Business Wien 2025 KW14
WIEN | AUSGABE 1/2025
DAS MAGAZIN ÜBER FAMILIENBETRIEBE BUSINESS
LEONID & ANDREAS RATH Glänzende Luster und feinste Gläser von J. & L. Lobmeyr erhellen Paläste und Opernhäuser IN DIE WELT VON WIEN
AUF NACH CHINA? Chancen und Risiken am Mega-Markt des Ostens
ERFOLG AM LAUFSTEG Führende Modeimperien in Familienhand
FIRMENAUTO-RANKING Diese Fahrzeuge sind Fuhrpark-Champions
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BUSINESS
EDITORIAL
Familienunternehmen generieren fast 60 Prozent der Umsätze in Österreich.
Sie sind die Basis für unseren Wohlstand.
Christian Lengauer Herausgeber & Geschäfts führender Gesellschafter Weekend Mediengruppe
Richard Mauerlechner Geschäftsführender Gesellschafter Weekend Magazin Wien
FAMILIENBETRIEBE GLÄNZEN MIT WEITSICHT & FLEXIBILITÄT
Liebe Leserinnen und Leser!
W as die kommenden Monate und Jahre für uns als Ge sellschaft – und für Österreich als Wirtschaftsstandort – bereithalten werden? Keine Frage, wer sich in dieser herausfordernden Zeit behaupten will, braucht Flexibilität, Handlungs stärke und Weitsicht. Die gute Nachricht: In diesem unsicheren Umfeld haben Familienunternehmen gute Karten. Ihre oft jahrzehntelangen Erfahrungen mit veränderlichen Gegebenheiten und ihre kurzen Ent scheidungswege prädestinieren sie dafür, an Herausforderungen zu wachsen. Basis für den Wohlstand. Zwei Drittel der Beschäftigten in Österreich arbeiten in Famlienunternehmen – rund 1,8 Millionen Menschen! Zudem generieren sie fast 60 Prozent der Umsätze. Familienbetriebe stellen also eine bedeutende Basis dar, auf der unser Wohlstand fußt. Denn für sie zählt das langfristige Denken in Generationen, nicht nur der kurzfristige Erfolg von heute. Best Practice. Da auch die österreichweite Weekend- Mediengruppe in einem Familienbetrieb wurzelt, liegen uns diese Unternehmen besonders am Herzen. Darum bieten wir mit dem „Weekend Business“ eine Plattform, auf der Best-Practice-Beispiele vorgestellt werden und welches außerdem Inspiration bieten und Tipps für einen erfolgreichen Firmenalltag geben soll.
In diesem Sinne wünschen wir viel Vergnügen mit dieser Ausgabe!
FOTOS: WEEKEND
WEEKEND BUSINESS | 3
INHALT
Vom Erfolg angezogen. Welche Familien das Mode- Business beherrschen 08 Repräsentativ. Außergewöhnliche Firmen zentralen mit dem Wow-Effekt 40
Feedback. So stehen Sie schlechten Bewertungen im Internet nicht hilflos gegenüber 52
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Im Porträt. Bekannte Familienunternehmen aus ganz Österreich vorgestellt
34
Enigma China. So gelingt der Handel mit dem Reich der Mitte Starker Name. Wie die Identität einer Marke zum Erfolg beiträgt
für Firmenflotten 64
48
Unterwegs. Das sind die Top-Seller bei Fahrzeugen
IMPRESSUM Medieninhaber & Herausgeber: Weekend Magazin Wien GmbH, Gumpendorfer Straße 19, 1060 Wien, Tel.: +43 50 6964-2222, E-Mail: redaktionooe@weekend.at. Geschäfts führung: Christian Lengauer (MBA), Richard Mauerlechner. Chefredakteur: Werner Christl. Redaktion: Andrea Schröder, Rudolf Grüner, Volker Angerer, Philipp Eitzinger, Sandra Eder, Mag. Dr. Stefan Kohlmaier, Nina Dam, Cornelia Scheucher, Jürgen Philipp, Klaus Schobesberger, Conny Engl, Andrea Fritz-Pinggera, Mag. Andreas Hamedin ger, Mel Burger. Vertrieb: Österr. Post AG. Lektorat: BEd. Daniela Christl. Druck: Radin print d.o.o., 10431 Sveta Nedelja, Kroatien. Im redaktionellen Teil stehende entgeltli che Veröffentlichungen sind mit ANZEIGE gekennzeichnet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos sowie Satz- und Druckfehler übernehmen wir keine Haftung. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Derzeit gilt Preisliste 2025. Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter www.weekend.at abgerufen werden.
FOTOS: FIRMENAUTOS: HERSTELLER, FIRMENZENTRALEN: ISTOCK.COM/SPVVK, FEEDBACK: ISTOCK.COM/ ANYABERKUT, LOUIS VUITTON-STORE: ISTOCK.COM/ CHAIWATNK COVERFOTOS: LEISTE UNTEN: SCHLANGE/CHINA: HAI MAI/ISTOCK/GETTY IMAGES; LAUFSTEG/ARMANI: JULIEN REYNAUD/APS-ME DIAS/ABACAPRESS.COM/VIENNAREPORT; NUTZFAHRZEUG/TRANSPORTER: WERK/HERSTELLER; GROSSBILD: PETER CHRISTIAN MAYR
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BUSINESS
FAMILIEN MIT DEM Fashion Im schnelllebigen Modebusiness haben meist Familien das Sagen. In Frankreich kämpfen die großen Kon- zerne nach Jahren der Rekordgewinne gegen die Luxusflaute, in Italien um Eigenständigkeit und in den USA gilt vor allem ein Unternehmen als unverwüstlich. GOLDENEN SCHNITT
TEXT: KLAUS SCHOBESBERGER
SINGAPUR Luxusboutique. Das „Louis Vuitton Island Mai son“ in Singapur ist mehr als ein Store. Louis Vuitton ist die profitabelste Marke des weltweit größten Luxuskonzerns LVMH, der von der Fa milie um Bernard Arnault kontrolliert wird.
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BUSINESS
N E W Y O
New York City. Louis Vuitton
ließ in Man hattan für
seinen riesigen Flagship-Store ein 20-stöcki ges Gebäude niederreißen. Die Fassade gleicht einem typischen Kof ferstapel der französischen Luxusmarke.
R K
FOTOS: RECHTS OBEN: IMAGO/UPI PHOTO/JOHN ANGELILLO, AUFMACHER: ISTOCK.COM/ CHAIWATNK
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BUSINESS
Levi Strauss & Co: Seit sechs Generationen hält die Familie des Gründers die Mehrheit.
