geht es darum, dass wir dir zuhören und dich unterstützen. Für uns sind deine Rechte, also die Kinderrechte sehr wichtig. Diese Kinderrechte sind dazu da, um dich und euch zu schützen. Sie gelten nicht nur in der Steiermark, sondern in ganz Öster reich und in vielen anderen Ländern auf der ganzen Welt. In unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen achten wir be sonders auf die Einhaltung dieser Rechte. Im Fall von Ina haben wir von der kija mit Ina und ihrer Mama gesprochen. Wir ha ben herausgefunden, warum ihre Mama mit dem weiteren Schulbesuch nicht ein verstanden ist. Das war wichtig für uns.
Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark Paulustorgasse 4/EG, 8010 Graz Mail: kija@stmk.gv.at Beratungstelefon: 0676 / 8666 0609 Mobbingtelefon: 0676 / 8666 3131 www.kija.steiermark.at KONTAKT
WEEKEND KARRIERE | 17
BILDUNG IST MEHR ALS DIE VERMITTLUNG
VON WISSEN
VEREIN FÜR FRANZISKANISCHE BILDUNG. In den Bildungseinrichtungen des VfFB stehen die Menschen im Fokus – mit Solidarität, Respekt, Nachhaltigkeit & Empathie. P ersönlichkeitsbildung ist für junge Menschen entschei dend, wenn es um die Vor bereitung auf das Erwachse nenleben und Berufsleben mark, Niederösterreich und Oberöster reich. Besonders an den Höheren Schu len stehen dabei die Entwicklung von Fachkompetenz und Haltung gleichwer tig nebeneinander. So entstehen Bil dungsräume, die junge Heranwachsende stärken – fachlich, menschlich und ge sellschaftlich. V
geht. Genau diesem Anspruch folgen die Höheren Schulen des Vereins für Franzis kanische Bildung (VfFB): Dort wird nicht nur auf eine fundierte Allgemein- und Be rufsbildung gesetzt, sondern auch auf Werte wie Solidarität, Empathie, Nachhal tigkeit und soziale Verantwortung. Werte, Wissen, Wachstum. Der Ver ein ist Träger von knapp 60 Ordens-Bil dungseinrichtungen mit mehr als 7.000 Kindern und Jugendlichen in der Steier
„Ein respektvolles, von Offen heit geprägtes Miteinander ist in unseren Schulen gelebte Realität. Wichtig ist es uns, die jungen Menschen ganzheitlich auf das Erwachsenen- und Be rufsleben vorzubereiten.“
Mehr Information zum VfFB: www.vffb.or.at/einrichtungen
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Mag. Elisabeth Binder Geschäftsführung des VfFB
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„Wir haben in derselben Klasse des ORG der Grazer Schulschwestern maturiert. Beruflich sind wir als Ärztin und als Jurist tätig, wir sind seit 2016 glücklich verheiratet und stolze Eltern eines Sohnes.“
Dr. Katharina und Mag. Philipp Schedifka Absolventen 2007 – Privates ORG Graz-Eggenberg
PRIVATES ORG GRAZ-EGGENBERG
PRIVATE HLA GRAZ-EGGENBERG
Vielseitig. Verlässlich. Zukunfts orientiert. In den drei Zweigen des Privaten ORG des Vereins für Franziskanische Bildung entwi ckeln Schüler*innen ihre Talente gezielt weiter – und bauen auf einer fundierten Allgemeinbildung auf. Zusätzlich werden jeweils ei gene schulautonome Gegenstände angeboten: n Visuelle Kommunikation und Gestaltung – im bildnerischen Zweig n Netzwerk Naturwissenschaften – im naturwissenschaftlichen Zweig n Wirtschaftskompetenz, Inno vation und Nachhaltigkeit – im wirtschaftlichen Zweig
Nachhaltig. Kompetent. Lebensnah. Die HLA für Landwirtschaft und Ernährung setzt mit dem Schwer punkt Ernährungsökologie auf Zukunftsfelder. n Die fünfjährige Ausbildung von Agrarwissenschaften über Gesundheitsberufe bis hin zu Wirtschaft und Ökologie. n Ziel: Theorie im praktischen Un terricht greifbar machen, etwa die Bereiche Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung n Ersetzt die Unternehmerprü fung – nach drei Jahren Praxis darf die Berufsbezeichnung „Ingenieur*in“ geführt werden mit Matura öffnet Türen in verschiedenste Branchen:
