CHEFINFO 07_2024 September

FINANZEN

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NISCHENSTAR. Es gibt nicht viele heimische Industrieunternehmen, die dem derzeitigen Konjunktur-Blues trotzen. Der börsennotierte Kran- und Hebelösungs hersteller Palfinger zählt dazu. Im Interview erklärt CEO Andreas Klauser, was das Wachstum antreibt und war um das Unter nehmen im Süden Europas investiert.

Top-Manager Andreas Klauser führt Palfinger seit 2018 als Vorstandsvorsit zender (CEO) und stellt das Unternehmen als Konzern international breit auf.

Länder wie Italien oder Spanien haben ihre Hausaufgaben gemacht und können mit Volatilität besser umgehen, sagt Klauser. Im Bild Italiens Regierungschefin Georgia Meloni. A ndreas Klauser fehlt es nicht an Erfahrung, Unternehmen durch unruhige Gewässer zu manöv

Riesiges Potenzial in Indien: Am Subkontinent realisiert Palfinger in Kooperation mit dem Gleisbaumaschinen-­ Hersteller Plasser & Theurer einige Projekte.

Ein Börsenunternehmen, an dem die Gründerfamilie die Aktienmehrheit hält – ein Widerspruch? Klauser: Nein, ich sehe das als Vorteil. Die Aufgaben und Regeln des Zusam menspiels zwischen Aufsichtsrat und Vorstand sind klar definiert, effizient und lassen sich nachvollziehen. Zum ande ren agiert eine Familie im Hintergrund weitblickender, denkt an die nächsten Generationen und nicht nur in Quartals ergebnissen, sondern im Sinne der Nach haltigkeit in Long-Term-Investments. Die Welt ist heute eine andere, eine volatilere. Mit welchen Strategien lässt sich der Weg weiterführen in Richtung Drei-Milliarden-Umsatz Schallmauer? Klauser: Dieses Ziel, das wir ursprüng lich für 2030 angepeilt haben, könn ten wir bereits 2027 erreichen. Als ich zu Palfinger kam, lag der Umsatz bei 1,6 Milliarden Euro, letztes Jahr waren es 2,45 Milliarden. Auch die Finanzziele wurden deutlich verbessert. Derzeit ver spüren wir in Europa und in den Kern märkten Deutschland, Frankreich, Skan dinavien starken Gegenwind. Auf der anderen Seite floriert das Geschäft in Spanien, Portugal oder in Italien. Mittler weile sind wir auch mit neun verschiede nen Produktlinien unterwegs. Die Strate gie ist klar: Wir warten nicht auf den Ô

CHEFINFO: Palfinger feierte vor 25 Jahren sein Börsendebüt in Wien und konnte den Umsatz von 243 Millio nen Euro auf 2,45 Milliarden Euro ver zehnfachen. Was waren die wesentli chen Treiber des Wachstums? Andreas Klauser: In erster Linie Inno vationsgeist, unternehmerisches Den ken und in Folge die Technologiefüh rerschaft mit soliden Produkten, einer soliden Distribution und einem soli den Servicenetzwerk. Der Grundstein

rieren und in großen Dimensionen zu den ken. Der 58-jährige Oberösterreicher gilt als begnadeter Netzwerker und als Mana ger mit unkonventionellem Führungsstil. Bevor er 2018 zum CEO der Palfinger AG berufen wurde, übte er Vorstands funktionen beim Traktorenhersteller Case IH und Steyr sowie CNH Industrial aus. Damit gehörte Klauser zum Führungskreis des damaligen Fiat-Chefs und Sanierers Sergio Marchionne († 2018). Dieses itali enisch-amerikanische Umfeld, der Unter nehmergeist und der effiziente Umgang mit Krisen, habe ihn geprägt, sagt Klauser im Gespräch mit CHEFINFO: „Ich muss nicht immer alles auf Punkt und Beistrich geplant haben, sondern mir erst einen Korridor schaffen, in dem ich mich bewe gen und Entscheidungen treffen kann.“ Seit seinem Antritt als CEO stiegen Umsatz- und Ergebniszahlen, 2027 will der Chef des Salzburger Kranherstellers drei Milliar den Euro Umsatz erreichen. Derzeit spürt das Unternehmen das schwache Wirt schaftswachstum in den Kernmärkten Deutschland und Skandinavien. Im Halb jahr 2024 sank der Umsatz um 3,3 Prozent, der Gewinn stiegt leicht auf 68 Millionen Euro. Palfinger fokussiert sich bei Investi tionen auf den Süden Europas und setzt auf Wachstum in Indien und in den USA.

Man kann über eine große Koali tion denken, was man will – aber Rot-Schwarz hat das rückblickend gar nicht so schlecht gemacht.

„Wir drehen an vielen kleinen Stellschrauben“

Andreas Klauser CEO Palfinger AG

dafür wurde früh von Richard Palfinger gelegt. Es folgten Jahre der Akquisitio nen, Joint Ventures und Übernahmen. Das alles brachte einen Schub ab 2010 von 650 Millionen Euro zu einem Kon zern von 1,6 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2018. Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Funktion des CEO übernommen, um aus einem Unternehmen mit Business Units eine Konzernstruktur für weite res Wachstum zu schaffen.

INTERVIEW: Klaus Schobesberger

FOTOS: PETER RIGAUD, PALFINGER, FILIPPO ATTILI / LAPRESSE / PICTUREDESK.COM

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