D ie Geschichte kennt viele Nieten, manche davon führten zum Welterfolg. Etwa jene Metallnieten, die zur Verstärkung der Nähte blau gefärbter Denim-Stoffe dienten. Der deutsche Auswanderer Levi Strauss erwarb das Verfahren von seinem Geschäfts partner Jacob Davis, meldete 1873 das Patent an und landete mit den neu en robusten Hosen einen Verkaufs schlager. Um die Aufträge rascher abwickeln zu können, wurde spä ter nur noch die Inventarnummer 501 notiert. Levi Strauss wurde zum größten Jeans-Hersteller
2.300 Levi‘s-Shops und die Marke ting-Partnerschaften. So unterstützt Levi‘s beispielsweise den Film „Like A Complete Unknown“ über Bob Dylan mit einer Vintage-Kollektion. Der Barde hat während seiner gan zen Karriere Levi’s getragen. Diesel & Co – die jungen Wilden Levi Strauss gilt zwar als Urvater der Jeans, aber erst junge Marken aus Eu ropa machten Mode daraus. Ganz vorne dabei waren die Jeans-Pioniere Marithé (83) und François Girbaud (80), Besitzer der gleichnamigen Pariser Modemarke. Das Paar er fand Ende der 1960er Jahre das Sto newash-Verfahren. Der Grund: Die Levi’s in ihrem Laden sollten nicht mehr so amerikanisch aussehen. Verwendet wurden dafür Steine von der italienischen Insel Lipari. „Für die Amis war eine Jeans eine Arbeitshose. Für uns jedoch war eine zerrissene, kaputte Jeans ein Fanal
Unternehmen an seine vier Nef fen. Mehr als 150 Jahre später hal ten die als Familie Haas bekannten Nachkommen auch in der sechsten Generation die Mehrheit am Un ternehmen. Nach dem Börsengang 2019 behält er weiterhin Einfluss. Obwohl der Umsatz des Levi‘s-Kon zerns zuletzt nur leicht auf 6,4 Mil liarden Dollar anstieg, kletterte der Gewinn vor Steuern um 17 Prozent auf 650 Millionen US-Dollar. Die Wachstumsstrategie bleibt unverän dert: Das kulturelle Kapital der Marke soll in Verkäufe um gewandelt werden. Ausge baut werden das eigene Einzelhandelsnetz mit weltweit über
der Welt und die „Levi‘s 501“ zur amerikanischen Ikone.
Levi’s: Tradition als Kapital
Begehrt: Hand taschen mit dem Louis Vuit ton-Muster.
Der kinderlose Levi Strauss übertrug das
FOTOS: TASCHE: LOUIS VUITTON, OBEN: ISTOCK.COM/ GA161076
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6,4 Milliarden Dollar setzte Levi Strauss im vergangenen Geschäftsjahr um.
BUSINESS
händler zu einem Konzern mit 19 Milliarden Euro Umsatz ausgebaut. Prada hätte mit Barmitteln von 600 Millionen Euro die betriebswirt schaftliche Stärke, um das externe Wachstum voranzutreiben. Auch die eigene Unabhängigkeit ist als Ziel festgeschrieben: Der ältes te Sohn Lorenzo Bertelli soll das Ruder in der nächsten Generation übernehmen. LVMH – geliebter Feind Die Befürchtung der Italiener, im Reich von LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE oder Kering (Gucci, Brioni) zu landen, ist durch aus nachvollziehbar. Diese beiden Pariser Konzerne, die von den Fa milien um Bernard Arnault bzw. François-Henri Pinault kontrolliert werden, sind führend in der glo balen Luxusgüterindustrie. Allein LVMH vereint 75 verschiedene Marken unter seinem Dach, darun ter Louis Vuitton, Dior, Fendi,
gegen die Spießigkeit, ein Mittel, die Bourgeoisie zum Schweigen zu brin gen“, erklärten die beiden in einem Interview. Heute ist „stonewashed“ nur noch ein Look, den sich Mode marken wie Diesel in Italien aneig neten und damit erfolgreich wurden. Diesel wurde 1978 von Renzo Rosso (69) kreiert – einem charismatischen Wuschelkopf, der auf einem Bauern hof aufwuchs und sich bereits mit 15 Jahren an die Nähmaschine sei ner Mutter setzte. Heute gehören zu Rossos 1,9 Milliarden Euro schwe rem Konzern OTB neben Diesel auch Maison Margiela, Jil Sander oder die junge Marke „Marni“, die seit 2024 von Sohn Stefano geführt wird. Milliardenpoker um Versace Renzo Rosso gilt als Mitbieter beim Übernahmedeal um das italieni sche Luxus-Modehaus Versace. Kontrolliert wird es vom Private- Equity-Fonds Capri Holding, der auch die Marken „Michael Kors“
und „Jimmy Choo“ besitzt. Die US-Amerikaner haben die Invest- mentbank Barclays beauftragt, ei nen Käufer für Versace zu finden. Das Unternehmen wurde 1978 von Giovanni Versace gegründet, der 1997 im Alter von 50 Jahren vor sei ner Villa in Miami Beach erschos sen wurde. Seine Geschwister Santo und Donatella Versace übernahmen die Geschäfte und bauten die Mar ke zu einem globalen Luxuslabel aus. Ein Kandidat für den Kauf von Versace ist das Mailänder Famili enunternehmen Prada. Das Mode haus wurde von Miuccia Prada (75) und ihrem Mann Patrizio Bertelli (79) von einem reinen Lederwaren
Legende Giorgio Armani kleidete Hollywood in den 1980ern ein. Heute steht der 90-Jährige immer noch an der Spitze seines Unternehmens und versucht, die Nachfolge zu regeln. FOTO: JULIEN REYNAUD/APS-MEDIAS/ABACAPRESS.COM/VIENNAREPORT
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Moncler wurde von Remo Ruffini zu einem milliardenschweren Luxus- und Lifestyle-Konzern geformt.
liegt Armanis Vermögen bei rund sieben Milliarden Euro. Seine erste Kollektion veränderte die Mode welt. Statt der klassischen Anzüge verpasste er Männern legere Seide und Leinen zum Tragen. Frauen griffen nach Armanis Mode und schon bald bot er ein umfassendes Sortiment an. Er ging in die USA, kleidete Hollywood ein – und krei erte maßgeblich den „Miami Vice“- Look der beiden Polizisten Sonny Crockett (Don Johnson) und Ricardo Tubbs (Philip Michael Thomas) mit. Die Umsatzzahlen sollen seit Jahren auf dem Niveau von 2,5 Milliarden Euro stagnieren. Weil Armani kin derlos ist, könnte das Unternehmen an seine Schwester und drei weitere Familienmitglieder und eine gemein nützige Stiftung übergeben werden. Auch ein von ihm so verabscheuter Gang an die Börse soll schriftlich in Betracht gezogen worden sein. Aber erst nach Armanis Tod. n
Kenzo oder Tiffany. Aber es gibt auch Unternehmer wie Remo Ruffini, die sich LVMH als Partner ins Boot holen, um die eigene Position als Aktionär bei Moncler zu stärken. Als Ruffini 2003 die Mehrheit an Mon
Armani: Wer übernimmt den Laden?
Eine geregelte Unternehmensnach folge ist im Fashionbereich nicht selbstverständlich. Modezar Gior gio Armani ist 90 – und steht immer noch an der Spitze seines Imperi ums. Er ist alleiniger Eigentümer der 1975 gegründeten Giorgio Ar mani SpA und wollte nie an ein Marken-Konglomerat wie LVMH verkaufen. Der Wert des in 60 Ländern tätigen Modelabels wird auf zehn Milliarden Euro geschätzt, seine Belegschaft umfasst 9.000 Mitarbei ter. Laut Bloomberg
cler übernahm, befand sich das Unternehmen in finanziellen Schwierig keiten und war als Sportarti kelhersteller positioniert. Ruffini gelang es, Monc ler zum Lifestyle-Unter nehmen umzuformen. Dabei erweckte er wie Levi Strauss die Tradition der Marke zum Leben und verband Tradition mit einem unverkennbaren Design. Mit Erfolg: Für
Hermés trotzt der Luxus flaute. Der Gewinn ist mit 4,3 Mrd. Euro
die bekannten Dau nenjacken von Mon cler sind Kunden be reit, 1.200 Euro und mehr auszugeben.
um 7 Prozent höher als 2023.