„Mir ist es wichtig, die Schülerin nen und Schüler zum selbststän digen, kritischen Denken anzure gen und ihnen Zusammenhänge und Querverbindungen zu vermit teln. Ich möchte die Neugierde in ihnen wecken. Und sie sollen Ge lerntes auch anwenden können.“ Mag. Sr. Hanna Neißl Schulleiterin des Privaten ORG Graz-Eggenberg des VfFB
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WEEKEND KARRIERE | 19
SCHULE & BILDUNG
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karrieren starten – gleichzeitig ist die Pensionierungswelle bei den älteren Leh rern weiterhin voll am Rollen. In konkre ten Zahlen ausgedrückt: Laut Bildungs ministerium werden jedes Jahr rund 4.000 bis 5.000 Lehrerstellen frei. Das heißt im Umkehrschluss: Wer eine Lauf bahn als Lehrerin bzw. Lehrer einschlägt, wird sich bezüglich Arbeitslosigkeit wohl eher nicht sorgen müssen. Mathe, Deutsch, Englisch. Besonders groß ist der Bedarf, wie das Ministerium mitteilt, in den Fächern Deutsch, Eng lisch und Mathematik. Das betrifft zwar erstmals „nur“ den Zeitraum bis 2030, aber nachdem es sich auch in zehn und in zwanzig Jahren noch um die zentralen Schulfächer handeln wird, dürfte sich auch über 2030 hinaus nicht grundlegend etwas daran ändern. Auch als Lehrkraft für das Fach Bewegung & Sport wird man von den Schulen besonders stark nachgefragt – insbesondere da die moto rischen Fähigkeiten der Kinder schon in der jüngeren Vergangenheit Anlass zur Sorge bereitet haben und auch hier wenig darauf hindeutet, dass sich das so bald ändert. Auch an Volksschulen. Doch nicht nur im Sekundarbereich, also in den Schulen ab der 5. Schulstufe, wird Lehrernach wuchs gebraucht. Nein, auch in der Pri marstufe – sprich: an den Volksschulen – ist ein beträchtlicher Bedarf vorhanden. Österreichweit kommen jedes Jahr zwi schen 75.000 und 80.000 neue Kinder in die Volksschulen und die Bedeutung der ersten vier Schuljahre kann kaum hoch genug eingeschätzt werden – schließlich wird hier jenes Fundament geschaffen, auf dem danach das komplette Haus der Bil dung aufgebaut ist. Darum sind die Schü lerinnen und Schüler von heute als Lehr kräfte von morgen so gefragt. Der Weg zum Lehrer-Beruf. Und wie wird man nun Lehrer? Die erste Entschei dung ist, an welcher Schule bzw. Kinder welchen Alters man unterrichten möchte. Die Anforderungen – sowohl fachlich als auch sozial – sind natürlich bei Volks schulkindern ganz andere als bei Teen agern. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Ausbildungswege, die man auf dem Weg dorthin zu nehmen hat. WEEKEND KARRIERE | 21
KARRIERE ALS LEHRKRAFT. Eine Laufbahn auf der anderen Seite des Lehrerpultes lohnt sich – für dich und für die Gesellschaft. Von Philipp Eitzinger E rstmals seit vielen Jahren ist ein leises Aufatmen zu er kennen gewesen. In den meisten Bundesländern konnte der Bedarf an Lehre rinnen und Lehrern für das gerade begon nene Schuljahr 2025/26 einigermaßen ge
deckt werden. In einigen Bundesländern – Wien etwa, aber auch Salzburg und Kärnten – ist es aber immer in diesem Jahr sehr eng gewesen und dass nun alles wieder gut ist, ist schlicht nicht wahr. Es stehen noch einige geburtenstarke Jahr gänge an, die als Taferlklassler ihre Schul
SCHULE & BILDUNG
Sei ein Vorbild für die Kinder: Als Lehrer nimmt man im Leben der jungen Menschen eine wichtige Rolle ein.
