Weekend Karriere Niederösterreich 2024 KW37

SCHULE & BILDUNG

Diese Zahlen stammen aus 2014 und dürften heute sogar noch höher sein. Was nun geschieht. Was sagt der Leitfaden im Fall Fanny? Wie vorge hen? Schließlich sieht er sich als „An leitung zur Beurteilung von Mob bing-Situationen“ und will „Handlungs sicherheit im Umgang mit Mobbing“ erzielen. Zunächst wird geprüft, ob tat sächlich Mobbing vorliegt. Dazu die nen die Kriterien oben. Kurzer Check: Ja, die Geschehnisse erfüllen alle Mob bing-Kriterien. Die Schule sollte nun prüfen, ob das Verhalten der Schüler- Innen rund um Benjamin womöglich auch strafrechtliche Relevanz haben könnte. Dazu zählen etwa die Tatbe stände Sachbeschädigung, Beleidigung oder Verleumdung. Gibt es einen ent sprechenden schwerwiegenden Ver dacht, ist die Schulleitung grundsätz lich zu einer Anzeige verpflichtet. Die Intervention. Danach sieht es hier nicht aus. Dennoch muss etwas passie ren, um das schädigende Verhalten zu stoppen. Der Leitfaden schlägt zunächst Gespräche mit der betroffenen Schüle

rin sowie, getrennt voneinander, dem Täter vor. Wichtig: Die Einzelbetreuung von Täter und Geschädigter sollte nicht von derselben Person übernommen wer den. Der nächste Schritt: die geeignete Anti-Mobbing-Methode auswählen. Denn auch mit unterschiedlichen soge nannten Interventionsprogrammen hat sich die Wissenschaft bereits auseinan dergesetzt. Für Fanny und Benjamin kommt zum Beispiel die „Shared Con cern“-Methode in Frage. Gemeinsam statt gegeneinander. Das Ziel dieses lösungsorientierten Ansatzes: der Aufbau positiver sozi aler Verhaltensweisen, um das Mob bing zu stoppen - etwa durch Aufhe bung des Machtungleichgewichts und Stärkung des Verantwortungsge fühls. Im Leitfaden heißt es dazu: „Bei dieser Methode geht man davon aus, dass junge Menschen ihr Verhal ten in der Gruppe ändern können, wenn sich die Dynamik in der Grup pe ändert.“ Plan. Neben den „Do‘s“ gibt es in Fannys Fall aber auch

einige „Don‘ts“. So sollten nicht nur Gespräche mit Fanny, sondern auch mit den anderen SchülerInnen ge führt werden. Weitere Fallstricke: Fanny nicht aus dem Unterricht ho len, um Gespräche zu führen und den konkreten Fall auch nicht am Eltern abend besprechen. Entscheidend ist außerdem die Nachhaltigkeit von Maßnahmen (zur Überprüfung On line-Befragungen einsetzen, s. unten) sowie der Einsatz alternativer Strate gien, sollte der Erfolg ausbleiben. Lebensraum Schule. Eine wichtige ge waltpräventive Maßnahme ist die gemein same Erarbeitung von Regeln für den Um gang miteinander. Unterstützung bietet dabei die „Charta zur Etablierung von Schule als gesundheitsförderndem und gewaltfreiem Lebensraum.“​ Auf wohl fuehlzone-schule.at findet sich der Link zur Charta und viele weitere wertvolle Informationen und Anlaufstellen. V

ANONYME BEFRAGUNG

Um herauszufinden, wie stark Mobbing in einer Klasse vorkommt und ob Maßnahmen Wirkung zeigen, empfeh len die Experten das EvaluierungsTool AVEO-S. LehrerIn nen erhalten damit unmittelbar Rückmeldung über das Ausmaß und die Verteilung von aggressivem Verhalten unter SchülerInnen. www.gemeinsam-gegen-gewalt.at

Wie oft haben dich andere Mitschülerinnen oder Mitschüler in den letzten Monaten bewusst gekränkt oder verletzt ...

... durch gemeine Worte

60% manchmal

40% oft

... dadurch, dass sie dich nicht haben mitmachen lassen

20% oft

40% nie

40% manchmal

... durch körperliche Angriffe

40% oft

20% manchmal

40% nie

... mit gemeinen SMS, E-Mail, Video oder Fotos

20% oft

40% manchmal

40% nie

QUELLE: HTTP://AVEO.SCHULPSYCHOLOGIE.AT

FOTO: FEDRELENA/ISTOCK.COM

36 | WEEKEND MAGAZIN

Made with FlippingBook Online newsletter creator