Weekend Magazin Vorarlberg 2024 KW40

STORYS

AUS CONCHITA WIRD FRAU THOMAS Beleidigungen sind ihr „wurscht“ AUF TOUR. Mit ihrem Varieté-Programm „Frau Thomas & Herr Martin“ sorgen Tom Neuwirth a.k.a. Conchita Wurst und Martin Zerza für kabarettistische Unterhaltung. Im Interview sprechen sie über Hass auf Social Media und das Weltbild einer neuen Generation. Von Nina Dam

A m 3. Oktober startet die Herbsttour mit eurem Varietépro gramm „Darf’s ein bisserl mehr sein?“. Was dürfen sich Fans erwarten? Neuwirth und Zerza: Es sind im Prinzip Geschichten, die uns verbinden, verpackt in Songs. Wir wollen einfach Spaß ha ben und die Leute mitnehmen, mit dem was wir machen und wie wir sind. 80 Prozent der Songs sind selbst geschrieben, und dann haben wir auch noch unsere großartige Band „Die Pralinen“ – man darf also Live musik vom Feinsten erwarten. Die Show ist inspiriert von Künstlern wie Hildegard Knef, Edith Piaf und Helge Schneider. Inwiefern passt Hel ge Schneider hier dazu? Martin Zerza: Helge Schneider passt musikalisch gut dazu, nicht nur weil er viel Jazz macht, sondern auch weil er selbst sehr viele Instrumente spielt – und bei uns auf der Bühne gibt es auch viele wech selnde Klänge. Aus diesem Grund ist er eine Inspiration für mich und gehört einfach zum Repertoire.

In Ihrer zuletzt veröffentlich ten Single „Any Day From Now On“ geht es um die Be deutung von Empathie in ei ner zunehmend gespaltenen Welt. Wie wichtig finden Sie Musik in Zeiten wie diesen? Tom Neuwirth: Das ist etwas, das wir bei unseren Konzerten immer wieder merken. Denn manchmal sind auch Leute da bei, die durch Zufall bei uns im Publikum landen – aber die dann trotzdem Spaß haben. Und das ist ein schönes Bei spiel: Wir können es alle fein miteinander haben. Sie durchbrechen immer wie der Geschlechternormen. Wie reagieren die Menschen dar auf und hat sich etwas daran in den vergangenen Jahren verändert? Tom Neuwirth: Am Anfang war es viel besprochen und kommentiert, dann gar nicht und seit ungefähr eineinhalb Jahren merke ich, dass die Ablehnung auf Social Media wieder extrem zugenommen hat. Das sieht man auch in der Welt: Überforderung und Unwohlsein macht die Leute mächtig.

Und wie gehen Sie persönlich mit solchen Anfeindungen und Beleidigungen um? Tom Neuwirth: Wenn es meine Person betrifft, dann ist mir das „so wurscht“! Weil ich habe meine Meinung über mich – danke, dass du auch eine hast. Aber einerseits liebe ich das auch. Denn anschei nend bin ich so wichtig und so relevant in deren Leben, dass sie wirklich die Energie auf bringen, um etwas zu kom mentieren. Mittlerweile habe ich so einen Twist in meiner Wahrnehmung, dass ich mir selbst bei so was denke: Ja, passt schon, richtig so.

de sehr viel. Denn die jetzige Generation wächst mit einem komplett anderen Weltbild auf. Wohingegen bei unseren Eltern noch viele andere Wer te vorherrschend waren. Dar um bin ich schon auch zuver sichtlich. Noch ein Ausblick in die Zukunft: Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren? Martin Zerza: Ich habe das Ge fühl, dass unser gemeinsames Projekt richtig aufgehen wird. Tom Neuwirth: Das Projekt darf mit uns wachsen und wir wachsen mit dem Projekt! V Herr Martin Frau Thomas

Auch die Drag-Kultur hat immer mehr an Po pularität gewonnen. Wie sehen Sie die Zu kunft dieser Be wegung?

Tom Neuwirth: Es ist wirklich arg, was da in den letzten Jahren pas siert ist. Aber die Message, die mittransportiert wird, ist auf jeden Fall für Menschen, für Inklusion und für Weiterentwick lung. Und ich glau be, da tut sich gera

„Überforderung und Unwohlsein macht die Leute mächtig.“

Tom Neuwirth über Ablehnung und Hass auf Social Media

FOTO: LUKAS FEIX/WURSTTV.COM

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