Die Ausbildung zur Volksschullehrkraft erfolgt an einer Pädagogischen Hoch schule (PH) und dauert je nach Lehrplan mindestens drei Jahre. Teenager unterrichten. Alles von 5. bis 13. Schulstufe – also von der Mittel schule über die AHS bis zu HTL, HAK usw., aber auch für die Polytechnische Schule – ist in der sogenannten „Sekun darstufe“ zusammengefasst. Ebenfalls zu diesem Bereich gehört der Fachbereich Ernährung sowie der Fachbereich Infor mation und Kommunikation. Der Weg über das Lehramt in der Sekundarstufe führt über das entsprechende Studium zum Bachelor bzw. Master. Die Hoch schulen bieten ein praxisbezogenes und wissenschaftsbasiertes Studium an, um die künftigen Lehrer auch wirklich opti mal auszubilden und für ihr Dasein als Lehrer vorzubereiten. Berufsbildend. Die Sekundarstufe um fasst auch die Berufsbildenden Höheren
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Schulen, so wie HAK und HTL. Diese brauchen, je nach Ausbildungszweig, natürlich ebenso fachlich kompetente Lehrer in den verschiedenen Fachberei chen. Dafür ist zusätzlich die Ausbildung und auch Praxis im jeweiligen Beruf notwendig. Der Weg dorthin ist nicht ganz unkompliziert, zugegeben – aber umso größer ist der Bedarf. Wo genau welche Fachbereiche gesucht werden, er
fährst du bei der Bildungsdirektion in deinem Bundesland. Vorbilder. Lehrkräfte sind nicht nur Vermittler von Wissen, sondern auch Vorbilder und prägende Figuren. Gute Lehrer sind das Rückgrat unserer Zu kunft! Also – wie klingt die Idee, nach dem Dasein als Lernender zum Lehren den zu werden? V
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ge und Möglichkeiten, sich im Team und bei Projekten auszuprobieren. Wir fördern und unterstützen auch das Absolvieren der Berufsmatura, und wer bei uns En gagement, Motivation und gute Leistung zeigt, hat sogar die Möglichkeit, in einem Praktikum im Ausland über den Teller rand zu schauen“, sagt Karin Sornig, Koor dinatorin der Lehrausbildung in Öster reich. Wer also Interesse an Technik und Computern hat, gerne mit Software arbei tet, Spaß am Tüfteln und Problemlösen mitbringt und neugierig auf die Zukunft der IT ist, ist in diesem Lehrberuf bei der CANCOM Austria genau richtig! V
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LEHRE & KARRIERE
V iele Jugendliche glauben, dass sie schon ziemlich ge nau wissen, wie es in der Arbeitswelt abläuft – schließlich hört man ja ge nug von Eltern, Bekannten oder im Inter net. Doch vieles, was rund um das Thema Arbeit, Arbeitsrecht oder den Einstieg ins Berufsleben erzählt wird, ist schlicht falsch oder nur die halbe Wahrheit. Gerade wenn man frisch in eine Lehre startet, im ersten Job steht oder als Schüler sein erstes Prak tikum macht, ist es besonders wichtig, sich nicht auf Gerüchte