FOTOS: UNTEN: THIERRY ORBAN/ABACAPRESS.COM/VIENNAREPORT, OBEN: AVALON/VIENNAREPORT
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BUSINESS
ÖSTERREICHS TOP FAMILIEN BETRIEBE
FOTO: ANDREYPOPOV/ISTOCK.COM
BUSINESS
Wichtig ist ein sinnvoller Unternehmens- inhalt. Wenn der stimmt, ist jeder an Bord und man kann einem gemeinsamen Leitbild folgen.
Andreas Rath Geschäftsführender Gesellschafter (links im Bild)
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BUSINESS
WIEN TOP FAMILIEN BETRIEB
MEHR ALS NUR DER SCHÖNE SCHEIN Gläser und Luster mit hohem künstlerischem Anspruch: Dafür steht das Wiener Traditionsunternehmen Lobmeyr. Die aktuelle Führungsriege wird von Cousins gebil det. Ihnen ist es gelungen, das Unternehmen erfolgreich zu übernehmen. Doch zuerst mussten Konflikte aus vorangegangenen Generationen beigelegt werden. Gemeinsam in die Zukunft
TEXT: ANDREA SCHRÖDER
Der Familienbetrieb lässt seine Gläser nach wie vor in aufwen diger Handarbeit fertigen. Die Mundblastechnik in Holzformen ergibt eine besonders glatte, spiegelnde Oberfläche.
FOTOS: ALEX FELTEN
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BUSINESS
S eit der Glasbläser Josef Lobmeyr das Unterneh men 1823 gründete, ist es fest in Familienhand geblieben und wird heute von drei Cousins geführt. Wie haben sie es geschafft, die Tradition des Hauses Lobmeyr mit modernen Managementmethoden zu verbin den? Und wie ist das Unternehmen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewappnet? Zerwürfnisse gekittet Auf dem Weg zum Erfolg mussten sie zunächst einige Hürden über winden. Denn in der Generation ihrer Väter gab es teilweise massive Konflikte, die beinahe zur Spaltung des Unternehmens geführt hätten. Einige der Minenfelder: Wie groß wollte, sollte man werden? Wel chen Stellenwert räumt man zeit genössischer Gestaltung ein? Was kann die Marke Lobmeyr heute in
der Gesellschaft leisten? „Als unsere Generation ans Ruder kam, haben wir einen mehrjährigen begleiteten Prozess eingeläutet, um unsere ei gene Linie zu finden sowie Marke und Erscheinungsbild für uns drei zu definieren“, erklärt Leonid Rath. Auf diesem Fundament konnte auf gebaut werden. Heute gibt es ein gu tes Einvernehmen. ZUR PERSON Leonid Rath Als gleichberech tigter Dritter neben Andreas und Johannes Rath (war beim Interview verhindert), leitet Leonid Rath die PR und den Bereich Lobmeyr Glas. Sein Motto: weg vom Glas in der Vitrine, hin zum genuss- vollen Gebrauch im Alltag.
Geschichten aus der Geschichte Meilensteine des Unternehmens: Um 1835 Lieferung des ersten kai serlichen Hoftrinkservice. Das Trink service No. 4 von Ludwig Lobmeyr entsteht 1856 – es ist der Prototyp des modernen Weinglases. Der Bau der Ringstraße (Eröffnung 1865) löst einen regelrechten Luster-Boom aus. 1925: Die Weltausstellung in Paris
ZAHLEN 1823 Gründung. Die heuti ge Führung ist die 6. Gene ration der Familie Lobmeyr. Rund 400 Händler. Das Unternehmen ist weltweit vertreten, besonders stark in Japan und den USA. 55 Mitarbeitende . In etwa die Hälfte davon sind in der Produktion tätig. 8 Millionen. So hoch war der Jahresumsatz von J. & L. Lobmeyr zuletzt.
FOTOS: ALEX FELTEN
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BUSINESS
Wir haben uns aktiv bemüht, die Konflikte als jene der Eltern wahrzunehmen, arbeiten nach wie vor daran. Aber wir haben sie weitgehend gelöst.
Leonid Rath Geschäftsführender Gesellschafter
FACTS ln guten Händen. Lob
meyr blickt auf eine über 200-jährige Familientradi tion im Glaskunsthandwerk zurück. Das Unternehmen ist international renom miert und wird heute von drei Cousins in klar defi nierten, sich überschnei denden Verantwortungs bereichen geführt. Bewusst haben sich die Raths gegen eine Skalierung und ex terne Investoren entschie den, um die Qualität und nicht zuletzt die Entschei dungshoheit zu erhalten.
Die „Starbust“-Chandeliers aus dem Hause Lobmeyr sind das Wahrzei chen der Metropolitan Opera, sie gelten gar als „typisch New York“.
ZUR PERSON Andreas Rath Der älteste der drei Cousins hat zunächst Er fahrungen im Banken-Sektor gesammelt und eine Ausbildung zum Lustergürtler absolviert. Er zeichnet für das Controlling sowie das Stammhaus in der Kärntner Straße verantwortlich. größten Aufgaben, vor denen das Un ternehmen steht. Zwar sind die teils bereits erwachsenen Kinder noch nicht aktiv im Betrieb tätig, aber die Gelegenheit „Unternehmensluft zu schnuppern“, wird durchaus genützt. Prognose: Sie werden sich schon zu sammenraufen!
wird für die Firma Lobmeyr ein fulminanter Erfolg. Die Met in New York erhält 1966 Luster aus Wien im angesagten „Space Age“-Stil. Und heute? Zählen die internationale Lu xusgastronomie, Boutiquen von Tif fany’s oder die Maison Dior zu den Kunden. Produziert wird in eigenen Werkstätten im dritten Bezirk und bei Zulieferern in Tschechien und Ungarn. Tradition und Moderne Lobmeyr arbeitet mit Stars der inter nationalen Designszene zusammen, hält aber gleichzeitig an traditionellen Produktionsverfahren fest: Das ent spricht dem Zeitgeist. Die Übergabe an die nächste Generation ist eine der
FOTOS: ALEX FELTEN
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OBERÖSTERREICH TOP FAMILIEN BETRIEB
Max Sonnleitner
Wolfgang Sonnleitner
ELEKTRO-BENZIN BR Ü DER
Sonnleitner
Zwei Brüder leiten die Sonnleitner GmbH. In Österreich gehört der Familienbetrieb zu den Big Playern im Autohandel. Neben Standorten in OÖ ist man auch in NÖ, Wien, Salzburg und seit 2019 auch in Südbayern erfolgreich.
TEXT: WERNER CHRISTL
FOTO: PETER CHRISTIAN MAYR
BUSINESS
ZAHLEN 600 Mitarbeiter sind bei Sonnleitner tätig. 23 Standorte hat Sonn leitner in Deutschland, OÖ, NÖ, Salzburg und Wien.
17 Standorte gibt es alleine in Österreich.
350 Millionen Umsatz er wirtschaftet der Händler.
Die „Sonnleitner-Zentrale“ befindet sich in Leonding bei Linz – 16 weitere Standorte gibt es in Österreich.
