CHEFINFO LIVING Herbst 2023

KUNST UND KULTUR

QUALITÄT BLEIBT SICHTBAR Pia Geusau ist eine erfahrene Expertin für Gemälde und Skulpturen. Sie fasziniert bei der Restaurierung von Gemälden und Skulp turen vor allem das verwendete Material und die Technologien. Bei der Retusche steht für sie die Verbesserung der optischen Lesbarkeit ohne Reduzierung des Alterswerts im Vor dergrund. „Es ist für mich immer besonders schön, an ‚guten‘ Bildern zu arbeiten, wie der zeit an dem Gemälde ‚Polyphem und Galatea‘ aus dem 17. Jahrhundert aus der Lehár-Villa in Bad Ischl oder an den barocken Gemälden von 1620 aus der Stiftskirche Kremsmünster. Denn ein gutes Bild ergibt immer auch eine gute Restaurierung, weil einfach die entspre chende Qualität da ist. Schwächere Bilder bedeuten häufig mehr Arbeit und dennoch ist das Ergebnis nicht so zufriedenstellend. Es ist immer wieder inspirierend, wie der Künstler sein maltechnisches Wissen eingebracht und die Farben, die letztlich einen optischen Effekt darstellen, verwendet. Bei der Arbeit als Res taurator muss man sich immer bewusst sein, dass man es nicht besser als der Künstler kann.“ Pia Geusau findet auch großen Gefal len daran, spannende Museumsobjekte wie

UNGELÖSTE RÄTSEL Manchmal ergeben sich auch Fragen zur Ent stehungsgeschichte von Werken im Zuge von Restaurierungsarbeiten. „So manches bleibt auch trotz gründlicher Recherche verborgen und lässt uns mit offenen Fragen zurück“, weiß Pia Geusau zu berichten. „Etwa wenn Bilder Verschmutzungen und Beschädigungen auf weisen, die beseitigt werden müssen und dann, beim Entfernen von Schmutz, gegilbtem Firnis oder Übermalungen von der Gemäldeober fläche, entdeckt man auf einmal neue Perspek tiven, für die man im Moment keine befrie digenden und schlüssigen Erklärungen hat.“ Neben den Arbeiten direkt am Objekt beein flussen Restauratoren bei Bedarf auch die externen Bedingungen, wodurch der Alte rungsprozess verlangsamt oder unterbrochen werden soll. Die Kunstwerke sind ja ständi gen Einflüssen wie etwa Raumtemperatur, Luft feuchtigkeit, Lichteinfällen und verschiedens ten Emissionen ausgesetzt, die ebenfalls den Verfall beschleunigen können. Daher ist für die Restauratorin auch der Kontakt mit ihren Auf traggebern sehr wichtig: „Da muss der Dialog, die Kommunikation stimmen. So ergeben sich sehr schöne Projekte zur Freude aller.“ n

„EIN ORIGINAL IST DURCH NICHTS ZU ERSETZEN!”

Pia Geusau Restauratorin

etwa Skulpturen und Gemälde aus der Zeit von 1400 bis 1500 aus dem Bergbaumuseum zu restaurieren, die auch fragmentarischer bleiben dürfen als etwa Großprojekte wie in der Basilika Mondsee oder in der Karmeli tenkirche in Linz.

RETUSCHE. Mit der optischen Integration von Fehlstellen wird das Gemälde „Polyphem und Galatea“ aus der Lehár-Villa in Bad Ischl komplettiert.

REINIGUNG. Im Zuge der Generalrenovierung der Stiftskirche Kremsmünster wird das Gemälde „Tod des hl. Benedikt“ aus dem Seitenschiff restauriert.

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