oder Halbwissen zu verlassen. Denn: Wer seine Rechte und Pflichten kennt, ist klar im Vorteil – ob beim Bewerbungsgespräch, im Ar beitsalltag oder wenn es Probleme gibt. Arbeiten auch bei Hitze. Ein besonders verbreiteter Mythos ist zum Beispiel das sogenannte „Hitzefrei“. Viele glauben, dass man bei Temperaturen über 30 Grad auto matisch nach Hause geschickt wird – so wie vielleicht in der Schule. Doch in der Arbeitswelt gibt es kein gesetzliches Hitz efrei. Arbeitgeber müssen zwar bei großer Hitze Maßnahmen setzen, etwa durch Ventilatoren, kühlende Getränke oder zu sätzliche Pausen, aber einfach nach Hause gehen darf man deshalb nicht. Die Probezeit. Ein anderes weitverbreite tes Missverständnis betrifft die Probezeit. Viele denken, dass man während dieser
Zeit einfach jederzeit aufhören kann, ohne sich an Regeln zu halten. Doch auch in der Probezeit gelten Kündigungsfristen – meist ein Tag. Und auch der Arbeitgeber kann nicht völlig grundlos und sofort kün digen, zumindest nicht ohne auf arbeits rechtliche Details zu achten. Homeoffice ist freiwillig. Auch beim Thema Homeoffice gehen die Meinungen auseinander. Gerade seit Corona wün schen sich viele, von zu Hause zu arbeiten – und manche glauben sogar, das sei ein Recht. Tatsächlich gibt es in Österreich aber keinen Anspruch auf Homeoffice. Es braucht eine Vereinbarung zwischen Ar beitnehmer und Arbeitgeber. Alter schützt nicht. Ähnlich falsch ist die Vorstellung, dass langjährige Mitarbei ter nicht mehr gekündigt werden können. Auch wer zehn oder zwanzig Jahre in ei nem Betrieb gearbeitet hat, kann gekün digt werden – ein automatischer Kündi gungsschutz durch Betriebszugehörigkeit existiert nicht. Nur für bestimmte Grup pen wie Schwangere, Betriebsräte oder Personen mit Behinderung gibt es einen besonderen Schutz. Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Ebenso oft wird angenommen, dass der 13. und 14. Monatslohn – also Urlaubs- und Weih nachtsgeld – gesetzlich vorgeschrieben sind. Tatsächlich beruhen diese Sonder zahlungen aber nicht auf einem Gesetz, sondern auf Regelungen in Kollek- tivverträgen. Zum Glück gibt es sie in den meisten Branchen, aber eben nicht auto matisch. Eine Sperre droht. Immer wieder glau ben junge Leute, dass sie nach einer Eigen kündigung automatisch Anspruch auf Ar beitslosengeld haben. Doch wer selbst kündigt, bekommt oft eine Sperre – bis zu sechs Wochen –, außer es gibt triftige Gründe, zum Beispiel gesundheitliche oder schwere persönliche Belastungen. Überstunden. Auch Überstunden sor gen regelmäßig für Verwirrung. Sie müs sen nur dann bezahlt werden, wenn sie angeordnet oder betrieblich notwendig waren. Ob man sie ausbezahlt bekommt oder in Form von Zeitausgleich abbauen darf, hängt vom Arbeits- oder Kollektiv vertrag ab.
