Weekend Magazin Salzburg 2025 KW24

SOCIETY

THOMAS BREZINA Liebe hat viele Gesichter INTERVIEW. Publikumsliebling und Erfolgsautor Thomas Brezina erzählt in seinem neuesten Buch erstmals eine queere Liebesgeschichte. Von Cornelia Scheucher

S ie haben vor Kurzem Ihren ersten queeren Liebesroman inspiriert? Brezina: Ich wollte einen Roman über die vielen Formen der Liebe schreiben, mit einer queeren Hauptperson, die den Weg zu sich sucht und dabei wie viele andere mit Zweifeln, Ängsten und Un sicherheiten zu kämpfen hat. Die Ge schichte über Julian soll Mut machen, zu sich selbst zu stehen. Gibt es Parallelen zwischen Ihrer ei genen Geschichte und der von Julian? Brezina: Beim Schreiben sind mir einige Erinnerungen und sogar Tränen gekom men. Vor 15 Jahren musste ich nach einer traurigen Trennung wieder zu daten be ginnen. Dazu habe ich verschiedene Apps verwendet und manche meiner teils skurrilen Erfahrungen sind ins Buch eingeflossen. veröffentlicht. Was hat Sie dazu Ihr Roman trägt den Titel „Liebe ist niemals normal“. Warum hat die Gesellschaft noch immer Probleme damit, verschiedene Formen der Sexualität anzuerkennen? Und diese dann eben als „nicht nor mal“ zu bezeichnen? Brezina: Ich glaube nicht, dass es eine Sache „der Gesellschaft“ ist, son dern von einer Gruppe, die ablehnt, was von Mehr

„Beim Schreiben sind mir einige Erinnerun gen und sogar Tränen gekommen.“

geht es bei vielem, aber besonders bei Lie be, Beziehung und Sexualität nicht um „normal“, sondern um selbstverständlich. Toleranz und Vielfalt werden immer mehr gelebt, andererseits zeigen die letzten Wahlergebnisse auch den Wunsch zurück in konservative Mus ter. Warum teilt sich die Gesellschaft so stark in zwei Gruppen? Brezina: Dazu habe ich nur Vermutungen. Bei manchen Menschen scheint Verun sicherung zu herrschen, andere möchten alte Rollenbilder nicht aufgeben. Wer bin ich als Mann? Wie weich oder hart muss ich sein? Was ist ein „richtiger“ Mann, was ist ein „toxischer“ Mann? Konserva tive und populistische Gruppen versu chen hier scheinbar klare Regeln und Kriterien aufzustellen, die es in Wahrheit aber nicht gibt. Und wie kann man diese Sche re wieder schließen?

Thomas Brezina über sein neues Buch

handelt, sondern um Ansichten, die sich verschärfen. Vielfalt muss gelebt und wie schon erwähnt selbstverständlich wer den. Die Grundlagen des Zusammenle bens sind Respekt und Empathie. Sie haben vor mehreren Jahren erst mals öffentlich über Ihren Partner Ivo gesprochen. Hatten Sie je das Ge fühl, dass Menschen Sie plötzlich an ders wahrnehmen würden? Brezina: Ja! Sie nehmen mich jetzt als ei nen Menschen wahr, der glücklich ver heiratet ist. Ich habe sehr bewusst lange Zeit nicht über mein Privatleben ge redet. Jetzt erzähle ich zum Beispiel auf Social Media darüber, weil ich aus vielen Zuschriften weiß, dass Ivo und ich Mut machen. Ihre positive Ausstrahlung ist an steckend. Was ist Ihr persönliches Rezept zum Glück? Brezina: Ich pfeif aufs Glück! Ich will ein erfülltes Leben leben und suche sehr be wusst, was ich selbst gestalten kann und was ich akzeptieren muss. Mit Juni startet der Pride Month. Da bei hört man immer wieder die Fra ge: „Aber brauchen wir das denn?“ Was sagen Sie: Brauchen wir es? Brezina: Ich respektiere den Wunsch vie ler Menschen nach dem starken Zeichen eines Pride Month. Ich persönlich finde, dass es das Pride Year geben muss. V

Brezina: Patentre zept habe ich kei nes. Ich glaube auch nicht, dass es sich um eine Schere

heit und Durch schnitt abweicht. Damit können sich diese Menschen scheinbar erhöhen und auf andere her abblicken. Manch mal ist es auch Un sicherheit und Un verständnis. Heute

FOTO: LUKAS BECK

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