Weekend Magazin Salzburg 2025 KW04
STORYS
Kampf der Wokeness Den Kauf des Kurznachrich tendienstes Twitter, den er mittlerweile in X umbenannt hat, versteht Musk wiederum als Manöver auf seinem Feld zug für die Meinungsfreiheit. In einem Gespräch mit dem Podcaster Joe Rogan charak terisierte er die Plattform vor seiner Übernahme als linke Informationswaffe, die gegen sätzliche Meinungen unter drückt und eine korrosive Wirkung auf die Zivilisation entfaltet habe. Im Gegensatz dazu solle X das kollektive Be wusstsein der Menschheit re präsentieren. Zum Teil dürfte die harsche Kritik an Musk daher auch mit dem Umstand zu erklären sein, dass ihn ei nige seiner Gegner als Ab trünnigen sehen, der aus dem Lager der Demokraten zu den Republikanern übergelaufen ist. Verantwortlich dafür war die Hinwendung der demo kratischen Partei zur Woke ness, eine laut Musk wissen schafts-, leistungs- und men schenfeindliche Ideologie. V
auf die bevorstehenden Bun destagswahlen eine verdeck te Einflussnahme zugunsten der AfD über manipulative X-Kampagnen, weshalb Kanzlerkandidat Robert Ha beck bereits Zensurmaß nahmen für die Plattform ins Gespräch gebracht hat. Auch seine millionenschwe ren Spenden für rechte Par teien stoßen Musks Kriti kern sauer auf. Wohl der Menschheit Musk selbst versteht sich je doch als Kämpfer für das Wohl der Menschheit sowie deren verheißungsvolle Zu kunft. Die erhebliche Kluft, die sich somit zwischen der Eigen- und der Fremdein schätzung seiner Person auf getan hat, lässt sich vielleicht am verständlichsten mit ei nem Blick auf zwei philoso phische Strömungen erklä ren, denen sich Musk ver pflichtet fühlt – dem „effekti ven Altruismus“ und dem „Longtermism“. Ersterer zielt darauf ab, ethisches Handeln
Elon Musk möchte die mittlerweile in X umbenannte Platt form Twitter in eine Super-App transformieren, die auch Fi nanztransaktionen und E-Commerce-Aktivitäten ermöglicht.
auf Basis wissenschaftlicher Daten so effektiv als möglich zu gestalten. Innovative Un ternehmen spielen dabei eine entscheidende Rolle und sol len weitestgehend frei von politischen Eingriffen sowie staatlichen Regulatorien agie ren können. Der Staat und dessen Bürokratien sowie ge sellschaftliche Debatten wer den nämlich als ineffiziente Hindernisse angesehen. Eine utopische Zukunft Für den „Longtermism“ wiegt das größtmögliche Glück zukünftiger Genera tionen wiederum deutlich schwerer als das Leid der heute lebenden Menschen. Dabei beweist er einen lan
gen Atem und denkt in Kate gorien von Millionen oder gar Milliarden von Jahren. Der Klimawandel wird daher beispielsweise von „Longter mism“-Vertretern als für die Menschheit nicht existenz bedrohend eingestuft, da sie deren Zukunft als „multipla netarisch“ verstehen. Dieser Logik gehorchend, arbeitet Musk mit seinem Unterneh men SpaceX bereits fieber haft an der ersten unbe mannten Marsmission, die 2026 abheben soll. Bereits in 20 Jahren könnte seiner Ein schätzung nach eine sich selbst erhaltende Stadt auf dem Mars Gestalt annehmen und dessen Besiedelung ein läuten.
BIG SPENDER
Donald Trump. Der frisch inaugurierte US-Präsident Donald Trump erhielt rund 260 Millionen US-Dol lar aus Musks Privat schatulle und wurde von diesem auch per sönlich im Wahlkampf unterstützt.
Nigel Farage. Reform-UK, der Partei des Brexit-Be fürworters Nigel Farage, verabreichte Musk eine Finanzspritze in Höhe von 100 Millionen US-Dollar.
Giorgia Meloni. Gerüchten zufolge soll Musks Unter stützung der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni seinem Unterneh men SpaceX einen 1,5 Milliarden Euro schweren Auftrag eingebracht ha ben, was Meloni jedoch vehement dementierte.
Nach einer Meinungs verschiedenheit fiel ihr Parteichef je doch in Ungnade.
FOTOS: PLATTFORM X: MAURITIUS IMAGES/KLYONA/ALAMY/ALAMY STOCK PHOTOS, GIORGIA MELONI: MAURITIUS IMAGES/ZUMA PRESS, INC./ALAMY/ALAMY STOCK PHOTOS, NIGEL FARAGE: MAURITIUS IMAGES/LUKE MACGREGOR/ALAMY/ALAMY STOCK PHOTOS, MUSK & TRUMP: MAURITIUS IMAGES/SOPA IMAGES LIMITED/ALAMY/ALAMY STOCK PHOTOS
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