Weekend Magazin Salzburg 2025 KW24
LEBENSART
SHORT TALK
Diät-Booster Nicht nur im medizinischen Bereich wird der Mond gerne als Katalysator für Veränderungen betrachtet. Eine Diät im Einklang mit den Mondphasen ver spricht Gewichtsverlust: durch Fasten bei Neumond oder fettarmer Kost bei Vollmond. Anhänger schwören auf den Effekt, doch wissenschaftlich belegt ist der Einfluss auf den Stoffwechsel nicht – widerlegt aber auch nicht. Mond-Haarschnitt Ähnlich verhält es sich mit der Annah me, dass Haare bei zunehmendem Mond schneller und kräftiger nach wachsen, bei abnehmendem Mond lang samer, dafür aber dichter. Viele Men schen berichten von positiven Erfahrun gen, doch nennenswerte Studien fehlen. Wer an diese Methode glaubt und sich dabei wohlfühlt, kann sie selbstver ständlich weiterhin praktizieren – scha den wird es sicherlich nicht. „Mondwis sen ist Erfahrungswissen. Probiert man es nicht aus, versteht man es nicht. Und das kann ich gut nachvollziehen“, so Paungger-Poppe. V
wertet. Das Ergebnis: Bei vielen Frauen, vor allem unter 35, beginnt die Periode häufiger bei Neu- oder Vollmond. Bei äl teren Frauen und Nachteulen nimmt die Synchronisation ab. Das schwankende Mondlicht könnte also tatsächlich einen Einfluss auf den Biorhythmus haben. Babyboom bei Vollmond Mehr Geburten bei Vollmond? Hört man zwar oft, stimmt laut statistischen Analysen aber nicht. Widerlegt wurde auch, dass der Mond Einfluss auf den di rekten Verlauf von Operationen hat. Forschende aus Innsbruck haben über zehn Jahre hinweg Kniegelenksopera tionen ausgewertet. Egal in welcher Mondphase operiert wurde, es ist nicht zu mehr oder weniger Komplikationen, Blutungen und Schmerzen gekommen. Mondexperten wie Johanna Paungger- Poppe entgegnen, dass in der Medizin häufig nur auf die direkte Operations situation geachtet wird – und nicht auf Spät- und Langzeitfolgen. In einem sind sich Wissenschaft und Mondanhänger einig: Akute Operationen dürfen keines falls aufgeschoben werden.
Johanna Paungger-Poppe Mondexpertin, Autorin & Vortragende Erfahrungs- wissen nutzen
Sie sind in einer Bauernfamilie aufge wachsen und leben seit Kindertagen nach dem Mondkalender. In welchen Angelegenheiten vertrauen Sie darauf? Im Garten hilft er dabei, zu entscheiden, wann der beste Zeitpunkt zum Pflanzen ist. Der Mondzyklus kann auch genutzt werden, um besser auf den Körper zu achten: beim Essen und Wohlbefinden. Was sagen Sie Kritikern, die meinen, es gibt keine wissenschaftlichen Belege? Jeder darf glauben, was er will. Mir wäre es zu anstrengend, das Erfah rungswissen nicht zu nützen. Die Wis senschaft schaut oft nur auf kurzfristige Ergebnisse – etwa bei Operationen. Da bei zeigen sich die Unterschiede oft erst später: mehr Blutungen, schlech tere Narbenbildung bei ungünstigen Mondphasen. Wer den Einfluss nie aus probiert hat, kann ihn schwer nachvoll ziehen. Und ganz ehrlich: Kritiker sind mir oft lieber als fanatische Anhänger. Und umgekehrt – wo sehen Sie die Grenzen des Mondeinflusses? Rituale, bei denen ums Feuer getanzt wird oder man glaubt, eine Schale bei Vollmond bringe Geldsegen – reiner Aberglaube. Auch Angst vor „falschen“ Mondphasen halte ich für übertrieben.
Der Mondkalender wurde nicht „erfunden“ wie ein modernes System, sondern hat sich aus Beobachtung und Notwendigkeit über Jahrtausende entwickelt – als ein natürlicher Taktgeber für Zeit, Ernte, Rituale und das menschliche Leben. Er zählt zu den ältesten Kalendersystemen der Menschheit – seine Ursprünge reichen über 30.000 Jahre zurück. 202 5 Juli Oktober August November September Dezember 02. 10. 18. 24. 07. 14. 21. 30. 01. 09. 16. 23. 31.
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FOTOS: OBEN: © MARIA TISHCHENKO/ISTOCK/GETTY IMAGES, MONDKALENDER: © VOLHA YEMIALYANTSAVA/ISTOCK/GETTY IMAGES, PORTRAIT: OLAF DANKERT
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