Weekend Magazin Vorarlberg 2024 KW40
Sobald Schwäne drei, vier Jahre alt sind, schwimmen sie ins Da ting-Meer. Haben sich zwei gefun den, bleiben sie sich ein Leben lang – also bis zu 40 Jahre – treu.
Ist Monogamie „menschlich“?
romantisch, sondern einfach zweckdienlich. „Je länger man zusammenbleibt, desto besser ist man aufeinander abgestimmt und koordi niert“, betont Hoi. Bei vielen spielt auch das Verteidigen des eigenen Territoriums eine Rolle. Dann gibt es noch
sie sich bis über den Tod hi naus treu bleiben. „Solche starken Bindungen treten bei sozial monogamen Ar ten häufig auf, auch bei vie len Echsen. Der hinterblie bene Part verweigert dann oftmals das Essen. Doch auch wenn die Trauerphase
mert, der gar nicht von ihm ist. „Das nennt sich dann so zial monogam und nicht ge netisch monogam. Es gibt auch noch saisonale Mono gamie, etwa bei Buchfinken, Kohlmeisen, Störchen oder Pinguinen. Lebenslang mo nogam leben nur einige we nige, wie etwa Schwäne oder Graugänse“, erklärt Hoi. Der große Unterschied zu Säugetieren: Bei Vögeln kön nen sich beide Elternteile um das Füttern der Jungtiere kümmern. Unter Pinguinen, aber auch Seepferdchen, übernehmen die Männchen sogar die Brutpflege. Der Grund für Monogamie unter Tieren ist wohl eher weniger Mehr praktisch als romantisch
Ist der Mensch nun für Mo nogamie geschaffen? „Dass wir von unserer Natur aus nicht monogam sind, ist den ke ich schon ziemlich klar“, stellt Hoi fest. Männer seien darauf aus, möglichst viele Paarungspartner zu haben, Frauen gehe es mehr darum, einen möglichst guten zu finden. Doch für das „System der lebenslangen Mono gamie kann Liebe schon ein treibender Faktor sein“, lässt Hoi die Hoffnung von Romantikern aufkeimen: „Vielleicht ändert sich die Qualität der Liebe. Anfangs ist sie hormonell gesteuert, im weiteren Verlauf zählt vor allem, wie gut man zu sammen funktioniert und harmoniert.“ V
„Ob monogam oder nicht – im Prinzip geht’s allen Tieren darum, wie bringe ich möglichst viele Gene in die nächste Generation.“
Dr. Herbert Hoi, Wissenschaftler an der Veterinärmedizinischen Universität Wien
den „Gruppen-Bonus“: Bei Ottern oder Erdmännchen bildet sich rund um ein mo nogames Paar eine Gruppe. Nach dem Motto „einer für alle, alle für einen“ werden die Aufgaben verteilt: vom Wachehalten über Fürsorge der Jungen bis hin zur Nah rungssuche. Über den Tod hinaus Dann gibt es noch Tierarten, die sogar nach dem Tod des Partners allein bleiben. Be kanntestes Beispiel sind wohl Papageien. Da sie bis zu 100 Jahre alt werden, kann dies ein sehr langer, einsamer Lebensabend wer den. Riesenotter wären in den Regenwäldern Südame rikas fast ausgestorben, weil
abgeschlossen ist – einen neuen Partner zu finden ist nicht mehr so einfach, da der ‚Heiratsmarkt‘ dann nicht mehr groß ist“, so Hoi.
Verliebte Seep ferdchen fangen den Tag mit einem Tanz an. Das süße Morgen ritual soll für ihre Paarbin dung wichtiger sein als Sex.
Wölfe sind treue Seelen, für die Familie über alles geht. Ein Wolfspaar bleibt für immer zusammen. Innerhalb des Rudels kümmern sich die größeren Geschwister um die kleineren.
FOTOS: SCHWAN: © CRANACH/ISTOCK/GETTY IMAGES; SEEPFERDCHEN: © CEATIVEMARC/ISTOCK/GETTY IMAGES; WOLF: © SARAH THROCKMORTON/ISTOCK/GETTY IMAGES
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