Business Wien 2025 KW14
BUSINESS
Kühlsystem und eine Verladestraße in Holzbauweise investiert. „Ich mag das Wort nachhaltig nicht, weil es abgedroschen klingt. Für mich ist es kein Trend, sondern ein Bewusstsein, das immer schon in mir ist.“ Wer mit dem Salzburger über Produkte und Herstellungsprozesse spricht, merkt schnell: Hier geht es nicht nur um Ge schmack, sondern um eine Haltung. Seit 2016 lässt sich Trumer von der GWÖ (Gemeinwohl-Ökonomie) re gelmäßig auf Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Transparenz über prüfen. „Ich stehe dafür ein, dass Un ternehmen nicht nur nach Gewinnen beurteilt werden, sondern auch nach ihrem sozialen und ökologischen En gagement“, so Seppi Sigl. Gutes Bier braucht Zeit Während viele Brauereien ihre Pro dukte binnen weniger Tage abfüllen, setzt man in Obertrum auf „Slow Brewing“ und eine offene Gärung. Trumer ist eine der wenigen Brauerei en in Österreich, die Bier auf diese Wei se herstellt – und besitzt darauf sogar ein Patent. Woran aber erkennt man am Ende ein hochwertiges Bier? „Wenn es nach zwei, drei Seiterl noch immer gut schmeckt – und man am nächsten Morgen keine Kopfschmerzen hat“, grinst Josef Sigl. Und falls doch: Ein Schluck Hafer-Gersten-Drink soll ein echter Energiekick sein … n FACTS Mehr als nur Bier. Seit 1775 ist die Salzburger Privat brauerei im Besitz der Fa milie Sigl und wird in achter Generation geführt. Doch in Obertrum wird nicht nur Bier gebraut: Mit der pflanzlichen Milchalternative „Sigl Bio Ha fer & Gerste“ bietet Trumer das erste regionale konzern freie Produkt am Markt.
Vorjahr komplett auf Mehrweg um gestellt. 80 Prozent des Eigenstrom bedarfs stammen aus Sonnenenergie, die Wärme zum Einbrauen wird aus einem Hackschnitzelwerk gewonnen. Gelebte Nachhaltigkeit Seppi Sigl wuchs mit dem Bewusst sein auf, dass Innovation Teil der Trumer-DNA ist. Nun schreibt der 42-Jährige die Familiengeschichte mit eigener Handschrift weiter. Neben der Einführung neuer Produkte wird die Salzburger Produktionsstätte behut sam erweitert und modernisiert. Mit tels „Braufunding“ wurde kürzlich über eine Million Euro lukriert und unter anderem in ein CO 2 -sparendes
W as darf ich anbieten – Bier oder Haferdrink? Lächelnd hält uns Seppi Sigl zwei Gläser entgegen. Gefüllt mit Produk ten, die auf den ersten Blick kaum gegensätzlicher sein könnten. Der Brauer aus Obertrum steht für beides: Für jahrhundertealte Biertradition und für den Mut, mit pflanzlichen Produkten neue Wege zu gehen. In achter Generation führt er die Privat brauerei, bewahrt das Erbe seiner Familie und denkt gleichzeitig kon sequent über den Bierglasrand hin aus. Mit „SIGL Bio“ stellt Trumer als erste Brauerei ein pflanzenbasiertes, alkoholfreies Hafergetränk mit Gers tenmalz her. Was auf den ersten Blick wie ein Bruch mit der Tradition wirkt, ist für Seppi Sigl eine logische Wei terentwicklung. „Brauer arbeiten seit jeher vegan. Wir haben uns weiter entwickelt, ohne auszubrechen.“ Vorbilder und Vordenker Mutige Entscheidungen sind in der Familie Sigl keine Seltenheit. So hat etwa Josef Sigl VII die Pils-Positio nierung und Bierglaskultur seinerzeit nachhaltig geprägt. In den 1990er-Jah ren wurde die „Schlanke Stange“ zum schönsten Bierglas der Welt gekürt und schaffte es ins Museum of Modern Art in New York. Auch in puncto Nachhaltigkeit gilt Trumer als Vorreiter. Der Betrieb wurde im
Mutige Entscheidun gen zu treffen, ist mir nie schwergefal len – das liegt in unseren Genen. Es sind die kleinen, die mich manchmal fordern.
Josef „Seppi“ Sigl Eigentümer Trumer Privatbrauerei
FOTOS: ANDREAS KOLARIK, ZOE OPRATKO
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