Weekend Magazin Salzburg 2024 KW40
SOCIETY
Eine Kunstfigur. Thomas „Tom“ Neuwirth wuchs in Bad Mitterndorf auf und schloss 2011 die Modeschule in Graz ab. Mit „Conchita Wurst“ erschuf er eine Kunstfigur, mit der er im Jahr 2014 den 59. Eurovision Song Contest gewann. Neben seiner musikalischen Karriere nutzt er seine Reichweite immer wieder, um auf gesellschaftspolitische Probleme aufmerksam zu machen.
Zukunft dieser Bewegung und welche Rolle spielt sie Ihrer Meinung nach in der Gesellschaft? Tom Neuwirth: Es ist wirklich arg, was da in den letzten zehn Jahren passiert ist. Vor allem durch Drag Races ent stand hier eine ganze Indus trie. Aber die Message, die mittransportiert wird, ist auf jeden Fall für Menschen, für Inklusion und für Weiterent wicklung. Und ich glaube, da tut sich gerade sehr viel. Denn die jetzige Generation wächst mit einem komplett anderen Weltbild auf. Wo hingegen bei unseren Eltern noch viele andere Werte vor herrschend waren. Darum bin ich schon auch zuver sichtlich. Noch ein Ausblick in die Zukunft: Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren? Martin Zerza: Ich habe das Gefühl, dass unser gemeinsa mes Projekt „Frau Thomas & Herr Martin“ richtig aufge hen wird. Tom Neuwirth: Und das Schö ne dabei ist, dass es keine Erwartungshaltung gibt – wir tun einfach und haben auch keine Deadline. Das Projekt darf mit uns wachsen und wir wachsen mit dem Projekt! V
In Ihrer zuletzt veröffentlich ten Single „Any Day From Now On“ geht es um die Be deutung von Empathie und Mitgefühl in einer zuneh mend gespaltenen Welt. Wie wichtig finden Sie Musik in Zeiten wie diesen? Tom Neuwirth: Das ist etwas, das wir bei unseren Konzer ten immer wieder merken und versuchen zu vermitteln. Denn manchmal sind auch Leute dabei, die durch Zufall bei uns im Publikum landen – aber die dann trotzdem Spaß haben. Und das ist ein schö nes Beispiel: Wir können uns alle auf etwas einigen, wir fin den alle einen gemeinsamen Nenner und wir können es alle fein miteinander haben. Im öffentlichen Leben und in Ihrer Kunst durchbrechen Sie immer wieder Geschlechter normen. Wie reagieren die Menschen darauf und hat sich etwas daran in den ver gangenen Jahren verändert? Tom Neuwirth: Am Anfang war es viel besprochen und kommentiert, dann zwi schendurch gar nicht und seit ungefähr eineinhalb Jahren merke ich, dass die Ableh nung auf Social Media wieder extrem zugenommen hat. Das sieht man auch in der Welt: Überforderung und
mich – danke, dass du auch eine hast. Aber einerseits liebe ich das auch. Denn an scheinend bin ich so wichtig und so relevant in deren Le ben, dass sie wirklich die Energie aufbringen, um et
Unwohlsein macht die Leute mächtig. Viele hätten halt gerne, dass alles so bleibt, wie es immer war, und schließen sich dann Personen an, die genau das auch propagieren. Ich hoffe, dass wir trotzdem
„Überforderung und Unwohlsein macht die Leute mächtig.“
Tom Neuwirth über Ablehnung und Hass auf Social Media
FOTOS: LUKAS FEIX/WURSTTV.COM, VIENNAREPORT/ PHOBY LEVIN DEN BOER/ANP/SIPA USA, VIENNAREPORT/T.BARTILLA
dazulernen, und appelliere an die Vernunft der Menschen. Und wie gehen Sie persön lich mit solchen Anfeindun gen und Beleidigungen um? Tom Neuwirth: Wenn es meine Person betrifft, dann ist mir das „so wurscht“! Weil ich habe meine Meinung über
was zu kommentieren. Mitt lerweile habe ich so einen Twist in meiner Wahrneh mung, dass ich mir selbst bei so was denke: Ja, passt schon, richtig so. Auch die Drag-Kultur hat immer mehr an Popularität gewonnen. Wie sehen Sie die
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