V or 59 Jahren begann alles mit einer kleinen Tankstelle im Linzer Stadtteil Urfahr. Die Eltern der beiden jetzigen Eigentümer, also Max senior und Anita Sonnleitner, führten gleichzeitig ein Radgeschäft sowie Ersatzteillager. „Unser Vater war übrigens der jüngste Mechanikermeis ter in Österreich und hat sogar vom Bundespräsidenten eine Sondergeneh migung bekommen, damit er so jung die Meisterprüfung machen konnte“, erzählt Wolfgang Sonnleitner stolz. Schon damals hatte man eine gewisse Nähe zur Marke Renault. Aus der Tank stelle mit „Schrauberwerkstatt“ in der Garage ist heute ein echter Big Player geworden, der mit 600 Mitarbeitern stolze 350 Millionen Euro Umsatz er wirtschaftet. „Wir haben sozusagen am Arbeitsschreibtisch unserer Eltern die Hausübung erledigt. Dadurch haben wir viel mitbekommen, ehe wir vor etwa 25 Jahren den Betrieb übernom men haben“, erklärt Max Sonnleitner. In den letzten Jahren hat sich technisch viel verändert. Sonnleitner ist sich si cher, dass an der E-Mobilität kein Weg vorbeiführt. „Da kann man dafür oder dagegen sein. Das ist jetzt kein ideolo gischer Zugang. Das ist die Realität,
weil einfach die Schienen in diese Rich tung liegen. Die Politik hat von Anfang an die Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Automobilsektor falsch kommuni ziert. So ist es zu einem Showdown zwischen Verbrenner und Elektro ge kommen. Der Autokäufer ist mit diesen komplizierten Diskussionen logischer weise überfordert – Ladeinfrastruktur, E-Auto, Plug-in, Reichweite, Mildhyb rid ...“, erklärt Wolfgang Sonnleitner. Was bringt die Zukunft? Wie sehen die Brüder die Zukunft des Autohandels? Max Sonnleitner: „Klei
ne Händler werden sich irgendwie durchwurschteln. Die größeren haben die besseren Zukunftsaussichten. Für die mittelgroßen Betriebe sehe ich aller dings schwarz.“ Nachdem Sonnleiter zu den „Großen“ gehört und mit Renault 50 Prozent des Gesamtmarktes in Östereich beherrscht, hat der Betrieb demnach gute Karten für die nächsten Jahre. Und wo sollte man laut Wolfgang Sonnleitner generell wirtschaftlich ansetzen? „Für mich wäre es wichtig, dass es einen ehrlichen Zugang zur Mobilität gibt. Denn Mobilität bedeutet wirtschaftli chen Fortschritt und Wohlstand.“ n
Seit 2018 ist Sonnleitner auch offizieller Alpine-Händler mit insgesamt drei „Alpine Stores“ in Österreich.
FOTOS: SONNLEITNER, HERSTELLER
WEEKEND BUSINESS | 21
BURGENLAND TOP FAMILIEN BETRIEB
Unger Stahlbau Die Unger Stahlbau Ges.m.b.H. – gegründet 1952 – ist heute in dritter Generation als Familienunternehmen einer der führenden Leitbetriebe des Burgenlan des. Mit konstruktivem sowie architektonischem Stahlbau ist man als Generalunter nehmer und Projektentwickler ein Big Player am internationalen Parkett. Neben ande ren Niederlassungen sind die zentralen Produktionsstätten in Oberwart, Leipzig und in Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate) angesiedelt. MEHR ALS STAHL
TEXT: MANFRED VASIK
22 | WEEKEND BUSINESS
BUSINESS
Gründung 1952 12 Standorte FAKTEN
Industriestandort Burgenland Sein Wirken als Vizepräsident der Industriellenvereinigung Burgen land bezeichnet der erfahrene Unter nehmer als sein leidenschaftlichstes Hobby: „Weil ich mich gerne dafür einsetze, die Industrie im Burgen land allgemein sichtbar zu machen und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass ein Drittel der Bruttowert schöpfung und damit ein Drittel der Arbeitsplätze im Lande von der Industrie kommen.“ Und mit dem Vorsprung bei erneuerbarer Ener gie, guten Ausbildungsstätten und Infrastruktur habe das Burgenland eine solide Basis für namhafte Be triebsansiedlungen. Unternehmen müssten ein Alleinstellungsmerk mal entwickeln und verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen, wie es Stahl bau Unger mit dem CO2-reduzierten Stahl, bei dem 70 Prozent weniger Emissionen verbraucht werden, gelungen ist. Ein weiteres Asset seiner Firma sieht Matthias Unger im breitgefächerten Jobangebot, mit hervorragenden Perspektiven im In- und Ausland. n Österreich (4), Vereinig te Arabische Emirate, Deutschland (3), Rumänien, Schweiz, Ungarn, Bulgarien 1.600 MitarbeiterInnen (davon rund 1.000 in den Vereinigten Arabischen Emiraten) rund 300 Millionen Euro Umsatz Gesamtkapazität: 95.000 Tonnen Stahl pro Jahr
Am beeindruckenden Standort in den Vereinigten Arabischen Emiraten beschäftigt die Unger Steel Fabrication FZE rund 1.000 MitarbeiterInnen.
Steel gesponserten Basketballern der Oberwart Gunners nicht auf der Stre cke. Als Vater eines 11-jährigen Soh nes legt Matthias Unger besonderen Wert darauf, genügend Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
S eit 2020 leitet Ing. Mag. (FH) Matthias Unger, seines Zei chens auch Vizepräsident der Industriellenvereinigung Burgen land, in dritter Generation das inter nationale Familienunternehmen Unger Stahlbau Ges.m.b.H., das sich, so der 43-jährige Konzernchef, die familiären Tugenden wie Vertrauen und gesunden Zugang zur Leistung erhalten hat: „Meine Eltern führten mich als Miteigentümer Schritt für Schritt und unter Vermittlung grund legender Werte an meine jetzige Auf gabe heran.“ Nicht zuletzt deshalb sehe er heute in Industrie und Lifes tyle keine Gegensätze: „Denn Indus trie an sich ist Lifestyle, über den man durch Fleiß, Einsatz und Beschäfti gung einen Mehrwert im Leben fin det und Spaß daran hat.“ Im Alltag spürt Matthias Unger das Leben über die Mitarbeiter, Kunden und Liefe ranten und deren Bedürfnisse sehr intensiv. Permanent sind Entschei dungen zu treffen, aber dank Digi talisierung und virtueller Videokon ferenzen bleiben aktiver Sport sowie Matchbesuche bei den von Unger
Es wäre schön, wenn in einem Jahr in den Nachrichten unserer seriösen Medien Industrie und Wirt schaft ganz oben stehen und auch die neue Regierung die Wertigkeit der Industrie für das Land deutlich macht.
Ing. Mag. (FH) Matthias Unger CEO Unger Stahlbau Ges.m.b.H.