KRANKENSTAND Auch beim Thema Krankenstand herrscht viel Unsicherheit. Viele glauben, dass man im Krankenstand nicht ge kündigt werden kann. Leider stimmt das nicht. Es ist zwar nicht erlaubt, jemanden nur wegen Krankheit zu kündigen – das wäre eine sogenannte „verpönte Motiv kündigung“ –, aber grundsätzlich kann eine Kündigung auch während eines Krankenstands erfolgen. Urlaub muss vereinbart werden. Beim Thema Urlaub ist die Rechtslage ebenfalls nicht so einfach, wie manche denken. Man darf nicht einfach selbst entscheiden, wann man Urlaub nimmt. Der Urlaub muss mit dem Arbeitgeber vereinbart werden. Ein fach „blau machen“, weil man glaubt, noch genug Urlaub übrigzuhaben, kann zu Kon sequenzen führen. Ein weiteres Missver ständnis betrifft den Kontakt während des Urlaubs. Viele glauben, dass der Chef einen im Urlaub gar nicht kontaktieren darf. Tat sächlich ist der Kontakt in Ausnahmefällen erlaubt – etwa bei betrieblichen Notfällen. Allerdings besteht keine Pflicht, während des Urlaubs zu arbeiten oder erreichbar zu sein. Rund um den Urlaub gibt es noch ei nen weiteren Mythos: Wer kündigt, darf den Resturlaub einfach so konsumieren. Das ist falsch. Auch der Urlaubsverbrauch während der Kündigungsfrist muss verein bart werden. Wenn keine Einigung erzielt wird, wird der Urlaub ausbezahlt. Einfach fernbleiben geht nicht. Vier-Tage-Woche. Viele glauben auch, dass sie Anspruch auf eine Vier-Tage-Wo che hätten, wenn sie das möchten. Doch das ist ein freiwilliges Modell, kein gesetz licher Anspruch. Immer mehr Betriebe bieten flexible Arbeitszeiten an – aber nur, wenn es zum Betrieb passt. Mündliche Kündigung. Auch die weit verbreitete Vorstellung, dass Kündi
FOTOS: KRANKENSTAND: ISTOCK.COM/SIMPLEHAPPYART, BURNOUT: ISTOCK.COM/ALEXEY YAREMENKO
BURNOUT Ein sehr heikles Thema ist das Burnout. Manche glauben, dass man mit einem Burnout automatisch Anspruch auf eine Invaliditätspensi on hat. Doch das stimmt nicht. Die Pensionsversicherung erkennt Bur nout nicht immer als eigenständige Erkrankung an, und die Hürden für eine Pension sind hoch. Es braucht umfangreiche medizinische Nachwei se und meistens gibt es davor viele andere Unterstützungsmaßnahmen.
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Arbeiten in der Karenz. In der Karenz zeit, also nach der Geburt eines Kindes, darf man laut vieler Vorstellungen gar nicht arbeiten. Doch das stimmt nur teil weise. Man darf während der Karenz eine geringfügige Beschäftigung ausüben. Je nach Art der Tätigkeit muss der bisherige Arbeitgeber aber zustimmen. Besonderer Schutz. Auch für Jugendli che gelten in der Arbeitswelt eigene Re geln. Wer unter 18 ist, darf bestimmte Ar beiten nicht machen – zum Beispiel keine gefährlichen Tätigkeiten, keine Nacht schichten und keine Arbeit über zwölf Stunden pro Tag. Das Jugendarbeitsrecht schützt junge Menschen ganz bewusst – auch wenn es manchmal als Einschrän kung empfunden wird. Lehrlinge dürfen auch nur in Ausnahmefällen Überstunden machen – wenn doch, dann haben sie An spruch auf Bezahlung oder Zeitausgleich. Keine freie Jobwahl. Schließlich glau ben viele, dass sie sich während der Ar beitslosigkeit komplett aussuchen können, welchen Job sie annehmen. Doch auch das ist ein Irrtum. Das AMS verlangt ab dem ersten Tag der Arbeitslosigkeit Bewer bungsaktivität. Wenn man zumutbare An gebote ablehnt, kann das Arbeitslosengeld gekürzt oder gestrichen werden. Krankheit sofort melden. Wird man krank oder hat man einen Unfall, muss man sich sofort beim Arbeitgeber melden. Das gilt, sobald man arbeitsunfähig ist – nicht erst am dritten Tag. Eine ärztliche Bestätigung kann aber oft ab dem dritten Tag verlangt werden, je nach Kollektivver trag oder Firma. Kein Handy während der Arbeit. Ein Anruf des Freundes, während die Kunden Schlange stehen? Arbeitgeber dürfen selbstverständlich die private Handynut zung während der Arbeitszeit untersagen, vor allem aus Sicherheits- oder Produkti vitätsgründen. Zudem sind kurze private Gespräche in der Arbeit erlaubt – dauer hafte Ablenkung oder Störungen jedoch nicht. Es gilt: mit Maß und Rücksicht auf Betrieb und Kollegen. Man darf sich wehren. Die Geltendma chung von bestehenden Rechten (zum Bei spiel bei Mobbing, Diskriminierung oder
