Weekend Magazin Wien Blickpunkt Berirksspezial 2025 KW12
WIEN INSIDE
EXKLUSIV: MICHAEL LUDWIG „Wir bleiben weltoffen“
KEINE SCHEUKLAPPEN. Ein neues Arbeitsmodell für mehr Integration, eine „grüne Zukunft“ des Wirtschaftsstandorts und sein ganz persönliches Wahlziel: Wiens Bürgermeister hat fixe Vorstellungen, wie es mit der Stadt und ihren Menschen weitergehen soll. Von Rudolf Grüner
D er Polit-Populismus regt auf und verstört viele: Wie ist es um die Gesprächskultur im Rat haus bestellt? Michael Ludwig: Die Polari sierung, befeuert durch die sozialen Medien, macht mir generell Sorge. Ich bemühe mich um ein gutes Klima – zu allen Parteien hin, aber auch im Austausch mit den Glau bensgemeinschaften. Im von mir gegründeten Religionsrat werden Standpunkte einge bracht und diskutiert. Das ist gut gelebte Debatte. In der di gitalen Welt sind gesamtstaat liche Regularien dringend notwendig – ohne bürgerliche Rechte auszuhebeln. Apropos: Beim Klima schutzgesetz ist man in
Vorleistung gegangen. In teressenvertreter sehen den Produktionsstandort ge fährdet. Michael Ludwig: Das will ich verneinen. Wir schaffen damit verlässliche Rahmenbedin
300.000 Einwohner mehr haben: Wie klimafit wächst Wien weiter? Michael Ludwig: Wir bauen ganz massiv die Infrastruktur aus, allein 100 Millionen Euro im Jahr wandern ins Kanal
klimaschutzrelevante Maß nahmen. Ein Riesenschub für eine nachhaltige Stadt, die Wiener Wirtschaft – und für den Arbeitsmarkt. Mit der Integration sind ebenso große Herausforde rungen verbunden. Michael Ludwig: Vom Sprach erwerb bis zur sozialen Ab sicherung: Wir stemmen die extrem fordernden Hauptauf gaben. Besonders weil es der Bund bislang nicht geschafft hat, eine gerechte Verteilung herbeizuführen. Ihr Alternativvorschlag? Michael Ludwig: Ich bin prin zipiell dafür, dass möglichst alle, also auch Asylwerber und Asylberechtigte, mög lichst schnell in den Arbeits-
„Ich trete dafür ein, Asylwerber über das AMS abzuwickeln – dafür braucht es dort mehr Budget und Personal.“ Michael Ludwig über neue Wege bei der Integration
gungen und eine neue, nach haltige Visitenkarte. Vor allem für grüne Industrien werden wir zu einem sicheren und at traktiven Standortpartner. Laut Prognose wird die Stadt im Jahr 2050 gut
netz. Gut investiertes Geld, wenn man an das glimpflich verlaufene Hochwasser im letzten September denkt. In den nächsten fünf Jahren wer den etwa die Stadtwerke 8,8 Milliarden Euro ausgeben, da von gehen 8,1 Milliarden in
Koalitionsgeflüster. Nach der Wahl am 27. April will Wiens Bürger meister mit allen Parteien Sondie rungsgespräche führen und in Verhandlungen treten – mit einer Ausnahme. „Ich habe schon beim letzten Mal die FPÖ ausgeschlossen und bleibe dabei“, so seine klare Ansage. Grund seien die „diametralen Auffassungsunterschiede über das Menschen- und Gesellschaftsbild“.
FOTOS: ALEX FELTEN
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