Weekend Karriere Wien 2025 KW39
SCHULE & BILDUNG Erste Schul- oder Arbeits stunde? Jugendliche und junge Erwachsene sind meist erst abends hellwach.
J eder und jede hat einen ande ren … Vogel: Die einen zwit schern und starten wie eine „Lerche“ (Frühtyp) gleich mit den ersten Sonnenstrahlen durch, während die anderen als „Eule“ erst viel später am Tag aktiv und leis tungsfähig werden. Eine dritte „flexible“ Gruppe flattert zeitlich dazwischen her um. Die individuellen Präferenzen für den Schlaf-Wach-Rhythmus lassen sich in unterschiedlichsten Chronotypen zu sammenfassen (siehe auch rechte Seite). Ihnen allen gemein ist, dass sie die inne re biologische Uhr möglichst genau ab lesen wollen. Als Taktgeber werden ge netische, hormonelle, umweltbedingte und kulturelle Faktoren ins Treffen ge führt, die unseren Tag strukturieren – und uns unsere Leistungsspitzen zeigen: im ganz persönlichen Bereich wie auch im Ausbildungs- und Arbeitsleben. Der kleine große Unterschied. Pro fessor Manuel Schabus, Neurowissen schafter, Psychologe und Psychothera peut, forscht dazu am Laboratory for „Sleep, Cognition and Consciousness Research“ an der Uni Salzburg. Er baut auf den D-MEQ (Morningness-Evening ness Questionnaire von Horne und Öst berg), der ebenfalls drei Haupttypen klassifiziert: „Jüngere Menschen neigen eher dazu, ‚Abendtypen‘ zu sein, wäh rend ältere Erwachsene eher ‚Morgenty pen‘ sind“, sagt der Forscher. Auch bei
den Geschlechtern regiert hier der Un terschied: Frauen zeigen häufiger ein Morgen-Hoch, Männer sind tendenziell am Abend in Form, so Schabus. „Zu sammengefasst lässt sich aber sagen, dass die Mehrheit der Menschen dem ‚Intermediärtyp‘ angehört.“ Sich also ir gendwo energetisch in der goldenen Mitte bewegt. Typ-Frage. Um herauszufinden, in welche Kategorie man fällt, empfiehlt der Salzburger Professor, sich folgen de Fragen zu stellen: „Wann würden Sie aufstehen, wenn Sie vollkommen frei wären, Ihre Tagesgestaltung zu bestimmen?“ Oder: „Zu welcher Ta geszeit fühlen Sie sich in der Regel am besten?“ Auch dieser Punkt kann Klarheit schaffen: „Wenn Sie eine Prü fung ablegen müssten, zu welcher Ta geszeit würden Sie die beste Leistung erwarten?“ Im richtigen Rhythmus. Welcher Chronotyp nun welchen Berufsweg einschlagen soll, lässt sich laut dem Professor nur schwer beantworten. Verallgemeinerungen seien hier fehl am Platz. „Aber Arbeiten, die Schicht verlangen, bitte nur in jungen Jahren. Da man mit dem Alter chronobiolo gisch immer weniger flexibel und an fälliger wird“, so der Experte. Gene rell gilt: „Wenn ich komplett gegen meinen körpereigenen Rhythmus ar beite, der genetisch vorgegeben ist, mache ich mehr Unfälle, konzentrie re ich mich schwerer, und werde häufiger krank.“
„Kultur und Umwelt können das Vorkommen bestimmter Chrono- typen beeinflussen. In Kulturen mit einem strengeren Arbeitszeitplan
sind möglicherweise mehr Morgentypen zu finden.“
Manuel Schabus Professor für Kognition & Bewusstsein
FOTOS: DAME VOR SPIEEL: IMAGEZOO/ISTOCK.COM, DAME VOR LAPTOP: KHOSRORK/ISTOCK.COM
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