Blickpunkt Steyr 2024 KW40
EXTRA: Blickpunkt Steyr & Umgebung
STEYR INSIDE
PETRA STANGL-WINKLER Mehr als „nur“ Vergesslichkeit
DEMENZ. Die Expertin aus Steyr betont im Interview, dass sich Demenz nicht nur durch Vergesslichkeit äußert, spricht über die Bedeutung frühzeitiger Erkennung, Risikofaktoren und darüber, welche Rolle prominente Betroffene haben könnten. Von Philipp Eitzinger W enn einen die Information. Petra Stangl-Winkler arbeitet seit
Demenz mal er wischt hat, geht es nur noch um Linderung. Ist das korrekt? Stangl-Winkler: Grundsätzlich ja, wenn der kognitive Bereich bis zu einem gewissen Aus maß betroffen und die All tagstauglichkeit einge schränkt ist. Es gibt aber auch die Vorstufe, also milde kog nitive Beeinträchtigungen, diese kann man schon stabili sieren – wichtig ist, dass man die Ursache abklärt. Ist es eine Depression, die nicht diag nostiziert wurde? Diese kann nämlich auch für Konzentra tionsschwächen sorgen, die wie eine beginnende Demenz wirken. Vorstufen der Demenz sind also erkennbar, aber vielen nicht bewusst? Stangl-Winkler: Genau. Ich mag den Begriff der „Al tersvergesslichkeit“ über haupt nicht, weil er das „ich darf eh was vergessen, ich bin ja schon alt“ verharmlost. Das sollte man abklären, um festzustellen, ob es sich nicht doch um Demenz handelt. Wie kann man vorbeugen? Stangl-Winkler: Rund 40 Pro zent der Demenzfälle könn
15 Jahren als Klinische Neuropsychologin im
Pyhrn-Eisenwurzen-Klini kum in Steyr und klärt in enger Zusammenarbeit mit Ärzten Demenzerkankun gen ab. Sie hat zu diesem Thema auch ein Buch geschrieben („Vergiss Demenz“), in dem sie die Erkrankung und Präventi onsmöglichkeiten erklärt.
„Es gibt für nichts eine Garantie. Aber man kann das Risiko, an Demenz zu erkranken, definitiv minimieren.“ Petra Stangl-Winkler
Stangl-Winkler: Ja und das ist wichtig, denn es gibt De menzformen, die ganz anders anfangen als mit dem Verges sen – sondern etwa mit Sprachstörungen, wie beim Hollywood-Star Bruce Willis. Können betroffene Promi nente bzw. deren Angehö rige mit einem offenen Umgang etwas bewirken? Stangl-Winkler: Es wäre abso lut wertvoll, weil das gesell schaftliche Stigma minimiert werden könnte. Menschen gehen ungern zur Untersu chung, weil sie Angst davor haben, was rauskommt. Das verzögert aber nur die Diag nose und damit auch eine mögliche Behandlung! V
ten mit gesundem Lebensstil vermieden werden. Die Er nährung mit Fertigprodukten mit Zucker und Konservie rungsstoffen, Diabetes, Rau chen, Alkhohol, chronischer Stress, chronische Schlafstö rungen, Bewegungsmangel – all das erhöht das Risiko, an Demenz zu erkranken, dras tisch. So wie eine fleischlasti ge Ernährung. Eine Umstel lung wird da schnell als mas sive Einschränkung empfun den. Viele nehmen auch das
Wort „Ruhestand“ allzu wörtlich – es ist aber wichtig, auch im Alter die Fähigkeit und den Willen zur Verände rung und zum Lernen zu ha ben bzw. zu bewahren. Sie beschreiben den Ver lust von sozialen Fähigkei ten, Selbstreflexion, und der Unfähigkeit, Impulse zu unterdrücken, als klare Kennzeichen. Das hat nichts mit dem Klischee vom „Vergessen“ zu tun.
FOTO: CHRIS HOLZINGER
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