FOTOS: NOOR STUDIO AJMAN, HAMRIYAH FREE ZONE AUTHORITY
WEEKEND BUSINESS | 23
BUSINESS
SALZBURG TOP FAMILIEN BETRIEB
Josef „Seppi“ Sigl Mit dem selben Pioniergeist, mit dem seine Vorfahren einst die Bierkultur prägten, führt Seppi Sigl die Trumer Privatbrauerei in die Zukunft – und stellt im traditionsreichen Salzburger Betrieb neben Bier eine pflanzliche Milchalternative her. DER BRAUER MIT WEITBLICK
TEXT: SANDRA EDER
24 | WEEKEND BUSINESS
BUSINESS
Kühlsystem und eine Verladestraße in Holzbauweise investiert. „Ich mag das Wort nachhaltig nicht, weil es abgedroschen klingt. Für mich ist es kein Trend, sondern ein Bewusstsein, das immer schon in mir ist.“ Wer mit dem Salzburger über Produkte und Herstellungsprozesse spricht, merkt schnell: Hier geht es nicht nur um Ge schmack, sondern um eine Haltung. Seit 2016 lässt sich Trumer von der GWÖ (Gemeinwohl-Ökonomie) re gelmäßig auf Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Transparenz über prüfen. „Ich stehe dafür ein, dass Un ternehmen nicht nur nach Gewinnen beurteilt werden, sondern auch nach ihrem sozialen und ökologischen En gagement“, so Seppi Sigl. Gutes Bier braucht Zeit Während viele Brauereien ihre Pro dukte binnen weniger Tage abfüllen, setzt man in Obertrum auf „Slow Brewing“ und eine offene Gärung. Trumer ist eine der wenigen Brauerei en in Österreich, die Bier auf diese Wei se herstellt – und besitzt darauf sogar ein Patent. Woran aber erkennt man am Ende ein hochwertiges Bier? „Wenn es nach zwei, drei Seiterl noch immer gut schmeckt – und man am nächsten Morgen keine Kopfschmerzen hat“, grinst Josef Sigl. Und falls doch: Ein Schluck Hafer-Gersten-Drink soll ein echter Energiekick sein … n FACTS Mehr als nur Bier. Seit 1775 ist die Salzburger Privat brauerei im Besitz der Fa milie Sigl und wird in achter Generation geführt. Doch in Obertrum wird nicht nur Bier gebraut: Mit der pflanzlichen Milchalternative „Sigl Bio Ha fer & Gerste“ bietet Trumer das erste regionale konzern freie Produkt am Markt.
Vorjahr komplett auf Mehrweg um gestellt. 80 Prozent des Eigenstrom bedarfs stammen aus Sonnenenergie, die Wärme zum Einbrauen wird aus einem Hackschnitzelwerk gewonnen. Gelebte Nachhaltigkeit Seppi Sigl wuchs mit dem Bewusst sein auf, dass Innovation Teil der Trumer-DNA ist. Nun schreibt der 42-Jährige die Familiengeschichte mit eigener Handschrift weiter. Neben der Einführung neuer Produkte wird die Salzburger Produktionsstätte behut sam erweitert und modernisiert. Mit tels „Braufunding“ wurde kürzlich über eine Million Euro lukriert und unter anderem in ein CO 2 -sparendes
W as darf ich anbieten – Bier oder Haferdrink? Lächelnd hält uns Seppi Sigl zwei Gläser entgegen. Gefüllt mit Produk ten, die auf den ersten Blick kaum gegensätzlicher sein könnten. Der Brauer aus Obertrum steht für beides: Für jahrhundertealte Biertradition und für den Mut, mit pflanzlichen Produkten neue Wege zu gehen. In achter Generation führt er die Privat brauerei, bewahrt das Erbe seiner Familie und denkt gleichzeitig kon sequent über den Bierglasrand hin aus. Mit „SIGL Bio“ stellt Trumer als erste Brauerei ein pflanzenbasiertes, alkoholfreies Hafergetränk mit Gers tenmalz her. Was auf den ersten Blick wie ein Bruch mit der Tradition wirkt, ist für Seppi Sigl eine logische Wei terentwicklung. „Brauer arbeiten seit jeher vegan. Wir haben uns weiter entwickelt, ohne auszubrechen.“ Vorbilder und Vordenker Mutige Entscheidungen sind in der Familie Sigl keine Seltenheit. So hat etwa Josef Sigl VII die Pils-Positio nierung und Bierglaskultur seinerzeit nachhaltig geprägt. In den 1990er-Jah ren wurde die „Schlanke Stange“ zum schönsten Bierglas der Welt gekürt und schaffte es ins Museum of Modern Art in New York. Auch in puncto Nachhaltigkeit gilt Trumer als Vorreiter. Der Betrieb wurde im
Mutige Entscheidun gen zu treffen, ist mir nie schwergefal len – das liegt in unseren Genen. Es sind die kleinen, die mich manchmal fordern.
Josef „Seppi“ Sigl Eigentümer Trumer Privatbrauerei
FOTOS: ANDREAS KOLARIK, ZOE OPRATKO
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TIROL TOP FAMILIEN BETRIEB
MPreis Werte wie Familie, Tradition und vor allem Regionalität sind bei dem renommierten Lebensmittelhändler MPreis mit Sitz in Tirol nicht nur Worte, sondern werden bereits in der vierten Generation von den Brüdern David und Mathias Mölk (v.re.) gelebt. TRADITION, DIE BEGEISTERT
TEXT: MEL BURGER
FOTO: MEL BURGER
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BUSINESS
FACTS Immer mit der Region
verbunden. 1920 eröffnete Therese mit Johann Mölk das erste Geschäft in Innsbruck. Im Sortiment hatten sie Zucker, Mehl, Milch, Käse und Seife. Der Jahresumsatz überstieg 2022 erstmals 1 Milliarde Euro. Vor 100 Jahren hat Therese Mölk eine Großbäckerei übernom men und mit Mölk Brot den ersten Markenartikel Tirols ge schaffen. finanzielle Entscheidungen. „Auch wir mussten Einsparungen vorneh men, um alle Arbeitsplätze in Tirol zu erhalten“, so die Bilanz der letzten Jahre von David Mölk. Die Bäckerei Therese Mölk, die Alpenmetzgerei und die hauseigene Brennerei er möglichen eine effiziente Nutzung der Ressourcen. Mathias Mölk, Leiter der Lebensmittelherstellung: „Durch die einheitliche Organisation können wir noch exakter agieren und quali tativ hochwertige Lebensmittel für uns selbst herstellen.“ Nahversoger lebt Inklusion Die Familie engagiert sich sozial durch verschiedene Initiativen. Mit dem lebensM vor 5 Jahren beschritt der Familienbetrieb zeitgemäße Wege. „Der lebensM ermöglicht Menschen mit Behinderung eine Ausbildung mit Zukunftschancen. Als fixer Bestandteil vom Team kön nen sie in der realen Arbeitswelt ihre Stärken und nötigen Kompetenzen ausbauen“, so Anna-Maria Mölk. Bis her haben sieben Mitarbeitende mit Beeinträchtigung den Sprung in ein fixes Arbeitsverhältnis geschafft. Mit dem Projekt „Stille Stunden“ wur de vor Kurzem ein neues Einkaufs konzept für autistische Menschen geschaffen. n
1974 entstanden die ersten MPreis-Märkte. Ernst Mölk auf dem Rad vor einer der ersten MPreis-Filialen. M steht für Mölk.
und regionalen Produkten anzubie ten“, verrät David Mölk. Bewährungsprobe Corona war eine Herausforderung. Der touristische Ausfall, die folgen de Ukraine Krise und die Inflation forderten struktuelle, logistische und
D as Zitat „Essen muss man, um zu leben, aber viel schö ner ist es, zu leben um zu essen.“ kennen viele, aber wie viel Arbeit hinter allem steckt, wissen die wenigsten. Die Brüder David und Mathias Mölk kennen diese Verant wortung und leiten das Familienun ternehmen. „Regionalität war immer ein wichtiger Kernwert in unserer Familie”, erzählt David Mölk, gemein samer Geschäftsführer mit Ingo Panknin und Stefan Gros von MPreis. „Mein Vater, Herbert Mölk, war ein Pionier beim regionalen Einkauf aus der Landwirschaft und kannte alle Bauern aus der Region noch mit Vor namen“, so Jakob Mölk, Geschäfts führer von MItalia; Martin Mölk hat die IT bei MPreis aufgebaut. Heimische Wirtschaft Durch die Verknüpfung traditionel ler Werte mit zukunftsorientierten Strategien positioniert sich MPreis als verantwortungsbewusster Akteur im Lebensmittelhandel, der die Bedürf nisse seiner Kunden in den Mittel punkt stellt. „Noch in diesem Jahr bringt MPreis eine neue Eigenmarke in die Regale. Diese Marke wird in novative Produkte umfassen und da rauf abzielen, Kunden ein erweitertes Sortiment an qualitativ hochwertigen
Der lebensM ermöglicht eine professionelle Ausbildung mit Zukunftschancen am ersten Arbeitsmarkt.
