Weekend Magazin Oberösterreich 2025 KW10

OBERÖSTERREICH INSIDE

CHRISTIAN DÖRFEL Radikalisierun g

durch Soziale Medien TALK. Der oberösterreichische Landesrat spricht im Interview über Radikalisierung im Netz, Integration, Fachkräftemangel, die zukünftige Vorgangsweise im Pflegebereich und über die Überwachung von Messenger-Diensten. Von Werner Christl

S ie sind als Landesrat auch für das Thema Jugend verantwort lich. Wie wichtig ist das Thema Radikalisierung der Jugendlichen über Social-Media-Kanäle? Dörfel: Das ist das große Thema! Das Problem ist, dass die Radikalisierung ja nicht mehr in den Hinterhöfen oder in Moscheen oder beim Koranunterricht stattfindet, sondern in den eigenen vier Wänden über Social-Media-Kanä le. Zudem sinkt auch das Alter in der Jugendkriminalität immer weiter. Hier stellt sich die Frage der Strafmündig keit. Wobei man eines festhalten muss: Wir sprechen hier ganz klar von Rand bereichen. Der überwiegende Teil der Jugend ist ja auf dem richtigen Weg und leistungswillig. Ich habe in den letzten Monaten viele junge Menschen kennen- und schätzen gelernt. Die meisten sehen auch positiv in die Zu kunft. Ist die Überwachung der Messen ger-Dienste für Sie wichtig? Dörfel: Die Telefonabhörung oder Telefonüberwachung gibt es schon seit 50 Jahren oder noch länger. Aber nun hat

sich das Telefon weiterentwickelt, wie jeder weiß. Und daher muss man die Vorgänge auf Social Media auch kon trollieren können. Darüber wird aber schon lange dis kutiert! Dörfel: Ja, ich hoffe aber, dass die kom mende Regierung Bewegung in die Sa che bringt. Das Merkwürdige an dieser ganzen Debatte ist aber, dass die FPÖ, die immer so für Law and Order ist, ge

nau bei dieser Frage kneift und da strikt dagegen ist! Dies, obwohl sie vor sieben, acht Jahren bereits eine ähnliche Rege lung beschlossen hat, die als verfas sungswidrig aufgehoben wurde. Und das sind in Wahrheit die Skurrilitäten oder die Zeichen der Scheinheiligkeit. Themenwechsel: Wie würden Sie die momentane Situation im häuslichen Pflegebereich einschätzen? Dörfel: Aktuell gibt es rund 70.000 Be „Radikalisierung geschieht nicht mehr in Hinterhöfen oder in Moscheen, sondern in den eigenen vier Wänden über Social-Media-Kanäle.“ Christian Dörfel, Sozial-Landesrat OÖ

zieher von Pflegegeld, die älter als 60 Jahre sind. Von diesen nehmen 48.000 Hilfe in Form von mobilen Diensten oder stationären Aufenthalten in Anspruch. Davon sind ungefähr 11.000 in Heimen untergebracht, 23.000 wohnen zu Hause und wer den von mobilen Diensten be treut und ungefähr 5.000 haben eine 24-Stunden-Betreuung. Das heißt: Ein großer Teil wird im Familienverband betreut und diese pflegenden Angehörigen brauchen unsere Unterstützung.

Landespolitiker. Christian Dörfel hat im Oktober 2024 die Nachfolge von Wolfgang Hattmannsdorfer angetreten.

FOTO: FOTO DOSTAL

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