gungen immer schriftlich erfolgen müssen, ist falsch. Eine mündliche Kündigung ist ebenso gültig – sie muss nur klar und un missverständlich ausgesprochen werden. Daher ist eine Kündigung auch per SMS oder WhatsApp rechtsgültig, wenn ein deutig erkennbar ist, dass es sich um eine Kündigung handelt. Trotzdem ist die schriftliche Form aus Beweisgründen drin gend zu empfehlen. Gut zu wissen: Eine fristlose Entlassung kann beim Arbeitsge richt angefochten werden, wenn man glaubt, sie war unbegründet. Dafür hat man im Regelfall 14 Tage Zeit. Besonderer Kündigungsschutz. Nach der Probezeit kann ein Lehrling nur aus wichtigen Gründen aufgelöst werden (zum Beispiel Diebstahl, grobe Pflichtverletzung, Lehrlinge haben somit einen besonderen Kündigungsschutz. Widerruf ist schwierig. Natürlich kön nen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer einig sein, dass eine weitere Zusammenar beit nicht mehr sehr sinnvoll ist. Eine ein vernehmliche Beendigung des Arbeitsver hältnisses ist gültig ab dem Moment der Unterzeichnung – ein Widerruf ist nur in Ausnahmefällen (zum Beispiel nachweis barer Irrtum oder Drohung) möglich.
IMMER FRAGEN Bei Unsicherheiten sollte man lieber nachfragen. Die Arbeiterkammer, Gewerkschaften oder Berufsvertretun gen bieten kostenlose Beratung an – selbstverständlich auch für Lehrlinge.
sexueller Belästigung) darf kein Kündi gungsgrund sein. Das wäre rechtswidrig – dagegen darf man sich selbstverständlich gerichtlich wehren. Schriftlich ist besser. Viele glauben, dass der Dienstzettel und der Arbeitsver trag das Gleiche sind. Falsch: Der Dienst vertrag ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Arbeitsbedingungen – ein echter Arbeitsvertrag kann auch mündlich zustande kommen. Trotzdem sollte man beides immer schriftlich einfordern. In die sem Zusammenhang gilt: Auch mündliche Vereinbarungen sind rechtlich bindend – allerdings schwerer zu beweisen. Zeiten haben sich geändert. Vor lan ger Zeit war es tatsächlich so: Lehrlinge hatten keine oder fast keine Rechte. Das hat sich geändert: Lehrlinge haben in Ös terreich klare gesetzlich geschützte Rechte – etwa auf Ausbildungsqualität, geregelte Arbeitszeiten, Berufsschule, Urlaub und Entlohnung gemäß Kollektivvertrag. Nicht alles ist Arbeitszeit. Die Wegzeit von der Garderobe bis zum Arbeitsplatz zählt nicht zur Arbeitszeit, außer es ist an ders geregelt (zum Beispiel in der Betriebs vereinbarung oder bei Schichtübergaben). Auch Mittagspausen zählen gesetzlich nicht zur Arbeitszeit. Geld auch in Schulzeit. Auch während der Berufsschule, bei Prüfungen und bei gesetzlich geregelten Freistellungen be kommen Lehrlinge ganz normal die Lehr lingsentschädigung weitergezahlt. V
SOCIAL MEDIA Soziale Medien sind ein weiteres heißes Eisen. Viele posten bedenkenlos alles Mögliche über ihren Job – Är ger mit dem Chef, witzige Szenen im Betrieb oder interne Informationen. Doch Vorsicht: Was im Netz steht, kann auch Konsequenzen haben. Beleidigende oder vertrauliche Inhalte über den Arbeitgeber oder Kollegen können zu Abmahnungen oder sogar zur fristlosen Kündigung führen.
FOTOS: FRAGEN: ISTOCK.COM/NUTHAWUT SOMSUK, SOCIAL MEDIA: ISTOCK.COM/REDVECTOR
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