Anna-Maria Mölk Spezialistin für Sozialprojekte bei MPreis
FOTO: MPREIS
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VORARLBERG TOP FAMILIEN BETRIEB
Mohrenbrauerei Wenn es um Bier geht, ist für viele Vorarlberger die Mohrenbrauerei erste Wahl. Geschäftsführer Thomas Pachole und Beirats- vorsitzende Irmgard Huber führen das Unternehmen mit Innovationskraft und einer tief in der Region verwurzelten Marke in die 7. Generation der Familie Huber. WO BIER KULTUR REIFT
TEXT: ANDREA FRITZ-PINGGERA
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Starke Frauen der Familie Huber prägen die Geschich te der Mohrenbrauerei, die bis 1763 zurückreicht. Anna Huber ließ 1869 den größ ten GH Dornbirns errichten. Auch die verwitwete Berta Huber investierte 1895 klug. Heute erarbeiten 170 Per sonen 30 Mio Euro Umsatz. 180.000 Hektoliter jährlich werden gebraut, der Markt anteil beträgt in Vorarlberg über 50 %.
Ein Teil der 7. Generation des Familienunter- nehmens: Julia Huber, Maximilian Huber und Anna Sutterlüty (geb. Huber).
reduziert Emissionen und entlastet den Stammsitz in Dornbirn. Der Fo kus liegt auf nachhaltiger Produktion, regionalen Rohstoffen und innovativen Verpackungslösungen wie der welt weit ersten Leichtglasflasche, die den CO2-Fußabdruck signifikant senkt. Mit klarer Strategie, nachhaltiger Aus richtung und hoher Produktqualität bleibt die Mohrenbrauerei ein zentra ler Akteur in der Branche und treibt gezielt die Zukunft des Biermarkts in Vorarlberg voran: Mit einem Marktanteil über 50 Prozent ist Mohrenbräu Marktführer in Vorarl- berg. Jährliche Spitzenplatzierungen bei „Vorarlbergs beste Marke“ bestätigen die starke Position. Doch der Erfolg basiert nicht nur auf Historie, sondern auf stetiger Weiterentwicklung. Neben der nachhaltigen Optimierung von Produktions- und Logistikprozessen setzt die Brauerei verstärkt auf Mar kenkommunikation und Kundennähe. Die Biererlebniswelt in Dornbirn macht Braukultur für Besucher erlebbar und stärkt die emotionale Bindung zur Marke, deren Name übrigens auf den Gründer Johann Mohr verweist. n Marktpräsenz und Innovationskraft
S eit 1763 steht die Mohrenbrau erei für Brauhandwerk und unternehmerische Weitsicht. Heute ist sie Vorarlbergs größte Privatbrauerei und verbindet Tradition mit strategischer Weiterentwicklung. Mit dem neuen Logistikzentrum in Lustenau schafft das Unternehmen eine effizientere, ressourcenschonen dere Infrastruktur und setzt gezielt auf nachhaltige Prozesse. Familiengeführt, unternehmerisch ausgerichtet Irmgard Huber, sechste Generation der Brauerfamilie, kennt das Unternehmen aus langer Erfahrung. „Ich bin in der Brauerei aufgewachsen, das war am Wochenende mein Spielplatz. Nach be ruflichen Stationen im Ausland kehrte ich 1995 in den Familienbetrieb zurück und war lange in der Personalleitung tätig und bin jetzt Beirätin und in der Immobilienverwaltung. Die siebte Generation, bestehend aus mehreren Familienmitgliedern, ist bereits am Start. Seit 2019 lenkt Geschäftsführer Thomas Pachole die strategische Ent wicklung des traditionsreichen Fami lienbetriebes, der im Besitz mehrerer Gesellschafter steht. Die Erweiterung in Lustenau optimiert Lieferketten,
In unserer Brauerei geht es um viel mehr als nur um Bier. Es geht um ein Lebensgefühl und um die Magie des Genusses.
Thomas Pachole und Irmgard Huber GF und Beiratsvorsitzende
Am historischen Standort Dr. Waibel- Straße 2 in Dornbirn befindet sich das topmoderne Herz des Unternehmens – plus einer musealen „Biererlebniswelt“ mit Brauanlage aus dem Jahr 1887.
FOTOS: UDO MITTELBERGER
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BUSINESS
STEIERMARK TOP FAMILIEN BETRIEB
Alois (l.) und David Gölles
TRADITION TRIFFT ZUKUNFT Was mit einem Hobby begann, ist heute ein Aushängeschild österreichischer Genusskultur. In Riegersburg verbindet man traditionelle Brennkunst mit Pioniergeist und Leidenschaft – und liefert Schnaps und Essig auf höchstem Niveau, geschätzt von Feinschmeckern weltweit. Gölles – Manufaktur für edlen Brand & feinen Essig
TEXT: PATRICK DEUTSCH
FOTO: CHRIS ZENZ
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BUSINESS
gal wo auf der Welt man geho bene Gastronomie besucht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch,
E
dass man entweder mit Schnaps oder Essig aus dem steirischen Riegersburg in Kontakt kommt. Die Geschichte von „Gölles – Manufaktur für edlen Brand & feinen Essig“ beginnt nicht mit einem Businessplan, sondern mit Leidenschaft. Alois Gölles, aufgewach sen in einer Familie von Obstbauern, entdeckte während seiner Ausbildung an der Obst- und Weinbauschule Klos terneuburg seine Leidenschaft für die Verarbeitung von Früchten. Anfangs als Hobby betrieben, entwickelte sich daraus eine Profession: In den 1980er Jahren begann er mit der Destillation edler Obstbrände und legte damit den Grundstein für das Unternehmen, das sich bald darauf auch der Essigherstel lung widmete. Pioniergeist in der Flasche Besonders der Apfelbalsamessig, den Gölles 1984 als weltweit Erster her stellte, erwies sich als Meilenstein. Der Markt für hochwertigen Essig war damals praktisch nicht existent: „Anfangs war der Essig quasi un verkäuflich. In den ersten zehn Jah ren mussten wir die Produktion und Lagerung aus der Schnapsbrennerei quersubventionieren“, erinnert sich Alois Gölles. Doch mit Pioniergeist und Durchhaltevermögen etablierte sich das Produkt dann doch noch. Erst in den 1990er Jahren begann der Essigverkauf durchzubrechen, so dass die Manufaktur stetig erweitert wurde. Heute umfasst das Sortiment neben klassischen Fruchtessigen auch Spezialitäten wie Tomatenessig oder Zitronenwürze. Nächste Generation Als David Gölles nach seinem Studi um in den Betrieb einstieg, wurde der Weg frei, diese Schätze erstmals auf den Markt zu bringen. Für die neuen Destillate wurde ein eigenes Gebäu de – ein umgebautes Gasthaus – zur
Es lagern über 3.000 Fässer bei Gölles – teils mit Essig, teils mit Hochprozentigem wie Schnaps, Rum oder Whisky.
