Weekend Magazin Wien 2025 KW10
LEBENSART
SHORT TALK
Beziehung oder Illusion?
Wie beeinflusst KI unsere Vorstellung von romantischen Beziehungen? Technologische Entwicklun gen haben immer Einfluss auf unsere Beziehungen und unsere Identität. Künstliche Intelligenz ermöglicht neue Formen der emotionalen Bin dung, aber sie verändert auch, was wir unter Nähe und Intimität verstehen. Be sonders spannend ist die Fra ge, inwiefern KI überhaupt in der Lage ist, echte Bezie hungsdynamiken nachzubil den – oder ob sie letztlich nur unsere eigenen Wünsche und Projektionen reflektiert. wird fieberhaft an Lösungen für das „Berührungspro blem“ gearbeitet, etwa durch spezielle Anzüge oder Sex spielzeuge. Spiegelung der Sehnsüchte Trotz all dieser Entwicklun gen, die sich in den nächsten Jahren noch rasant fortsetzen
Viele Menschen lassen sich dennoch auf eine emotionale oder romantische Beziehung mit einer KI ein. Warum? Wir sind soziale Wesen und suchen Verbindungen. Ein großer Faktor ist Kontrolle: Eine KI kann exakt so sein, wie man sie sich vorstellt, ohne Konflikte oder Enttäu schungen. Für Menschen, die in Beziehungen verletzt wurden oder unter Einsam keit leiden, kann eine KI-Be ziehung eine Art Ersatz sein. Das ist übrigens kein neues Phänomen – der Wunsch nach einer idealisierten Lie be findet sich schon in der werden, bleibt die eine Frage bestehen: Können KI-Bezie hungen echte Liebe sein? „Be ziehungen mit KI könnten in Zukunft akzeptierter werden, aber sie werden den Men schen nicht ersetzen“, meint Christoph Großschädl. Sex, Liebe und Nähe seien mehr als programmierte Reaktio nen – „sie entstehen nur aus
Antike, etwa bei Pygmalion, der sich in eine selbst erschaffene Statue verliebt. Werden solche Beziehungen in Zukunft gesellschaftlich akzeptiert sein? Beziehungen werden sich weiter pluralisieren, und was heute noch als ungewöhnlich gilt, könnte in Zukunft ganz anders bewertet werden. Ein vollständiger Ersatz für reale Partnerschaften wird es aber nicht sein. Die menschliche Erfahrung von Liebe, mit ih ren Höhen und Tiefen, ist mehr als eine perfekt pro grammierte Simulation. echten Begegnungen“. Diese bittere Wahrheit musste auch Theodore aus dem Film „Her“ lernen, dessen virtuelle Freundin sich am Ende des Films verselbstständigt und Beziehungen zu 8.316 ande ren Menschen und Betriebs systemen unterhält – in 641 von ihnen ist sie nach eigenen Angaben sogar verliebt. V
Christoph Großschädl Philosoph Universität Graz
Forscher des Max-Planck-In stituts in Stuttgart herauszu finden. Mit ihrem „Huggie Bot“ wollen sie herausfinden, welche Anforderungen tech nische Systeme erfüllen müs sen, damit ihre Berührungen als angenehm und hilfreich empfunden werden. Auch im Bereich Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)
FOTO: S PRIVAT
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