Präsentations- und Reifestätte. Die nächste Generation bringt frischen Wind, ohne die Wurzeln zu verlieren. David steht für zeitgemäße Kommu nikation, hohe Gastfreundschaft und neue Impulse – etwa mit der Marke „David Gölles – House of Whiskey, Gin & Rum“. Gleichzeitig bleibt die Philosophie konstant: handwerklich, regional, ehrlich. Der Fokus liegt auf außergewöhnlicher Rohstoffqualität und akribischer Verarbeitung. Genuss erlebbar machen Die Gölles Manufaktur versteht sich nicht nur als Produzent, sondern als Erlebnisort. Seit den 1990ern ist der Be
trieb „gläsern“: Besucher:innen können in die Welt der Essige und Brände ein tauchen, verkosten und staunen. „Un sere beste Werbung ist, wenn jemand zu uns kommt, sieht, wie wir arbeiten – und mit einem Lächeln wieder geht“, erklärt David Gölles. Heute lagern über 3.000 Fässer auf dem Gelände, vieles davon wird erst in Jahren reif sein. Qualität braucht Zeit – und das Vertrau en der Kund:innen. Das Erfolgsrezept: Produkte, die nicht nur einmal gekauft, sondern begeistert nachgekauft wer den. Ob in der Spitzengastronomie, im Feinkostregal oder auf der Skihütte in Aspen – Gölles steht für unvergessli chen Geschmack mit Herkunft. n
Wir werden nie aufhören, zu experi mentieren und vorauszuschauen. Alles, was sich destillieren lässt, alles, was sich zu gutem Essig verarbeiten lässt, interessiert uns.
GF David Gölles über Innovation und Zukunft.
FOTOS: CHRIS ZENZ
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KÄRNTEN TOP FAMILIEN BETRIEB
BUSINESS
Norbert Schellander
Andreas Schellander
DIE INDIVIDUALISTEN Der Klagenfurter Traditionsbetrieb verfolgt seit mittlerweile 80 Jahren eine anspruchsvolle Vision von maßgeschneiderten Qualitätsmöbeln jenseits beliebiger Massenware. Tischlerei Schellander
FOTOS: STUDIOHORST.AT
TEXT: STEFAN KOHLMAIER
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FACTS Maßarbeit. Hochwertige, individuell gestaltete Küchenausstattungen zählen zu den Spezi alitäten der Tischlerei Schellander. Dank einer fairen sowie transparen ten Kostenkalkulation und des Verzichts auf Rabattschlachten können diese außerdem zu oft mals deutlich günstigeren Konditionen angeboten werden als die Premiumli nien der konkurrierenden gängigen Möbelhäuser.
Die Kompetenzen der Mitarbeiter der Tischlerei Schellander befinden sich stets auf dem neuesten Stand des Tischlerhandwerks.
D ie Tischlerei Schellander in der Klagenfurter Ankersho fenstraße feiert 2025 ihr 80-jähriges Jubiläum. Seit seiner Grün dung durch Valentin Schellander im Jahr 1945 ist das Unternehmen be strebt, auf die individuellen Wünsche seiner Kunden hin maßgeschneiderte Lösungen in bestmöglicher Qualität und zeitgemäßem Design zu realisie ren, wie es der Sohn des Firmengrün ders, Peter Schellander, erläutert. Gesamtpaketlösungen Geschäftsführer Norbert Schellander, der die dritte Generation der Unter nehmerfamilie repräsentiert, weist auf den Gesamtpaket-Charakter hin, den sämtliche Angebote seiner Tischlerei aufweisen: „Wir entwickeln für jeden Kunden ein personalisiertes Konzept, das unsere Vision für eine kreative Umsetzung des jeweiligen Einrichtungsprojekts mit den dafür idealen Materialien beinhaltet. Ferner koordinieren wir die Auswahl und Zusammenarbeit mit den in unseren Augen perfekt für den Auftrag ge eigneten Handwerkern anderer Bran chen, etwa Elektriker oder Maler.“
Treue Großkunden Diesen Qualitätsgedanken wissen auch Großkunden zu schätzen, wie Andreas Schellander, der seinen Bru der in der Geschäftsführung unter stützt, zu berichten weiß: „Wir gene rieren ca. die Hälfte unseres Umsatzes mit sogenannten Objektkunden wie Apotheken oder Krankenhäusern, die ausgesprochen hohe Qualitätsmaß stäbe insbesondere an die Oberflä chen der Einrichtungsgegenstände anlegen. Ferner zählen wir einen der bekanntesten heimischen Lebens mitteldiscounter seit mittlerweile 23 Jahren zu unseren Stammkunden.“ Generationenübergreifend Die Schönheit des Tischlerhandwerks offenbart sich für die Familie Schel lander in der Vielseitigkeit des Werk stoffes Holz, den sich permanent wei terentwickelnden Techniken seiner Bearbeitung sowie den daraus ange fertigten kunstvollen Möbelstücken. Von dieser Faszinationskraft wurde auch Norbert Schellanders Tochter erfasst, die nach Abschluss der De signuniversität in St. Pölten in den Betrieb einsteigen wird. n
Die Schönheit des Tischlerhandwerks offenbart sich in Möbelstücken, denen der Charak ter eines Kunst werkes innewohnt.
Norbert Schellander Tischlerei Schellander
Maßgeschneiderte Klasse Die Möbelstücke aus dem Hau se Schellander grenzen sich somit deutlich von denen der Konkur renz, vor allem den Erzeugnissen großer Möbelhäuser ab, was bereits die handverlesenen Materialien zum Ausdruck bringen, die ihrer Anferti gung zugrunde liegen. Laut Norbert Schellander stammen diese bevorzugt von österreichischen Qualitätsliferan ten und sämtliche Holzsorten weisen renommierte Zertifizierungen auf.
FOTOS: STUDIOHORST.AT
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FOTO: ISTOCK.COM/ HAI MAI
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GESCHÄFTE MIT hoffen, davon zu profitieren. Wir haben mit zwei heimischen Firmen gesprochen, die schon lange in China tätig sind und zuversichtlich in die Zukunft blicken. BISS Chancen In China wird 2025 das „Jahr der Schlange“ begangen. Dies möchte die Staatsspitze nutzen, um die zahlreichen wirtschaftlichen Probleme hinter sich zu lassen. Auch österreichische Unternehmen
TEXT: ANDREAS HAMEDINGER
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sehr komplexer Fernmarkt, den es zu verstehen gilt. Besonders durch die Abschottung während der Coro na-Zeit, aber nicht nur dadurch, hat sich das Land wirtschaftlich stark verändert. Heute gibt es in vielen Bereichen einen starken Wettbewerb zwischen chinesischen Unterneh mern, das war vor 20 Jahren noch anders.“ Zahlreiche Probleme Laut Rössler sind viele österreichi sche Unternehmen in China tätig, da ihre Produkte – etwa im Bereich Ma schinenbau – Teil der globalen Wert schöpfungskette sind. Und genau hier liegt auch das Problem: „Man merkt, dass die Bevölkerung spart, und wenn weniger Produkte – etwa Textilien – gekauft werden, spüren das auch die Zulieferer.“ Doch nicht nur die zurückhaltende Nachfrage macht der Wirtschaft in China Pro bleme. „Auch hier stimmen die An forderungen des Arbeitsmarkts nicht mit den Ausbildungen der jungen Menschen überein, daher versuchen
C hina, die zweitgrößte Volks wirtschaft der Erde, verliert an Schwung. Hauptverant wortlich dafür sind eine sinkende Inlandsnachfrage nach Konsumgü tern und ein schwächelnder Immobi liensektor. Obwohl Schwäche relativ ist: Der Internationale Währungs fonds (IMF) rechnet für 2025 mit ei nem Wachstum von 4,5 Prozent (2023 lag dieses bei 5,2 %), in Österreich soll die Wirtschaft nur um 1,1 Prozent steigen. Starke Veränderungen Eine Branche, die in China weiterhin scheinbar auf Erfolgskurs ist, ist je doch die Automobil-Branche – Stich wort „E-Mobilität und autonomes Fahren“. Hier ergeben sich dement sprechende Chancen für die heimi sche Wirtschaft. Doch wie kommt man mit einem chinesischen Un ternehmen überhaupt ins Geschäft? Franz Rössler, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer und zurzeit in Peking tätig, kennt die Feinheiten, auf die es ankommt: „China ist ein
viele österreichische Unternehmen, vor Ort Fachkräfte auszubilden.“ Diese Schwierigkeiten bestätigt auch Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher des Online-Brokers Freedom24: „Vie le Konsumenten zögern mit Ausga ben. Da spielen die hohe Arbeitslo sigkeit unter Jungen, aber auch hohe
China ist für Doppel mayr ein wichtiger Markt. Wir sind dort seit den 90er-Jahren präsent.
Alexander Klimmer Gesamtvetriebsleiter Doppelmayr
FOTOS: WWW.FASCHING.PHOTO
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uns erkannt. Bisher hat Doppelmayr bereits rund 150 Anlagen in China realisieren dürfen. Das sind insbe sondere Anlagen im sommertou ristischen Bereich, bei sogenannten Points of Interest wie beispielsweise Freizeitberge, Aussichtsplattformen, Tempel, etc. Auch zur Chinesischen Mauer haben wir schon zwei Anla gen gebaut.“ Seilbahnen für Olympia Doch für den Seilbahnexperten aus Voralberg ist nicht nur der chine sische Sommer ein Umsatzbringer. Klimmer: „Mit den Olympischen Winterspielen, die 2022 in Peking stattgefunden haben, hat auch die Bedeutung des Wintersports in China an Dynamik gewonnen. Doppelmayr hat die Aufträge für neun neue Seilbahnanlagen im olympischen Austragungsort Yan qing realisieren dürfen. Zudem gibt es zahlreiche weitere Skigebiete in China, in denen die Gäste mit Dop pelmayr-Seilbahnen auf die Piste gelangen.“
Lebenshaltungskosten im urbanen Raum bei teils überschaubaren Löh nen eine Rolle.“ Neben diesen Her ausforderungen stellen laut dem Ex perten auch die Spannungen in den Handelsbeziehungen mit den USA einen Unsicherheitsfaktor für Chinas exportorientierte Wirtschaft dar. 150 Anlagen in China Schon seit den 90er-Jahren ist die Doppelmayr Seilbahnen GmbH aus Vorarlberg in China aktiv. Die Nie derlassung in Sanhe, in der Nähe von Peking, ist eine hundertprozentige Tochterfirma des Wolfurter Unter nehmens und wurde 1995 gegrün det. „Zu den Aufgaben der rund 100 Mitarbeiter gehören Projektierung, Vertrieb, Kundenservice und Pro duktion von Seilbahnkomponenten, insbesondere Stahlbau. Produziert wird in Sanhe für den chinesischen Markt“, sagt Alexander Klimmer, Ge samtvertriebsleiter der Doppelmayr Seilbahnen GmbH, der erklärt: „Das Potenzial des chinesischen Markts ist sehr groß und wurde schon früh von
Mittlerweile beschäf tigen wir in unseren chinesischen Werken mehr als 1.100 Mitarbeiter.
F. Peter Mitterbauer Miba-Vorstandsvorsitzender
Umzug geplant Der Doppelmayr-Standort in San he hat sich in den vergangenen 30 Jahr jedoch stark gewandelt, wie Klimmer berichtet: „ Ursprünglich in einer von Reisfeldern geprägten Landschaft angesiedelt, hat sich um unser Produktionswerk inzwischen ein Wohngebiet entwickelt. Die
FOTOS: UNTEN: MIBA/WITZANY, OEBN: ISTOCK.COM/ JENSON
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Das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen beträgt in China 1.032 Euro pro Kopf. In Österreich sind es etwa 2.790 Euro.
vestoren den Einstieg in chinesische Aktien erleichtert, indem die Schwellenwerte für den Aktienbe sitz gesenkt und die Behaltefrist ver kürzt wurde.“ Dieser Schritt zeugt von der Entschlossenheit, den chine sischen Markt zu öffnen, und bietet Möglichkeiten, ausländisches Kapi tal zu generieren.“ Darüber hinaus hat sich die chinesische Regierung der Ankurbelung des Konsums ver schrieben, wie Selleslagh erläutert: „Dazu zählt ein Paket im Ausmaß von zehn Billionen Yuan (etwa 1,3 Billionen Euro), mit denen in diver sen Regionen die lokale Wirtschaft, die notwendige Infrastruktur und der Konsum gefördert werden sol len. Für Anleger bieten sich einige Chancen in Sektoren, die auf die Be dürfnisse der Konsumenten ausge richtet sind, insbesondere in den Be reichen Technologie, elektronischer Handel und grüne Industrie.“ n
daraus resultierenden zunehmenden Einschränkungen und neuen Bedin gungen veranlassen uns dazu, unse ren Produktionsstandort in den kom menden zwei Jahren zu verlegen. Die Planungen dafür laufen bereits.“ Über 1.100 Mitarbeiter In China tätig ist auch der oberös terreichische Technologie-Spezialist Miba, wie F. Peter Mitterbauer, Miba- Vorstandsvorsitzender, erklärt: „Das erste Miba-Werk in China haben wir bereits im Jahr 2007 in Suzhou eröff net, seither haben wir unsere Akti vitäten laufend erweitert und stehen jetzt eben bei zwei Werken in Suzhou und einem in der Region Shenzhen. Mittlerweile beschäftigen wir in un seren chinesischen Werken mehr als 1.100 Mitarbeiter. Und zurzeit bauen wir in der Region Shenzhen einen weiteren, vierten Produktionsstand ort in China.“
„Local to local“-Strategie Warum die Miba ihr wirtschaftli ches Engagement in China weiter ausbaut, hat laut Mitterbauer einen einfachen Grund: „Entsprechend unserer ‚Local to local‘-Strategie produzieren wir in China für unsere chinesischen Kunden – genauso wie in Europa für europäische Kunden oder in den USA für US-Kunden. Daher auch unsere breite Präsenz in China.“ Der Firmenphilosophie folgend ist die Miba daher auch mit der gesamten Technologie-Pa lette des Unternehmens in China vertreten. 1,3 Billionen Euro Dass sich Investitionen am chine sischen Markt auch für andere ös terreichische Unternehmen lohnen könnten, erklärt Selleslagh vom Online-Broker Freedom24: „Jüngste Reformen haben ausländischen In
FOTOS: UNTEN: MIBA/WITZANY, OEBN: ISTOCK.COM/ JENSON
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